Krieg
gegen den Terrorismus
Mark Thomas: Vielleicht könnten wir mit der Aussenpolitik der USA
beginnen, bezüglich dem Irak und dem Krieg gegen den Terrorismus,
was denken Sie, passiert im Moment?
Noam Chomsky: Grundsätzlich müssen wir mit der Phrase „Krieg gegen
den Terrorismus“ sehr vorsichtig sein. Es kann keinen Krieg gegen
den Terrorismus geben. Es ist eine logische Unmöglichkeit. Die USA
sind einer der führenden Terrorstaaten der Welt. Die Leute die heute
an der Macht sind, sind alle vom Weltgerichtshof für Terrorismus
verurteilt worden. Sie wären auch vom UNO Sicherheitsrat verurteilt
worden, hätten sie nicht einfach ein Veto dagegen eingelegt, mit
einer Enthaltung Grossbritanniens natürlich. Diese Leute können
keinen Krieg gegen den Terror führen. Das steht einfach auss
er Frage.
Die verkündeten vor 20 Jahren einen Krieg gegen den Terror und wir
wissen, was sie taten. Sie verwüsteten Zentralamerika. Sie töteten
Eineinhalbmillionen Leute im Süden Afrikas. Wir können die ganze
Liste durchgehen. Also gibt es keinen „Krieg gegen den Terrorismus“.
Es gab eine Terrorattacke, den 11. September, was sehr ungewöhnlich
war, ein historisches Ereignis, das erste Mal in der Geschichte,
dass der Westen jene Art von Angriff erhielt, die er routinemässig
auf dem Rest der Welt durchführt. Der 11. September änderte die
Politik zweifelsohne, nicht nur in den USA, sondern überall. Jede
Regierung auf der Welt sah dies als eine Möglichkeit ihre eigene
Repression und ihre Gräueltaten zu intensivieren, von Russland und
Tschetschenien, bis zum Westen, der seiner Bevölkerung eine gröss
ere
Disziplin auferlegt.
Das hatte gross
e Auswirkungen – man nehme z.B. den Irak. Vor dem 11.
September hatte der Irak schon eine lange andauernde Wichtigkeit für
die USA – eben, weil er die zweitgröss
ten Ölreserven der Welt hat.
Also die USA hätten sie auf die eine oder andere Art bekommen, das
ist klar. Der 11. September gab den Vorwand – ‚Wir haben jetzt eine
Ausrede dafür, mit dem weiterzumachen, was wir bereits geplant
hatten’.
Es blieb in etwa so bis zum September dieses Jahres, als der Irak
plötzlich zu ‚Einer immanenten Bedrohung unserer Existenz’ wurde.
Condoleeza Rice [Nationale Sicherheitsberaterin der USA] gab ihre
Warnung bekannt, dass der nächste Beweis für eine Nuklearwaffe ein
Atompilz über New York sein werde. Es gab eine gross
e Medienkampagne
mit Politikern – wir müssen Saddam diesen Winter zerstören oder wir
werden alle tot sein. Man muss die intellektuelle Klasse dafür
bewundern, nicht zu bemerken, dass die einzigen Leute auf der Welt
die sich vor Saddam Hussein fürchten, Amerikaner sind. Jeder hasst
ihn und die Iraker fürchten sich zweifelsohne vor ihm, aber
auss
erhalb des Iraks und den USA fürchtet sich niemand vor ihm.
Kuwait nicht, Israel nicht, Europa nicht. Sie hassen ihn, aber sie
fürchten ihn nicht.
In den USA haben die Leute jede Menge Angst, daran lässt sich nicht
zweifeln. Die Unterstützung für den Krieg ist sehr dünn, aber sie
basiert auf Angst. Das ist eine alte Geschichte in den USA. Als
meine Kinder vor 40 Jahren in die Volksschule gingen, brachte man
ihnen bei sich im Falle eines Atombombenangriffes unter dem Tisch zu
verstecken. Ich mach keinen Spass. Das Land fürchtet sich andauernd
vor allem. Verbrechen zum Beispiel: Die Verbrechensrate in den USA
ist ungefähr mit jener anderer industrieller Gesellschaften
vergleichbar, am oberen Ende des Spektrums. Andererseits liegt die
Angst vor Verbrechen weit über anderen Industriegesellschaften…
Diese wird sehr bewusst erzeugt. Bei den Leuten die jetzt im Amt
sind sollte man sich daran erinnern, dass sie fast alle von den
80ern sind. Sie haben das ganze schon mal durchgespielt und sie
wissen genau wie man das Spiel spielt. Während der ganzen 80er
veranstalteten sie periodische Kampagnen zur Erschreckung der
Bevölkerung.
