Die ganze Heuchelei der westlichen
Zivilisation
Conrad F. Stäheli -
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Assalamu alaikum
/ Sehr geehrte
Herren,
ich bin überrascht, zuweilen sogar erbost, über die mühsamen
Rechtfertigungsversuche und Apologien Islamischer Kleriker, Gelehrter
und Vertreter der Islamischen Kultusgemeinden in den Medien,
vornehmlich in Fernsehdiskussionen und Zeitungsartikel. Hierbei möchte
ich Bassam Tibbi und Burhan Kesici als einige dieser Apologeten
nennen. Wieso eigentlich? stellt sich mir die berechtigte Frage. Wieso
muss sich der Islam vor dem Gericht der heiligen christlichen
Inquisition rechtfertigen? Hat nicht das Christentum zu allen Zeiten
und Epochen die gröss
ten Verbrechen an der Menschheit begangen oder
zumindest zugeschaut und geduldet? Diese Worte hätten mich vor noch
nicht einmal 200 Jahren als Häretiker auf den Scheiterhaufen der
Inquisition geführt. Wieso wurden der Papst und andere Würdenträger
des christlichen Klerus bisher nicht vor die arabischen Medien zitiert
und ihnen die konkrete Frage gestellt: „Ihr tötet Unschuldige, aber
von Töten steht doch nichts in der Bibel, wieso tötet ihr dennoch?“.
Dieses Morden im Namen Gottes
geht heute unbeirrt weiter und macht nicht einmal vor den eigenen
Vertretern der Christen halt (s. Lateinamerika, wo Priester und Nonnen
umgebracht wurden und vermutlich immer noch werden). Wir alle so
genannten zivilisierten Christen sind – in der neuersten
Zeitgeschichte – an der Ermordung von eineinhalb Millionen Irakern,
zumeist Frauen, Kindern und Greisen in den vergangenen 12 Jahren durch
unser Schweigen und Duldung mitschuldig. Nicht wir sollten die sein,
die mit den Fingern auf Euch zeigen, sondern Ihr habt allen guten
Grund mit den Fingern auf uns zu zeigen. Habt ihr nicht den
berechtigten Grund zu sagen und zu fragen: „In eurer Bibel oder dem
Talmud steht doch geschrieben ‚Du sollst nicht töten!’ wieso tötet ihr
dennoch unsere Frauen, Kinder und alten Leute?“. Wo liegt da der
Unterschied, ob man einige so genannte Christen um das Stück
verkleinert, das sie sowieso am wenigsten benutzen können, nämlich den
Kopf, oder ob man Bomben aus Flugzeugen wirft, die in 5000 Meter Höhe
fliegen, oder Marschflugkörper aus einigen hundert-Kilometer-Enfernung
auf die Reise schickt, die dann Dutzende oder Hunderte gleichzeitig
töten, sei es nun Soldat oder unschuldige Zivilisten?
Das Christentum hat es in seiner
ganzen Historie am besten geschafft, die Stimme Gottes, die sich als
Verstand und moralisches Gewissen zu verstehen gibt, in den Bereich
des Unbewussten zu verdrängen. Sie hat den Mechanismus der
psychologischen Verdrängung nahezu perfektioniert, nur lässt sich die
Energie dieses schlechten Gewissens nicht einfach mirnichts dirnichts
beiseite schaffen, sondern wirkt im Unbewussten unvermindert fort und
äusserst sich dann in Ängsten, die auf den jeweilig Anderen projiziert
werden. Daher werden dann die eigenen Schandtaten und Verbrechen zum
Zwecke geheiligt und dem Islam angehaftet. Nicht wir müssen Angst vor
dem Islam haben, sondern Ihr müsst unsagbare Angst vor uns
heuchlerischen Christen haben.
Dass man einigen Leuten im Irak
die Rübe abschlägt, kann ich persönlich gut verstehen, hierbei sind
die Geheim- und Sicherheitsdienste mitschuldig. Dass sie ihre eigenen
Leute in gewisse Institutionen und NGOs eingeschleust haben, ist immer
mehr bekannt und kein Geheimniss mehr. Ebenfalls trägt die
Privatisierung der Armeen – die Bildung so genannter privater
Söldnerheere durch Konzerne und Interessengruppen zur Wahrung ihres
Profits und Interessen – immer mehr zu dieser Art von Kriegsführung
bei, da sie verdeckt operieren. Dies ist auch keine Erfindung des
Orients und des Islams, also schon wieder ein Grund mehr, mit den
Fingern auf uns zu zeigen.
Die ganze Heuchelei der
westlichen Zivilisation und Kultur wird durch folgenden Umstand vor
dem geistigen Auge sichtbar: Als die Gruppe um Usama bin Ladin, die Al
Qaida noch gegen den Erzfeind des Kapitalismus – die damalige
Sowjetunion – kämpfte, da wurden Usama und seine Kämpfer noch Helden
und Freiheitskämpfer tituliert. Nachdem diese Gruppierung aber einige
Vertreter und Repräsentanten der christlichkapitalistisch orientierten
Kultur, vornehmlich amerikanischer Provenienz beschädigt haben – im
„Terminus technici“ einer christlichen selektiven und reduktiven Logik
„Kolateralschaden“ genannt – änderte sich schlagartig dieses
Heldenepos und ehrenhafte Titulierung, und der Führer der Al Qaida und
seine Gefährten wurden zum Terroristen stigmatisiert und apostrophiert,
sowie schnell der Islam als „Causa belli“ und Übeltäter ausgemacht.
Wobei eigentlich – aus der Warte des archimedischen Punktes betrachtet
– Usama bin Ladin der Wilhelm Tell der Araber wäre, da er eigentlich
die Symbolik des gröss
ten Halunken-, Ganoven- und Schurkenstaates
dieses Planeten getroffen hat, einem Staat, der hinter der Maske der
Humanität und der heuchlerischen Frömmigkeit für viel Leid auf dieser
Welt verantwortlich ist.
Diese Feststellungen stammen
nicht etwa von mir alleine, denn ich habe einen hervorragenden Autor
gefunden, der diese ganzen Zusammenhänge und Logik schon seit
Jahrzehnten verfolgt und aufzeigt. Es handelt sich um Noam Chomsky,
dessen Gesamtwerk ich mir zu Gemüt geführt habe und damit mein
geistiges Auge um einiges bereichert habe. Ich kann Herrn Chomsky’s
Literatur nur Jedermann/Jedefrau als Lektüre empfehlen, es sollte fast
als Pflichtfach gelten. Da wir heute in einer gläsernen Welt leben,
sind natürlich hierbei auch alle Geheim- und
Sicherheitsdienstmitarbeiter angesprochen, um damit ihren geistigen
Horizont zu erweitern. Es ist gut zu wissen, dass wir heute in einem
Glashaus leben, den damit wird die Möglichkeit geschaffen, Unwichtiges
und Ärgerliches offen weiterzugeben, das Wichtige und Nützliche jedoch
auf anderem Wege weiterzuvermitteln.
Mit freundlichen Grüssen
Conrad F. Stäheli ein Christ |