Über das
Gedenken an den Geburtstag des Propheten-
Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden
-
von Abd
al-Hafidh Wentzel
Der
Tag, an dem Allah
der Erhabene Seinen Liebling in diese Welt geschickt hat ist
sicherlich für all diejenigen, die an ihn glauben ein Tag der Freude. Kein
Besserer oder Vollkommener als er wurde jemals erschaffen. Er ist es, der als
Barmherzigkeit für alle Welten gesandt wurde, als Rufer zu Allah
mit Seiner
Erlaubnis und als strahlende Leuchte – Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden.
Trotzdem trifft man unter den Muslimen immer wieder Menschen, die danach fragen,
ob es zulässig sei, den Geburtstag des Gesandten Allahs – Segen und Friede
seien auf ihm – als Gedenktag zu begehen oder zu feiern. Dabei zitieren sie
oft die Behauptungen derjenigen, die dies als unzulässig ansehen, weil es eine
„Neuerung“ sei, etwas, was weder auf den Propheten – Allah
segne ihn und
schenke ihm Frieden – noch auf seine Nachfolger, die rechtgeleiteten Khalifen
– möge Allah
mit ihnen zufrieden sein - zurückzuführen sei. Grundlage all
dieser Behauptungen und „Fatwas“, die das Feiern des Geburtstages des Besten
der Geschöpfe – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – untersagen wollen
ist der Satz aus dem Had'Ith: „Hütet Euch vor neu-eingeführten Dingen, denn
jede Neueinführung ist eine Neuerung und jede Neuerung ist Irreleitung".
Dabei interpretieren sie diese Worte im Gegensatz zu den ersten
Generationen der Muslime und den frühen Gelehrten als grundsätzliches,
allgemeingültiges und ausnahmsloses Verbot der Einführung von etwas Neuem in
der Religion. Imam Schafi´i sagte dagegen: „Neuerungen sind von zweierlei
Art: lobenswerte Neuerungen und verabscheuenswürdige Neuerungen und was im
Widerspruch zur Sunna steht ist verabscheuenswürdig.“ Und er sagte: „Neuerungen
sind von zweierlei Art: das was im Gegensatz zum Qur’an, der Sunna oder der übereinstimmenden
Ansicht der Muslime steht ist eine irreleitende Neuerung wohingegen eine gute
Neuerung in keinerlei Widerspruch zu diesen Dingen steht.“
Imam Nawaw'I sagte: „Neuerung bedeutet im Sinne des göttlichen
Gesetzes etwas einzuführen, was zu Zeiten des Propheten nicht existierte und es
ist zu unterscheiden zwischen guten und schlechten (Neuerungen).“ Ibn Hajar al-Asqalan'I,
der Autor des bekanntesten Kommentars zu Imam Bukh'ar'I’s Sahih-hadiith-Sammlung
sagte: „Alles was nicht zur Zeit des Propheten existierte wird als Neuerung
bezeichnet, aber manche (Neuerungen) sind gut während andere schlecht sind.“
Diese Auffassung der rechtschaffenen früheren Gelehrten wird gestützt durch
den bekannten Ausspruch des Gesandten Allahs – Segen und Friede seien auf ihm:
„Demjenigen, der einen guten Brauch (Sunna)
im Islam einführt, wird der Lohn all derer zuteil, die nach ihm danach handeln,
ohne dass ihr Lohn um das Geringste gemindert würde, wer jedoch einen
schlechten Brauch einführt, auf dem lastet die Strafe all derer, die danach
handeln, ohne dass ihre Strafe um das Geringste vermindert würde.“
Wer könnte
auf die Idee kommen, das Gedenken an das freudige Ereignis der Geburt des
Siegels der Propheten –Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden - , eine
Versammlung aus Liebe und Ehrerbietung für ihn, mit Qur’anrezitation,
Berichten über die Lebensgeschichte des Gesandten Allahs, Lobliedern zu seinen
Ehren und einer gemeinsamen Mahlzeit sei eine verwerfliche, verabscheuenswürdige
Neuerung?
