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Geschichte   Dialog      

Anfrage zu einer Streitfrage im Unterrich

From: Jürgen Marcus Riegler  Widamaker@gmx.at  August 21, 2001  

 

Ich grüsse herzlichs,  Mein Name ist Simon und wir hatten in der Schule im Juni einen Streit. Meine Mitschüler behaupten, dass die Römisch-Katholische Kirche älter sei als der Islam aber irgendwie bin ich mir da nicht so sicher. Können sie mir helfen?

mfg Simon 

 

 

Lieber Simon!

 

Mein Name ist Muhammad Ismail und ich bin österreichischer Muslim. Ich werde versuchen dir nach bestmöglicher Nachforschung diese Frage zu beantworten:  Nach der allgemeinen Ansicht der "Römisch - Katholischen - Kirche" gilt der folgende Ausspruch des Propheten Jesus (der Friede sei auf ihm), welcher in den "Evangelien" erwähnt wird, als "Gründung" der "Römisch - Katholischen - Kirche(Gemeinde): "Du Petrus bist der Fels, und auf diesem Felsen werde ich meine Kirche (Gemeinde) aufbauen!" 

 

Man könnte auch die Jahre 380 oder 405 (siehe unten) als "Kirchengründung" ansehen. Auf jeden Fall ist es so, das die "Katholische - Kirche" älter ist als die Offenbarung des Qur'aan
und damit der Beginn der "Islamischen Lehre". Trotzdem hast du nicht ganz unrecht, denn Islam bedeutet "Unterwerfung an den einen Gott" und diese Lehre verbreiteten alle Propheten von Adam über Moes und Jesus bis zu Muhammad, der Friede sei auf ihnen. Das heisst, das eigentlich alle Propheten seit des ersten Menschen zum Islam aufgerufen haben. Aus dieser Sichtweise ist der Islam natürlich viel älter als die "R.-K.-Kirche" Ich hoffe dir geholfen zu haben und stehe gerne für weitere Fragen zur Verfügung. 

 

Mit freundlichen Grüssen 

Ismail Suk  

 

P.s.: 

 

Aus der christlich Literatur: 

 

Das Neue Testament wurde ursprünglich in Griechisch geschrieben und diese Schriften werden daher auch als Griechische Schriften bezeichnet. Vor dem Ende des zweiten Jahrhunderts waren die vier Evangelien, die Apostelgeschichte und 12 der Paulinischen Briefe allgemein anerkannt. 

 

Um das Jahr 230 erkannte Origenes den Hebräerbrief und den Jakobusbrief, die beide im Muratorischen Fragment fehlen, als inspirierte Schriften an. Wenn er auch andeutet, dass einige ihre Kanonizität anzweifelten, zeigt dies ebenfalls, dass zu der Zeit die Kanonizität des gröss ten Teils der Griechischen Schriften anerkannt war, nur wenige hatten Zweifel in bezug auf einige weniger bekannte Briefe. Später bestätigten Athanasius, Hieronymus und Augustinus die endgültige Zusammenstellung der Schriften in früheren Verzeichnissen, indem sie dieselben 27 Bücher als kanonisch bezeichneten, die heute unseren Kanon bilden. 

Die katholische Kirche beanspruchte das Recht, zu entscheiden, welche Bücher in den Bibelkanon aufgenommen werden sollten, und es wird auf das Konzil von Karthago (397) verwiesen, auf dem ein Verzeichnis der Bücher angefertigt wurde. Jedoch war der Kanon bis dahin, einschliess lich des Verzeichnisses des Neuen Testaments (der Christlichen Griechischen Schriften), bereits festgelegt, nicht durch den Beschluss irgendeines Konzils, sondern unter der Leitung des heiligen Geistes Gottes - desselben Geistes, der zur Niederschrift dieser Bücher inspirierte. Das Zeugnis späterer nichtinspirierter Personen, die Verzeichnisse anfertigten, ist nur insofern wertvoll, als sie den Bibelkanon bestätigen, den Gottes Geist autorisiert hat. 

 

*Die Einstellung des Bibelgelehrten Hieronymus, der um das Jahr 405, die Vulgata (lateinische Übersetzung der Bibel) vollendete, gegenüber den apokryphen Büchern war eindeutig. Er führte die so genannt inspirierten Bücher auf, wobei er dieselbe Zählweise wie Josephus anwandte - er fasste die 39 inspirierten Bücher der Hebräischen Schriften in 22 zusammen -, und schrieb in seinem Prolog zu den Büchern Samuel und Könige in der Vulgata: "Somit sind es zweiundzwanzig Bücher . . . Dieses Vorwort zu den Schriften kann als Grundlage zum Schutz für all die Bücher dienen, die wir aus dem Hebräischen ins Lateinische übersetzen, damit wir wissen mögen, dass, was immer über dieses hinausgeht, in die Apokryphen verlegt werden muss." 

 

Die Apokryphen 

 

Das griechische Wort apókryphos wird in drei Bibeltexten in seiner ursprünglichen Bedeutung gebraucht. Es bezieht sich dort auf etwas, was "sorgsam verheimlicht" oder "sorgsam verborgen" ist (Mar 4:22; Luk 8:17; Kol 2:3). Auf Schriften angewandt, bezog sich das Wort ursprünglich auf solche, die nicht öffentlich vorgelesen wurden, somit vor anderen "verborgen" blieben. Später nahm jedoch der Begriff die Bedeutung von "unecht, unkanonisch" an, und heute wird er in der Hauptsache auf die hinzugefügten
Schriften angewandt, die von der römisch-katholischen Kirche auf dem Konzil von Trient (1546) zu einem Teil des Bibelkanons erklärt wurden. Im katholischen Sprachgebrauch bezeichnet man diese Bücher als deuterokanonisch ("zum zweiten [oder späteren] Kanon gehörend") und unterscheidet sie von den protokanonischen Büchern. 

