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  Demokratismus  

Die ganze Heuchelei der westlichen Zivilisation

Conrad F. Stäheli - Luziaweg 5 - PO-Box 226 - CH-8807 Freienbach -Switzerland -Tel. +41 (0)55/420 13 80 - Fax. +41 (0)55/420 13 84 - E-Mail. conrad.staeheli@bluewin.ch

 

 

 

Assalamu alaikum / Sehr geehrte Herren,

 

ich bin überrascht, zuweilen sogar erbost, über die mühsamen Rechtfertigungsversuche und Apologien Islamischer Kleriker, Gelehrter und Vertreter der Islamischen Kultusgemeinden in den Medien, vornehmlich in Fernsehdiskussionen und Zeitungsartikel. Hierbei möchte ich Bassam Tibbi und Burhan Kesici als einige dieser Apologeten nennen. Wieso eigentlich? stellt sich mir die berechtigte Frage. Wieso muss sich der Islam vor dem Gericht der heiligen christlichen Inquisition rechtfertigen? Hat nicht das Christentum zu allen Zeiten und Epochen die gröss ten Verbrechen an der Menschheit begangen oder zumindest zugeschaut und geduldet? Diese Worte hätten mich vor noch nicht einmal 200 Jahren als Häretiker auf den Scheiterhaufen der Inquisition geführt. Wieso wurden der Papst und andere Würdenträger des christlichen Klerus bisher nicht vor die arabischen Medien zitiert und ihnen die konkrete Frage gestellt: „Ihr tötet Unschuldige, aber von Töten steht doch nichts in der Bibel, wieso tötet ihr dennoch?“.

 

Dieses Morden im Namen Gottes geht heute unbeirrt weiter und macht nicht einmal vor den eigenen Vertretern der Christen halt (s. Lateinamerika, wo Priester und Nonnen umgebracht wurden und vermutlich immer noch werden). Wir alle so genannten zivilisierten Christen sind – in der neuersten Zeitgeschichte – an der Ermordung von eineinhalb Millionen Irakern, zumeist Frauen, Kindern und Greisen in den vergangenen 12 Jahren durch unser Schweigen und Duldung mitschuldig. Nicht wir sollten die sein, die mit den Fingern auf Euch zeigen, sondern Ihr habt allen guten Grund mit den Fingern auf uns zu zeigen. Habt ihr nicht den berechtigten Grund zu sagen und zu fragen: „In eurer Bibel oder dem Talmud steht doch geschrieben ‚Du sollst nicht töten!’ wieso tötet ihr dennoch unsere Frauen, Kinder und alten Leute?“. Wo liegt da der Unterschied, ob man einige so genannte Christen um das Stück verkleinert, das sie sowieso am wenigsten benutzen können, nämlich den Kopf, oder ob man Bomben aus Flugzeugen wirft, die in 5000 Meter Höhe fliegen, oder Marschflugkörper aus einigen hundert-Kilometer-Enfernung auf die Reise schickt, die dann Dutzende oder Hunderte gleichzeitig töten, sei es nun Soldat oder unschuldige Zivilisten?

 

Das Christentum hat es in seiner ganzen Historie am besten geschafft, die Stimme Gottes, die sich als Verstand und moralisches Gewissen zu verstehen gibt, in den Bereich des Unbewussten zu verdrängen. Sie hat den Mechanismus der psychologischen Verdrängung nahezu perfektioniert, nur lässt sich die Energie dieses schlechten Gewissens nicht einfach mirnichts dirnichts beiseite schaffen, sondern wirkt im Unbewussten unvermindert fort und äusserst sich dann in Ängsten, die auf den jeweilig Anderen projiziert werden. Daher werden dann die eigenen Schandtaten und Verbrechen zum Zwecke geheiligt und dem Islam angehaftet. Nicht wir müssen Angst vor dem Islam haben, sondern Ihr müsst unsagbare Angst vor uns heuchlerischen Christen haben.

 

Dass man einigen Leuten im Irak die Rübe abschlägt, kann ich persönlich gut verstehen, hierbei sind die Geheim- und Sicherheitsdienste mitschuldig. Dass sie ihre eigenen Leute in gewisse Institutionen und NGOs eingeschleust haben, ist immer mehr bekannt und kein Geheimniss mehr. Ebenfalls trägt die Privatisierung der Armeen – die Bildung so genannter privater Söldnerheere durch Konzerne und Interessengruppen zur Wahrung ihres Profits und Interessen – immer mehr zu dieser Art von Kriegsführung bei, da sie verdeckt operieren. Dies ist auch keine Erfindung des Orients und des Islams, also schon wieder ein Grund mehr, mit den Fingern auf uns zu zeigen.

 

Die ganze Heuchelei der westlichen Zivilisation und Kultur wird durch folgenden Umstand vor dem geistigen Auge sichtbar: Als die Gruppe um Usama bin Ladin, die Al Qaida noch gegen den Erzfeind des Kapitalismus – die damalige Sowjetunion – kämpfte, da wurden Usama und seine Kämpfer noch Helden und Freiheitskämpfer tituliert. Nachdem diese Gruppierung aber einige Vertreter und Repräsentanten der christlichkapitalistisch orientierten Kultur, vornehmlich amerikanischer Provenienz beschädigt haben – im „Terminus technici“ einer christlichen selektiven und reduktiven Logik „Kolateralschaden“ genannt – änderte sich schlagartig dieses Heldenepos und ehrenhafte Titulierung, und der Führer der Al Qaida und seine Gefährten wurden zum Terroristen stigmatisiert und apostrophiert, sowie schnell der Islam als „Causa belli“ und Übeltäter ausgemacht. Wobei eigentlich – aus der Warte des archimedischen Punktes betrachtet – Usama bin Ladin der Wilhelm Tell der Araber wäre, da er eigentlich die Symbolik des gröss ten Halunken-, Ganoven- und Schurkenstaates dieses Planeten getroffen hat, einem Staat, der hinter der Maske der Humanität und der heuchlerischen Frömmigkeit für viel Leid auf dieser Welt verantwortlich ist.

 

Diese Feststellungen stammen nicht etwa von mir alleine, denn ich habe einen hervorragenden Autor gefunden, der diese ganzen Zusammenhänge und Logik schon seit Jahrzehnten verfolgt und aufzeigt. Es handelt sich um Noam Chomsky, dessen Gesamtwerk ich mir zu Gemüt geführt habe und damit mein geistiges Auge um einiges bereichert habe. Ich kann Herrn Chomsky’s Literatur nur Jedermann/Jedefrau als Lektüre empfehlen, es sollte fast als Pflichtfach gelten. Da wir heute in einer gläsernen Welt leben, sind natürlich hierbei auch alle Geheim- und Sicherheitsdienstmitarbeiter angesprochen, um damit ihren geistigen Horizont zu erweitern. Es ist gut zu wissen, dass wir heute in einem Glashaus leben, den damit wird die Möglichkeit geschaffen, Unwichtiges und Ärgerliches offen weiterzugeben, das Wichtige und Nützliche jedoch auf anderem Wege weiterzuvermitteln.

 

Mit freundlichen Grüssen

 

Conrad F. Stäheli  ein Christ

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