Furcht zu erzeugen ist nicht schwer, aber diesmal war das Timing so
offensichtlich auf die Kongresswahlen abgestimmt, dass es sogar die
politischen Kommentatoren geschnallt haben. Die Kampagne für die
Präsidentschaftswahl wird Mitte nächsten Jahres starten. Sie haben
schon einen Sieg hinter sich. Und auf zum nächsten Abenteuer. Sonst
würde die Bevölkerung sich noch Daarum kümmern, was man mit ihr macht,
was ein gross
er Angriff ist, ein weit angelegter Angriff auf die
Bevölkerung, eben wie in den 80ern. Sie geben die Aufnahme fast
exakt wider. Das erste was sie in den 80ern machten, 1981, war es
dem Land eine gross
e Schuld anzuhäufen. Diesmal machten sie das mit
einer Steuererleichterung für die Reichen und der gröss
ten Erhöhung
in Bundesausgaben seit 20 Jahren.
Das ist diesmal eine ungewöhnlich korrupte Regierung, ähnlich wie
eine Enron-Regierung, also gibt es einen unglaublichen Profit der in
die Hände einer ungewöhnlich korrupten Gruppe von Gangstern gelangt.
Man kann das nicht wirklich alles als Schlagzeilen drucken, also
muss man es mit anderen Schlagzeilen verdrängen. Man muss die Leute
davon abhalten, darüber nachzudenken. Und es gibt nur eine Art auf
die bisher noch jeder gekommen ist, um Menschen zu erschrecken, und
sie sind gut darin.
Also gibt es hiesige politische Faktoren, die mit dem Timing zu tun
haben. Der 11. September gab den Vorwand und es gibt ein
langzeitliches, ernsthaftes Interesse [am Irak]. Also müssen sie in
den Krieg ziehen… meine Spekulation wäre, dass sie es gerne noch vor
der Präsidentschaftskampagne hinter sich hätten.
Das Problem ist, dass wenn man einmal im Krieg ist, man nicht weiss
,
was passieren wird. Wahrscheinlich ist, dass es ein leichtes Spiel
sein wird, das muss es sein, es gibt keine irakische Armee, das Land
wird wahrscheinlich in zwei Minuten zusammenfallen, aber man kann
sich darüber nicht sicher sein. Wenn man die CIA Warnungen ernst
nimmt, sind sie darüber sehr ehrlich. Sie sagen, dass wenn es zu
einem Krieg kommen sollte, Irak mit Terrorakten antworten könnte.
Die Abenteuerlust der USA treibt Länder dazu
Massenvernichtungswaffen als Abschreckung zu entwickeln – sie haben
keine andere Abschreckung. Konventionelle Kräfte funktionieren
offensichtlich nicht, es gibt keine äussere Abschreckung. Die einzige
Art wie jemand sich verteidigen kann, ist mit Terror und
Massenvernichtungswaffen. Also ist es wahrscheinlich anzunehmen,
dass sie das auch machen. Ich nehme an, dass dies die Grundlage für
die CIA Analyse ist, und ich nehme auch an, dass die britischen
Geheimdienste das gleiche sagen.
Aber man will nicht, dass so etwas mitten in einer
Präsidentschaftskampagne passiert… Das Problem bleibt, was man mit
den Auswirkungen des Krieges macht, aber das ist einfach. Man
verlässt sich einfach auf die Journalisten und Intellektuellen, dass
sie nicht darüber sprechen. Wie viele Menschen sprechen über
Afghanistan? Afghanistan ist wieder dort wo es war, regiert und
Warlords und Gangstern, und wer schreibt darüber? Fast niemand. Wenn
es wieder das wird, was es war, interessiert das niemanden, jeder
hat es vergessen.
