Kreuzfahrergeschichte
Autor unbekannt
vergleiche Tod ist Leben, Niderlage
Sieg (von Robert Fisk)
Die Kreuzzüge, die mit dem Aufruf Papst Urban II. beim Konzil von
Clermont 1095 begründet wurden, lebten einerseits von den päpstlichen
Aufforderungen und andererseits von den Hoffnungen der freiwilligen
Teilnehmer. Kreuzzüge sind nach "Duchrow" auch ein Zeichen des damaligen
"aufkommenden Kapitalismus"; insbesondere Venedig und die
oberitalienischen Handelsstädte hatten ein massives wirtschaftliches
Interesse an der Vereinigung von "Kreuz, Schwert und Kapital".
Theologisch lagen der Kreuzzugsidee die Idee des gerechten Krieges, die
u.a. auf Isidor von Sevillaund Ivo von Chartres zurückgeht, von Seiten
der Kirche, die sich im Zuge des Investiturstreites etablieren konnte,
und der Gedanke, Gott wolle die Kreuzzüge, zugrunde, der sich u.a. bei
Gratian und Anselm von Lucca findet, der sich wiederum auf Augustin
stützte. Die Kirchenreform schuf mit der Teilnahme am Kreuzzug auch für
Laien eine Möglichkeit, Heil zu erlangen, das zuvor den Mönchen
vorbehalten geblieben war. Erst durch das individuelle Motiv eines jeden
Kreuzzugsteilnehmers, um der Busse willen und nicht etwa der persönlichen
Ehre wegen zu ziehen, wurde aus dem gerechten ein heiliger Krieg. Ziel
der ersten Kreuzzüge war die Eroberung des irdischen Jerusalem.
Urban sah seine Zeit durch Gott gewandelt und zitierte Daniel 2,21: "Gott
überträgt die Reiche und wandelt die Zeiten." Nachdem Gott sich lange
Zeit von den Christen wegen ihrer Sünden abgewandt und Jerusalem an
muslimische Hände gegeben habe, seien nun die Christen zu Gott
zurückgekehrt und Gott prüfe nun dieselben, indem er zusammen mit ihnen
Jerusalem zurückerobere. Ob Urban II. wirklich die Eroberung Jerusalems
beabsichtigte ist unklar, weil die Quelle des Konzils von Clermont sehr
dürftig ist. Diese Idee der Zeitenwende verblasste mit der Zeit.
Rechtliche Fragen berührten die Päpste im Gegensatz zu den Kanonisten
dagegen wenig. Entscheidend für die Motivation der Teilnehmenden waren
die mit den Kreuzzugsaufrufen verbundenen Ablassversprechen der Päpste,
die zunächst den Krieg als Bussleistung auffassten, sehr bald darauf aber
den Ablass von Sünden zum Inhalt hatten. Die Freiwilligkeit, Busse auf
diesem speziellen Wege zu leisten, wurde 1213 von Innozenz III.
aufgehoben. Wer die Teilnahme am Kreuzzug, einem Dienst an Gott,
verweigere, den erwarte die Verdammung.
Ein weiteres Motiv Urbans II. für den Ersten Kreuzzug war Hilfe für die
östliche Christenheit. Damit deutet sich schon die baldige
Verallgemeinerung der Kreuzzugsidee auf Kämpfe gegen Heiden und auch
gegen nicht rechtgläubige Christen an. Auch hier sah man Gottes Willen
walten. Schon Urban II. sah die Heidenkriege in Spanien als Kreuzzüge an.
Eugen III. sah im Krieg der norddeutschen Fürsten gegen die Wenden einen
Kreuzzug. Robert von Flandern zog im Namen Papst Paschalis II. gegen
Heinrich IV. und sah sich in der Tradition der Kreuzfahrer. Auch die
Aufgabe der Absetzung Anaklets II., des Gegenpapstes Innozenz II., war
eine einem Kreuzzug äquivalente Aufgabe.
Innozenz III. führte alle möglichen Kreuzzüge. Er wollte einen neuen
Kreuzzug in den Orient, kämpfte gegen Markward von Annweiler, gegen die
Albigenser, billigte nachträglich die Eroberung Konstantinopels und
wertete den spanischen Heidenkrieg und die livländischen Kämpfe als
Kreuzzüge.
Grund für die Heidenkriege war der Vorwurf der Behinderung des Zugs ins
Heilige Land und die Reinigung der eigenen Kirche von angeblichen
Feinden, deren Schuld so individuell war wie das Heil der Kreuzfahrer.