Imam
as-Suyut'I sagte: „Der Geburt des Propheten – auf dem Allahs Segen und
Friede seien – zu gedenken, was im Grunde darin besteht, Leute zusammen zu
bringen, Teile des Qur’an zu rezitieren, Geschichten über die Geburt des
Propheten und die damit verbundenen Zeichen zu erzählen, dann Essen zu
verteilen und danach auseinander zu gehen, ist eine gute Neuerung. Derjenige,
der sie praktiziert, wird dafür belohnt, denn sie ist ein Zeichen der
Ehrerbietung für die Stellung des Propheten und Ausdruck der Freude über seine
Geburt – Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden.“
Und Ibn Taymiyya sagte: „Und ebenso was manche Leute eingeführt haben, ähnlich
den Christen, die die Geburt ´Isas feiern, oder aus Liebe für den Propheten
und um ihm Ehre zu erweisen, möge Allah
sie aufgrund dieser Liebe und ihres Bemühens
belohnen, nicht aufgrund der Neuerung die es darstellt. .... Den Geburtstag des
Propheten zu feiern und zu würdigen und als einen ehrwürdigen Zeitpunkt zu
betrachten, so wie es manche Menschen tun, ist gut und damit ist gross
er
Gotteslohn verbunden wegen ihrer guten Absicht, den Propheten - Allah
segne ihn
und schenke ihm Frieden - zu ehren.“
Ibn Kathir, wohl einer der berühmtesten Qur´an-Kommentatoren, Historiker und
Autor einer klassischen Prophetenbiographie lobt Muzaffar, den Herrscher von Irbil, mit folgenden Worten: „Er
pflegte den edlen Maulid im Rabi´al Awwal zu feiern und organisierte zu
diesem Anlass gross
artige Feierlichkeiten. Er war ein weiser König, mutig, ein
starker Krieger, intelligent, gebildet und gerecht. Möge Allah
ihm barmherzig
sein!“
Adh-Dhahab'I beschreibt eben diesen Herrscher so: „Er (Muzaffar) liebte es,
Almosen zu geben ... er errichtete vier Hospize für die Armen und Kranken ...
ein Haus für Frauen, eines für Waisenkinder, eines für Obdachlose. Er selbst
pflegte die Kranken zu besuchen ... er errichtete eine Madrassa für die
Schafi´'Iten und Hanbalis ... er liess es nicht zu, dass irgendwelche ungehörigen
Dinge in sein Herrschaftsgebiet eingeführt wurden ... .Was die Feierlichkeiten
anlässlich des edlen Maulid an-nabawiyy angeht, reichen Worte nicht aus,
sie zu beschreiben. Die Menschen kamen sogar den ganzen Weg von Iraq und
Algerien um daran teilzunehmen.“
Für
diese gross
en Gelehrten der Muslime war die Feier des Maulid
offensichtlich eine Selbstverständlichkeit und keine verabscheuungswürdige
Neuerung. Ibn Kathir verfasste schliess
lich selbst einen aus Had'Ithen,
Bittgebeten und Segenswünschen auf den Propheten – Allah
segne ihn und
schenke ihm Frieden – bestehenden Maulid-Text.
Ebenso empfahl der berühmte Meister der Had'Ith-Wissenschaften Ibn Hajar al-Haytami
den Maulid zu begehen, wobei er ihn mit dem Aschura-Tag verglich, den der
Prophet - Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden - zu einem Fasten- und
Feiertag gemacht hatte, als er hörte, dass die Juden ihn als Tag der Errettung
aus der Gefangenschaft des Pharao begingen: „ So wie die Juden den Aschura
-Tag feierten indem sie fasteten um Allah
zu danken, sollten auch wir den Tag
des Maulid feiern“ und weiter: „ Man dankt Allah
für die Gnade, die
Er an einem bestimmten Tag erwiesen hat, sei es durch Gewährung eines gross
en
Gutes oder durch Abwendung einer Katastrophe. Dieser Tag wird Jahr für Jahr
gefeiert. Danksagung kann aus verschiedenen Arten gottesdienstlicher Handlungen
bestehen wie Niederwerfung, Fasten, Almosengeben oder Qur´an-Rezitation. Und
welch gröss
eres Gut gibt es als die Ankunft dieses Propheten - Allahs Segen und
Friede seien auf ihm, des Propheten der Barmherzigkeit, am Tage des Maulid
?“
Dass es sich dabei um eine Neuerung im Sinne von etwas in der Anfangszeit des
Islam nicht da Gewesenem handelte war den gross
en `Ulama durchaus bewusst.