Im Falle, dass sich später im Irak die Menschen gegenseitig
abschlachten, könnte ich schon jetzt die Artikel schreiben. ‚Zurückgebliebene
Leute, wir haben versucht sie zu retten aber sie wollen sich
gegenseitig umbringen, weil sie schmutzige Araber sind.’ Bis dahin,
glaube ich, aber ich rate nur, werden sie [die USA] im nächsten
Krieg stehen, was wahrscheinlich entweder Syrien oder Iran sein wird.
Tatsache ist, dass der Krieg mit dem Iran wahrscheinlich schon am
Beginnen ist. Es ist bekannt, dass etwa 12% der israelischen
Luftwaffe im Süden der Türkei ist. Sie sind dort, weil sie sich auf
den Krieg gegen den Iran vorbereiten. Sie kümmern sich nicht um den
Irak. Der Irak ist ein Kinderspiel, aber der Iran war für Israel
schon immer ein Problem. Es ist das eine Land in der Region, mit dem
sie nicht alleine fertig werden können, und sie versuchen schon seit
Jahren die USA dazu zu bringen, dies zu übernehmen. Laut einem
Bericht fliegt die israelische Luftwaffe nun an der iranischen
Grenze zur Aufklärung und zur Provokation, und so weiter. Und es ist
keine kleine Luftwaffe. Sie ist gröss
er als die britische Luftwaffe,
gröss
er als die jeder NATO Macht, auss
er jener der USA. Also beginnt
der Krieg wahrscheinlich schon. Es gibt Behauptungen, dass es
Versuche gibt den aserischen Separatismus anzuheizen, was Sinn macht.
Das ist das, was sie Russen 1946 versucht haben, und es würde den
Iran von den kaspischen Ölzentren abspalten, oder das, was vom Iran
übrig ist. Dann könnte man ihn teilen. Wahrscheinlich wird das zu
dieser Zeit passieren, und es wird einen Bericht darüber geben, dass
der Iran uns morgen töten wird, also müssen wir ihn heute loswerden.
Zumindest ist dies das Muster.
Campaign Against Arms Trade: Inwiefern glauben Sie, dass diese
riesige militärische Produktionsmaschinerie, Amerika, den Krieg als
Werbung für ihre Ausrüstung braucht?
Chomsky: Man muss beachten, dass das was Militärindustrie genannt
wird, einfach Hi-Tech Industrie ist. Das Militär ist eine Art
Tarnung für den staatlichen Sektor der Wirtschaft. Beim MIT
[Massachusetts Institute of Technology], wo ich bin, weiss
das jeder,
abgesehen von einigen Ökonomen vielleicht. Jeder weiss
es, weil von
dort die Löhne gezahlt werden. Das Geld kommt unter militärischen
Verträgen zu Orten wie dem MIT um die nächste Generation der Hi-Tech
Wirtschaft zu produzieren. Wenn man betrachtet was New Economy
genannt wird – Computer, Internet – es kommt direkt von Stätten wie
dem MIT, durch Bundesverträge für Forschung und Entwicklung, unter
dem Mantel der Militärproduktion. Und wenn es etwas zu verkaufen
gibt, gibt man es IBM.
In der Gegend rund um das MIT gab es kleine Elektronikfirmen. Jetzt
gibt es kleine Biotech Firmen. Der Grund dafür ist, dass der
modernste Zweig der Wirtschaft auf Biologie basierend sein wird.
Daher erhöhen sich die Regierungsfinanzierungen für biologische
Forschungen enorm. Wenn jemand eine kleine Start-Up Firma haben
will, die eine riesige Summe Geld abwerfen wird wenn sie jemand
aufkaufen wird, macht man das in Genetic Engineering, Biotechnologie
und so weiter. Das zieht sich durch die ganze Geschichte. Es ist für
gewöhnlich ein dynamischer Staatssektor, der die Wirtschaft antreibt.