Das Ziel der Kreuzzüge wandelte sich dahingehend, dass das irdische
Jerusalem nurmehr eine Metapher für das himmlische, für das man
eigentlich kämpfe, war.
In der Umgebung der Kreuzzüge konnten sich die die drei Ritterorden
Templerorden, Johanniterorden und Deutscher Orden etablieren, deren
Mitglieder "Kreuzfahrer auf Dauer" waren.
Mönchtum und Kreuzfahrt waren zwei sich gegenseitig ausschliess
ende
Formen, Busse zu bezeugen und Heil zu erlangen. Der König hatte an
säkularer Weihe eingebüsst, der päpstliche Krieger sie erhalten. Mit den
Kriegen gegen Heiden und unorthodoxe Christen befreite sich die Kirche
aus laikaler Hand.
Erster Kreuzzug
Der Aufruf des Papstes hat weitreichende Folgen. Eine gross
e Anzahl von
Rittern schliesst sich zusammen, um in den "Heiligen Krieg" gegen die
Seldschuken zu ziehen. Im Frühling 1096 brechen die Kreuzfahrer in vier
Heeren unter Führung französischer Fürsten auf. Mit dabei ist der
niederlothringische Herzog Gottfried von Bouillon, der diesen ersten
Kreuzzug anführt. Neben Gottfried reiten Balduin von Boulogne und
Raimund IV. von St. Gilles, Herr der Grafschaft Toulouse und anderer
südfranzösischer Gebiete. Er führt die provenzalischen Kreuzfahrer an.
Robert von der Normandie, mit dem Beinamen "Kurzhose", befehligt,
begleitet von seinem Schwager Stephan von Blois, eine gross
e Zahl
Engländer, Bretonen und französischen Normannen. Um Bohemund von Tarent
schliess
lich sammeln sich die normannischen Ritter Süditaliens.
Diese bewaffneten Wallfahrer bilden eine gut organisierte Armee,
befehligt von den führenden Fürsten der Zeit. Doch bald schon
zerstreiten sich die Kreuzritter um die militärische Führung der
Expedition. Die Frage ist keine Formalität, denn die Absichten der
Kreuzfahrer sind nicht nur religiöser Natur. Selbst Gottfried von
Bouillon, den Führer der lothringischen und deutschen Kreuzfahrer, in
der kirchlichen Legende später zum frommen Gottesreiter stilisiert,
treibt mehr als nur die Aussicht auf das Seelenheil. Die Schätze und
Reliquien des Ostens üben eine magische Anziehungskraft aus.
Als Raimund von St.Gilles Ende April 1097 als letzter der bewaffneten
Wallfahrer in Byzanz eintrifft, ist das Kreuzzugsaufgebot komplett.
Eilig marschiert die riesige Armee mit rund 600.000 Kämpfern gen Osten.
Erste Erfolge täuschen zunächst darüber hinweg, welche Strapazen die
Kreuzfahrer hier erwarten sollen. In der mörderischen Hitze Kleinasiens
"verdorrt", wie ein Chronist berichtet, den mitgereisten schwangeren
Frauen "die Frucht ihres Leibes". Mit List und Gewalt entreissen die
Kreuzfahrer den Seldschuken die Städte Edessa und Antiochia. Etwa
100.000 Türken, Daarunter ungezählte "Weiber, zarte Kinder, Säuglinge"
ermorden die Kreuzfahrer allein in Antiochia. Am 19.06.1097 erobert das
Kreuzfahrerheer Nicaea. Am 10.03.1098 gründet Balduin von Bouillon mit
der Grafschaft Edessa (heutiges Urfa in der
Türkei) den ersten von insgesamt vier Kreuzfahrerstaaten. Drei Jahre
nach ihrem Aufbruch erreichen die Kreuzfahrer im Juni 1099 Jerusalem.
Die von den Strapazen der langen Reise und von verlustreichen Kämpfen
gezeichneten Ritter beginnen mit dem Bau von Belagerungsmaschinen und
der Planung einer schwierigen Belagerung nachdem ihr erster Angriff im
Pfeilhagel der Verteidiger ein jähes Ende fand. Fünf Wochen dauert die
Belagerung, dann dringen die Kreuzritter in die Stadt ein. Bei der
Eroberung Jerusalems am 15. Juli 1099 richten die Kreuzritter ein
entsetzliches Blutbad unter der Islamischen und jüdischen Bevölkerung an.
Das Ziel des Kreuzzuges ist erreicht, Jerusalem in der Hand der Christen.
Mehr als eine Million Menschen sollen bei diesem Kreuzzug umgekommen
sein.