Imam Nawawis Lehrer Imam Abû Schama sagte dazu: „Die beste Neuerung unserer
Tage ist das Gedenken an den Geburtstag des Propheten. An diesem Tage spenden
die Menschen freigiebig, verrichten viel Gottesdienst, zeigen gross
e Liebe für
den Propheten – der Segen Allahs und Sein Friede seien auf ihm – und danken
Allah
dem Erhabenen vielfach dafür, dass Er ihnen Seinen Gesandten geschickt
hat, um sie auf dem Wege der Sunna und dem göttlichen Gesetz des Islam
zu führen.“
Diese
Aussagen einiger der bedeutendsten Gelehrten der Gemeinde Muhammads – Allah
segne ihn und schenke ihm Frieden – verdeutlichen sicherlich dem
unvoreingenommenen Leser, dass es sich beim Gedenken an den Geburtstag des
Propheten – Allahs Segen und Friede seien auf ihm – nicht um eine unzulässige,
verwerfliche Neuerung handelt. Wenn sich Menschen während der damit verbundenen
Feierlichkeiten in irgendeiner Weise ungebührend benehmen, so ist dieses
Verhalten sicherlich als solches für sich zu verurteilen, ohne dass damit aber
gleich das Begehen des Maulid als unzulässig zu betrachten wäre. Es käme
ja auch niemand auf die Idee, die Pilgerfahrt abzuschaffen, weil einige der
Pilger sich daneben benehmen. Die überwiegende Mehrheit der Muslime und ihrer
Gelehrten betrachteten und betrachten die Feierlichkeiten anlässlich des
Prophetengeburtstages als eine lobenswerte und segensreiche Neuerung. Dies ist
auch die von Schaikh Yusuf al-Qardawi, dem wohl derzeit bekanntesten Gelehrten
der ‚Salafi’-Bewegung, vertretene Ansicht. Er sagt dazu: „Wir alle wissen,
dass die Gefährten des Propheten – Segen und Friede seien auf ihm – weder
den Geburtstag des Propheten noch den Tag der Hijra oder den Tag von Badr
gefeiert haben, denn sie waren selbst Zeugen dieser Ereignisse während der
Lebzeiten des Propheten, der immer in ihren Herzen und Gedanken war. Sa´d ibn
Ab'I Waqq'as sagte, dass sie genauso bemüht Daarum waren, ihren Kindern die
Berichte über die Feldzüge des Propheten zu erzählen wie Daarum, ihnen den
Qur’'an beizubringen. Auf diese Weise erinnerten sie ihre Kinder an das, was
zu Lebzeiten des Propheten geschah und bedurften deshalb keiner solchen
Feierlichkeiten. Die nachfolgenden Generationen begannen jedoch, diese
glorreiche Geschichte und ihre Bedeutung zu vergessen. Deshalb wurden derartige
Feierlichkeiten abgehalten, um das Gedenken an gross
artige Ereignisse und die
Werte, die wir daraus ableiten können wieder zu beleben. Unglücklicherweise
beinhalten derartige Feierlichkeiten einige Neuerungen, wo doch ihr eigentlicher
Zweck darin besteht, die Menschen an das Leben des Propheten und das, wozu er
eingeladen hat, zu erinnern. In Wirklichkeit bedeutet das Feiern des
Geburtstages des Propheten die Geburt des Islam zu feiern. Solche Gelegenheiten
sind dazu da, um die Menschen daran zu erinnern, wie der Prophet gelebt hat. Und
Allah
der Erhabene sagt: „Wahrlich, im Gesandten Allahs habt ihr ein vorzügliches
Beispiel für den, der auf Allah
und den Jüngsten Tag hofft
und Allahs vielfach gedenkt.“
“
Ohne
nun erschöpfend auf sämtliche Beweise und Argumente eingegangen zu sein, hoffe
ich mit dieser kurzen Zusammenfassung dem Zweifel derer, die befürchten,
vielleicht mit dem Feiern des Maulid etwas Unrechtes zu tun, Abhilfe
geschaffen zu haben. Möge Allah
uns recht leiten und vereinen in Liebe zu und
im Gedenken an Seinen Liebling, das Siegel der Propheten und Gesandten,
Barmherzigkeit für alle Welten und Fürsprecher der Gläubigen am Tage des
Gerichts, Sayyidun'a Muhammad – möge Allah
ihn segnen und ihm Frieden
schenken!
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