Einer der Gründe warum die USA das Erdöl kontrollieren will ist,
dass die Gewinne zurückfliess
en, und sie fliess
en auf sehr vielen
Wegen. Es sind nicht nur die Ölgewinne, es sind auch die
militärischen Verkäufe. Der gröss
te Einkäufer von US-Waffen und
wahrscheinlich auch von britischen Waffen ist entweder Saudi Arabien
oder die Vereinigten Arabischen Emirate, einer der reichen
Ölproduzenten. Sie nehmen die meisten Waffen ab, und das sind
Gewinne für die Hi-Tech Industrie in den USA. Das Geld kommt direkt
zum US Treasury und in die Treasury Anlagen zurück. Auf verschiedene
Arten hilft dies dabei primär die US- und die britische Wirtschaft
anzukurbeln.
Ich weiss
nicht ob Sie sich die Aufzeichnungen angesehen haben, aber
als der Irak 1958 das Britisch-Amerikanische Eigentumsrecht auf die
Erdölproduktion brach, flippte Grossbritannien aus. Zu dieser Zeit
waren die Briten noch sehr auf die Profite in Kuwait angewiesen.
Grossbritannien brauchte die Petrodollars um die britische Wirtschaft
zu unterstützen und es sah aus, als könnte das was im Irak passiert
ist, auch auf Kuwait übergreifen. Also entschieden sich
Grossbritannien und die USA an diesem Punkt, Kuwait nominelle
Autonomie zu gewähren, bis dahin war es nur eine Kolonie. Sie sagten,
macht euer eigenes Postamt und gebt vor eine Flagge zu haben, solche
Sachen eben. Die Briten sagten, dass wenn irgendetwas damit schief
gehen sollte, werden wir rücksichtslos intervenieren um unsere
Kontrolle zu garantieren, und die USA stimmten zu das gleiche in
Saudi Arabien und den Emiraten zu machen.
CAAT: Es gibt auch die Interpretation, dass dies eine Möglichkeit
für Amerika ist Europa und den pazifischen Raum zu kontrollieren.
Chomsky: Absolut. Klügere Leute wie George Kennen hoben hervor, dass
die Kontrolle über die Energieressourcen des mittleren Osten den USA
das ermöglicht, was er ‚Veto Macht’ über andere Länder nannte. Er
dachte dabei besonders an Japan. Nun wissen die Japaner dies aber
auch sehr gut, und versuchen seit Jahren angestrengt unabhängigen
Zugang zu Öl zu bekommen, das ist einer der Gründe, warum sie es so
angestrengt versuchen, und sie waren auch zum Teil erfolgreich,
indem sie Beziehungen mit Indonesien, dem Iran und anderen aufbauten,
um aus dem vom Westen kontrollierten System auszubrechen.
Tatsächlich war eines der Ziele des Marshallplanes, dieses
wohlwollenden Planes, Europa und Japan von Kohle auf Öl zu verlagern.
Europa und Japan hatten beide inländische Kohleressourcen, aber sie
schwenkten zu Öl, um der USA die Kontrolle zu geben. Ungefähr 2
Milliarden Dollar von den 13 Milliarden $ des Marshallplanes gingen
direkt zu den Ölfirmen, um dabei zu helfen, Europa und Japan in auf
Öl basierte Wirtschaften zu transformieren. Für die Macht ist es
sehr wichtig die Ressourcen zu kontrollieren, und Öl wird die
nächsten Generationen erwartungsgemäss die wichtigste Ressource sein.
Das National Intelligence Council, was eine Vereinigung von
verschiedenen Geheimdiensten ist, veröffentlichte im Jahr 2000 ein
Dokument genannt ‚Globale Trends 2015’. Sie machen die interessante
Voraussage, dass Terrorismus sich als Ergebnis der Globalisierung
ausweiten wird. Sie sagen das wirklich offen heraus. Sie sagen, dass
das was sie Globalisierung nennen, zu einer Ausdehnung der
wirtschaftlichen Kluft führen wird, genau das Gegenteil von dem, was
die Wirtschaftstheorie vorhersagt, aber sie sind Realisten, und so
sagen sie, dass dies zu gesteigerter Unordnung, Spannung,
Feindseligkeit und Gewalt führen wird, wobei viel von dem gegen die
USA gerichtet sein wird.
Sie sagen auch voraus, dass das Öl des Persischen Golfs zunehmend
wichtiger für die Energie- und Industriesysteme der Welt werden wird,
aber dass die USA nicht davon abhängen wird. Aber sie wird es
kontrollieren müssen. Die Kontrolle der Ölressourcen ist ein
wichtigeres Thema als Zugang zu ihnen. Denn Kontrolle ist gleich
Macht.