Der Urheber dieses gigantischen Unternehmens freilich hat von seinem
Triumph nichts mehr erfahren. Zwei Wochen nach der Eroberung der
Heiligen Stadt ereilt Papst Urban II. der Tod. Der Drahtzieher der
todbringenden Expedition im Zeichen des Kreuzes wird 1881 selig
gesprochen.
Nachdem Jerusalem erobert ist, wird das Königreich Jerusalem gegründet.
Der erste König soll Gottfried von Bouillon sein. Er lehnt diesen Titel
jedoch ab und nennt sich stattdessen "Beschützer des Heiligen Grabes".
Viele Ritter aber streben nach persönlichem Ruuhhm und Land. So trennen
sich Bohemund und Tankred sowie Balduin vom Hauptteil der Kreuzritter.
Bohemund errichtet in Antiochia eine eigene Herrschaft und erobert
Gebiete des christlichen Kaisers in Byzanz. Balduin wird von Thoros,
einem christlichen Armenier, um Hilfe für Edessa gebeten. Darauf zieht
er dorthin und reisst die Herrschaft an sich.
Durch Plünderungskrieg und Usurpation an ihre Stadtstaaten gekommen,
bekämpfen sich die Sieger sofort untereinander. Nach dem Tode Gottfrieds
bemächtigt sich Balduin der Stadt Jerusalem. Im Dezember des Jahres 1100
krönt er sich in der Geburtskirche zu Bethlehem zum König und begründet
fortan eine neue Dynastie französischer Könige von Jerusalem. Allein,
die Freude der Sieger währt nicht lange. Ohne Rückhalt im Umland und
Zankapfel rivalisierender Fürsten, geraten die Kreuzfahrerstaaten
schnell zum Spielball der Mächtigen. Ein Problem für die westliche
Christenheit wird der Krieg im Heiligen Land erst, als Imad ad-den
Zenghi und dessen Sohn Nurad-din die Stadt Edessa zurückerobern.
Zweiter Kreuzzug
Streitigkeiten zwischen Joscelin von Edessa und Raimon von Poitiers
nutzt Sultan Atabeg zur Belagerung von Edessa aus, die sich dann 1144
als erfolgreich erweist. Dieser vernichtende Schlag für die fränkische
Streitmacht können Atabegs Söhne Saif-et Din Ghazi und Nur ad-Din mit
weiteren Eroberungen noch vergröss
ern. Diese Ereignisse erregen das
Abendland zutiefst. Papst Eugen III. ruft unverzüglich zu einem neuen
Kreuzzug auf.
1146 erklären sich französische Ritterscharen dazu bereit, ihr Kreuz auf
sich zu nehmen. Am Ende des Jahres folgt ihnen der deutsche König Konrad
III. Im Jahre 1147 setzen sich die Heere, gefolgt von waffenlosen Massen,
in Bewegung. Als sie durch das byzantinische Reich kommen, plündern die
Deutschen die Provinzen. Dagegen halten sich die Franzosen ein wenig
zurück.
In Kleinasien angekommen, schlagen die Kreuzfahrer die weisen Ratschläge
des Kaisers und seiner Ratgeber in den Wind und lassen sich in Gefechte
mit den Türken verwickeln. Dies bezahlen sie mit schweren Verlusten, so
dass nur ein Bruchteil des französischen und klägliche Reste des
deutschen Heeres Antiochia und Akko erreicht. Ein weiterer schwerer
Fehler ist der Beschluss, Damaskus anzugreifen, die einzige muslimische
Macht, die den Franken wohlgesonnen und ein Feind Nur ad-Dins war.
Angesichts dieser Bedrohung verbündet sich Damaskus mit Atabeg. Im Jahre
1149 marschieren also die Streitkräfte der Kreuzfahrer und des
Königreiches gegen die gross
e syrische Stadt. Unter den Anführern
herrscht Zwietracht, es wird ungeschickt manövriert und es werden nur
kleine Scharmützel gewagt. Der nach wenigen Tagen unternommene Rückzug
endet in einer Katastrophe. Die unglaublichen Torheiten der Kreuzfahrer
hatten aus ihrem Heereszug ein so tragisches wie groteskes Abenteuer
gemacht.
Dritter Kreuzzug
Der zweite Kreuzzug, so unrühmlich er auch verlaufen sein mochte, war
ein willkommener Anlass neue Kreuzfahrerheere gen Osten zu schicken.