 

Diese hinzugefügten Schriften sind: 

Tobias (Tobit), Judith (Judit), Weisheit (Weisheit Salomos), Jesus Siirahch, Baruch, 1. und 2. Makkabäer, Zusätze zu Esther (Ester) sowie drei Zusätze zu Daniel: "Lobgesang der drei Jünglinge", "Susanna und das Urteil Daniels" und "Bel und der Drache". 

 

 

Wichtige Daten zur Geschichte des Christentums:

 

um 30 Wirken Jesus
48 Apostelkonvent
64 Christenverfolgung unter Nero?!!!
144 Gegenkirche des Marcion
vor 200 Kanon des NT abgeschlossen
203 Origenes Leiter der alexandrin. Katechetenschule
249 Christenverfolgung unter Decius
um 280 Antonius der Grosser, »Vater des Mönchtums«
303 Christenverfolgung unter Diocletian
311-383 Wulfila
313 Mailänder Edikt durch Konstantin der Grosser; Religionsfreiheit
345-430 Augustinus
*380 Christentum wird Staatsreligion
nach 382 Vulgata (nach Hieronymus)
um 400 Iroschottische Kirche
480-547 Benedikt von Nursia
590-604 Papst Gregor der Grosser.
675-754 Bonifatius
726-843 Bilderstreit in der byzantinischen Kirche
754 Pippinische Schenkung
um 850 Kyrillos und Methodios, die »Slawenlehrer«
910 Gründung des Klosters Cluny
988 griechisch geprägtes Christentum Staatsreligion in Russland
1054 Trennung zwischen Ost- und Westkirche
11./12. Jh. Investiturstreit
1096-1270 Kreuzzüge
1119 Gründung des Templerordens
1140 Corpus juris canonici, 1. Teil
1193-1280 Albertus Magnus
1198-1216 Innozenz III., Höhepunkt der polit. Macht des Papsttums
13. Jh. Beginn der Inquisition
1209 Gründung des Franziskaner-Ordens
1216 Gründung des Dominikaner-Ordens
1309-1377 Babylonische Gefangenschaft der Kirche
1320-1384 John Wiclif
1378 Schisma zwischen den Päpsten von Rom und Avignon
1400-1700 Hexenverfolgungen
1415 Jan Hus in Konstanz verbrannt
1498 Savonarola verbrannt
1517 Thesenanschlag Luthers/Beginn der Reformation
1521 Reichstag zu Worms/Ächtung Luthers
1522 Luther Übersetzung des NT
1523 Reformation in Zürich durch Zwingli
1525 Hinrichtung Thomas Müntzers
1529 Marburger Religionsgespräch zwischen Luther und Zwingli
1530 Augsburgisches Bekenntnis
1534 Gründung des Jesuiten-Ordens
1535 Heinrich VIII. Oberhaupt der Kirche von England
1536 Beginn der Reformation durch Calvin
1545-1563 Trienter Konzil
1549 Common Prayer Book
1555 Augsburger Religionsfriede
1559 Index librorum prohibitorum
1562 Edikt von Nantes
1563 Heidelberger Katechismus
1620 Auswanderung der Pilgerväter nach Nordamerika
1675 Anfänge des Pietismus
1685 Aufhebung des Edikts von Nantes
1732 Ausweisung der Salzburger Lutheraner
um 1740 Beginn der Erweckungsbewegung der Methodisten in England
1773 Auflösung des Jesuiten-Ordens
1803 Säkularisierung der geistlichen Fürstentümer
1814 Wiedereinführung des Jesuiten-Ordens
nach 1800 Erweckungsbewegungen in Deutschland
1828 Rheinische Missionsgesellschaft
1846 Evangelische Allianz
1848 Wittenberger Kirchentag/Innere Mission
1848 1. Katholikentag in Mainz
1869/70 1. Vatikanisches Konzil
1871 Religionsgemeinschaft der Altkatholiken
1883 Gründung des CVJM
1910 Weltmissionskonferenz in Edinburgh
1917 Codex Iuris Canonici
um 1920 dialektische Theologie (Karl Barth)
1925 Weltkirchenkonferenz in Stockholm
1929 Lateranverträge
1933 Reichskonkordat
1934 Barmer Bekenntnis der ev. Kirche
1940 Communauté de Taizé
1948 1. Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Amsterdam
1948 Gründung der Evangelischen Kirche in Deutschland
1949 1. Deutscher Evangelischer Kirchentag in Hannover
1950 Dogma der leiblichen Himmelfahrt Mariens
1962-1965 2. Vatikanisches Konzil
seit ca. 1959 Theologie der Befreiung
1966 Holländischer Katechismus (kath.)
1969 Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR
1974 Jugendreligionen (Prägung des Begriffs)
1979 Allgemeine Konferenz des Lateinamerikanischen Episkopats in Puebla
1983 Revision des Codex Iuris Canonici
1984 Revision der Lutherbibel im Auftrag der EKD
1985 auss erordentliche Bischofssynode in Rom, die Reformen des 2.
Vatikanischen Konzils zu überprüfen.
1991 Wiedervereinigung des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR mit
der Evangelischen Kirche in Deutschland
1992 neuer offizieller kath. Katechismus

M. J. Karam
Wirtschaftsabteilung der Universität Wien
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