MT: Wie denken Sie, schaut ein Vergleich zwischen der sich zurzeit
aufbauenden Antikriegsbewegung mit jener gegen den Vietnam-Krieg aus?
Was glauben Sie, können wir als Leute die an direkte Aktionen und
Proteste involviert sind ausrichten? Glauben Sie, dass es eine
Möglichkeit gibt, einen Krieg am ausbrechen zu hindern?
NC: Ich glaube, dass das wirklich schwer ist, denn das Timing ist
sehr knapp. Man kann ihn teuer machen, was wichtig ist. Auch wenn es
ihn nicht beendet, ist es wichtig, dass der Krieg teuer ist, um den
nächsten zu stoppen.
Verglichen mit der Bewegung gegen den Vietnam-Krieg ist diese
Bewegung unvergleichlich weit voraus. Leute sprechen über die
Bewegungen gegen den Vietnam-Krieg, aber sie vergessen oder wissen
nicht, wie es wirklich ausgesehen hat. Der Krieg in Vietnam begann
1962, öffentlich, mit einem offenen Angriff auf Südvietnam –
Luftwaffe, chemische Kriegsführung, Konzentrationslager, das ganze
Geschäft. Kein Protest… die Proteste die sich vier oder fünf Jahre
später aufbauten, betrafen gross
teils die Bombardierung des Nordens,
welche furchtbar, aber trotzdem nur eine Nebenvorstellung war. Der
Hauptangriff wurde gegen Südvietnam geführt und es gab nie einen
ernsthaften Protest dagegen.
Diesmal gibt es einen Protest bevor der Krieg erst begonnen hat. Mir
ist kein Beispiel in der ganzen Geschichte Europas, und auch nicht
in jener der USA, bekannt, wo es einen Protest von ernsthafterem
Ausmass vor einem Krieg gegeben hat. Hier haben wir einen massiven
Protest, noch bevor der Krieg begonnen hat. Das ist ein enormer
Tribut an die Veränderungen der öffentlichen Kultur, welche im
Westen in den letzten 30 oder 40 Jahren stattgefunden haben. Es ist
einfach phänomenal.
SchNEWS: Es scheint manchmal so, dass sobald ein Protest aus einem
recht engen Rahmen ausbricht, also nur ein Marsch alle sechs Monate
oder so, wird man angegriffen. Die Leute die kürzlich in Brighton
gegen den Krieg demonstriert haben sind mit Pfefferspray besprüht
und niedergeschlagen worden, nur dafür, dass sie sich auf einer
Strasse niedergesetzt haben.
Chomsky: Je mehr Protest, umso mehr Einengung wird es geben, das ist
Routine. Als die Proteste gegen den Vietnam-Krieg wirklich begannen
sich aufzubauen, machte das auch die Repression. Ich wäre selbst
beinahe zu einer langen Haftstrafe verurteilt worden, und sie ist
von der Tet-Offensive verhindert worden. Nach der Tet-Offensive
wandte sich das Establishment gegen den Krieg, und sie sagten die
Verfahren ab. Gerade eben könnten einige Leute auf Guantanamo Bay
landen, und sie sind sich darüber bewusst.
Wenn es in einem Land Proteste gibt, dann wird es auch Repression
geben. Können sie damit davonkommen? – es kommt sehr auf die
Reaktion darauf an. In den frühen 50ern gab es in den USA das, was
man Macarthyism genannt hat, und der einzige Grund warum es
funktionierte, war, dass es keinen Widerstand dagegen gegeben hat.
Als sie dasselbe in den 60ern versuchten, schlug es sofort fehl, da
die Leute es einfach auslachten, also konnten sie damit nichts
anfangen. Sogar eine Diktatur kann nicht machen was sie will. Sie
braucht einen gewissen Grad an öffentlicher Unterstützung. Und in
einem demokratischeren Land ist dies ein sehr fragiles Machtsystem.
Es gibt kein Geheimnis hierüber, das ist Geschichte. Die Frage die
sich in all diesen Themen stellt ist, wie viel öffentlichen
Widerstand es geben wird.
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