Dort nämlich war den Kreuzfahrerstaaten ein ernsthaft gefährlicher
Gegner
entstanden: Al-malik an-nasir ss
alaah ad-din ben Ajjub. Vom Sohn eines
kurdischen Statthalters zum Sultan aufgestiegen, eroberte ss
alaah ad-din (Herrschern
über Ägypten), von seinen christlichen Feinden "Saladin"
genannt, im Eiltempo die kolonialen Bastionen der Kreuzritter. Die
blutige Schlacht von Hattin eröffnet ss
alaah ad-din den Weg nach Jerusalem.
Der Kurdensultan vernichtet das Kreuzfahrerheer in der Schlacht bei den
Hörnern von Hittim in Galiläa. Am 02.10.1187 nimmt der Sultan Jerusalem
ein, behandelt aber die Christen gross
mütig. Nachdem ss
alaah ad-din dem
christlichen Heer eine vernichtende Niederlage beigebracht hatte, ruft
Papst Gregor VIII.
am 29.10.1187 zum dritten Kreuzzug auf.
Dem bereits kreuzzugserfahrenen 65jährigen deutschen Kaiser Barbarossa
folgen, mit zeitlicher Verzögerung, Englands junger König Richard
Löwenherz und König Philipp II. von Frankreich ins Heilige Land, und das
Unheil nimmt seinen Lauf. Der König von Jerusalem, Guido von Lusignan,
der bei Hattin gefangen genommen, von ss
alaah ad-din aber freigelassen
worden war, belagert Akkon seit 1189 mit den wenigen ihm verbliebenen
Truppen. Er erhält Beistand von pisanischen, genuesischen,
venezianischen, dänischen, flämischen und friesischen Schiffen und von
Rittern aus Nordfrankreich, die übers Meer herangekommen waren.
Inzwischen hat das deutsche Heer trotz anfänglichen Widerstrebens des
byzantinischen Kaisers Isaak Angelos Osteuropa und den gröss
eren Teil
Kleinasiens durchzogen.
Da ertrinkt der Kaiser am 10. Juni 1190 im Saleph. Seine Truppen lösen
sich auf und nur ein geringer Bruchteil nimmt an der Belagerung von
Akkon teil.
Gleichzeitig branden heftige Kämpfe gegen ss
alaah ad-din und sein Heer,
die die Festung zu entsetzen suchen. Im April 1191 trifft endlich der
König von Frankreich ein und im Juni der englische König, beide zu
Schiff. Diese Todfeinde waren in Sizilien aufgehalten worden; Richard
hatte Cypern dem Usurpator Isaak Dukas Komnenos abgenommen, der sich
dort zum Basileus aufgeworfen hatte. Nun konnten die Operationen
energisch vorangetrieben werden und trotz aller Anstrengungen ss
alaah ad-dins
kapituliert die Festung am 12. Juli 1191.
Schon am 2. August schifft sich der französische König wieder nach
Frankreich ein, lässt aber Truppen zurück. Richard dagegen setzt den
Feldzug gegen ss
alaah ad-din bis 1192 fort. Er erobert das an ss
alaah ad-din
gefallene Akkon zurück. Nach einigen kreuzzugsüblichen Grausamkeiten -
allein in Akkon lässt der König mehrere Kriegsgefangene mitsamt Frauen
und Kindern abschlachten - gewinnt der Engländer die Stadt Jaffa zurück.
Jerusalem, Anlass und Ziel der Strafexpedition, freilich bleibt im
Besitz ss
alaahs. Nach zwei Jahren des Mordens und Plünderns zieht sich
Richard im Oktober 1192 aus dem Heiligen Land zurück, von wo aus er in
die Gefangenschaft Heinrich VI. gerät, der nach anderthalb Jahren
erfolgreichen Feilschens noch 150.000 Silberlinge für Löwenherz
herausschlägt. Der englische König Richard Löwenherz und der
französische König Philipp II.
treffen auf dem Seeweg vor Akkon ein und erobern Nordisrael.
Waffenstillstand mit Sultan Saladin. Akkon wird Zentrum der Kreuzfahrer.
Nur vier Jahre später besteigt mit Innozenz III. ein Machtpolitiker den
Apostolischen Stuhl, wie ihn die Kirche seit den Tagen Urbans nicht mehr
gekannt hat. Sein Kreuzzug, der vierte, hat nicht die Befreiung des
wirtschaftlich wenig attraktiven Jerusalem im Auge, sondern das reiche
Ägypten, und, nach geänderter Sachlage, schliess
lich sogar die noch
reicheren Brüder in Byzanz.
Vierter Kreuzzug
Kurz nach seinem Amtsantritt ruft Papst Innozenz III. im August 1198 zum
Kreuzzug auf. Der Kreuzzug soll wie der erste Kreuzzug ein Unternehmen
der Kirche sein. Wie Urban II. demonstriert Papst Innozenz damit seinen
weltlichen Führungsanspruch. Gesandte des Papstes reisen mit
Blankovollmachten nach Venedig, um über die Anmietung von Schiffen zu
verhandeln. Es kommt zu einer Einigung mit dem Dogen Heinrich von
Dandolo.
Entgegen öffentlicher Erklärung soll der Kreuzzug nicht nach Palästina,
sondern nach Kairo gehen. Es wird mit 30 000 Kreuzfahrern gerechnet,
tatsächlich kommen höchstens 10 000. Beim Kassensturz stellen die
Anführer fest, dass sie zahlungsunfähig sind. Der Doge Dandolo ist
bereit, die Schulden zu stunden. Bedingung: Die Kreuzfahrer sollen für
Venedig Zara erobern. Zara, das früher zu Venedig gehörte, war vor
Jahren von Venedig abgefallen und unterstand jetzt dem König von Ungarn.
Dandolo (90jährig und
blind) wird zum Führer des Kreuzzuges ausgerufen. Trotz Bedenken der
Kirche müssen sich die Kreuzfahrer an ihre Verpflichtung halten. So wird
die christliche Stadt Zara durch Kreuzritter geplündert und unter den
Kreuzfahrern und Venezianern geteilt.
Der Papst reagiert darauf mit dem Kirchenausschluss des Kreuzfahrerheers.
Er lässt sich aber von einer Delegation beschwichtigen und erteilt allen
Pilgern die Absolution. Da Ägypten ein wichtiger Handelspartner von
Venedig ist, ist der Doge an einem Angriff der Kreuzfahrer auf Kairo
nicht interessiert. Durch eine List (die Verzögerung der Weiterreise hat
knappe Vorräte zur Folge) gelingt es Dandolo den Kreuzzug nach
Konstantinopel umzuleiten. Als Angriffsgrund wird ein Erbschaftsstreit
um den Titel des byzantinischen Kaisers angegeben. auss
erdem verweist er
auf den immensen Reichtum der damaligen gröss
ten Stadt der Welt. Er hat
die Kreuzfahrer jetzt ganz unter seiner Kontrolle. So wird die Stadt
belagert und am 5. Juli 1203 kommt es zum ersten Angriff auf das
christliche (orthodoxe) Konstantinopel.
Aber erst am 13. April 1204 gelingt es, die Stadt zu erobern.
Die Hagia Sophia wird von ihren Schätzen entleert, Kandelaber, Kelche,
Altarwände und Evangelienbuch werden geraubt. Dann öffnet die
marodierende Rotte die Gräber der Kaiser, welche in Heroon nahe der
gross
en Kirche der Jünger Christi sich befanden, und beraubten sie bei
Nacht, und in frevler Vermessenheit nahmen sie alles an sich, was an
goldenem Schmuck, an Perlenkugeln und kostbaren durchsichtigen Steinen
bislang noch unversehrt darin war erhalten worden.
Die Tempelritter sind in die Kampfhandlungen zwar nicht verwickelt,
bringen jedoch wichtige Kunstgegenstände und Reliquien in Sicherheit.
Die meisten Schätze davon sind heute im Markusdom in Venedig ausgestellt.
Venedig verstand es also, die Kreuzfahrer für seine handelspolitischen
Interessen einzusetzen, um den Konkurrenten am Bosporus auszuschalten.
Innozenz III., von der Entwicklung überrascht, aber keineswegs bestürzt,
ernennt Balduin von Flandern, einen der Hauptakteure, am 16. Mai 1204
zum neuen König von Byzanz. Sein Vorgänger Alexios V. wird auf dem Forum
Tauri von einer 40 Meter hohen Säule gestürzt und zerschmettert.
Fünfter Kreuzzug
Zu einem relativ friedlichen Unternehmen wird der fünfte Kreuzzug
(1228/29) mit dem es Kaiser Friedrich II. ohne militärische
Auseinandersetzungen gelingt, die christlichen Pilgerstätten
zurückgewinnen, wenn auch nur für einem Zeitraum von 15 Jahren. Dabei
sah es gar nicht danach aus. Der erneute Kreuzzug war sehr eng mit der
Vormachtstellung in Italien verbunden. Da der Kaiser Friedrich II seine
Macht in Italien stärkt, fühlte sich das Papsttum bedroht. Der Papst
Honorius möchte seine Macht durch einen Kreuzzug vergröss
ern. Im Vertrag
von San Germano erklärt sich Friedrich bereit im August 1227 zum
Kreuzzug aufzubrechen, wenn nicht drohte ihm eine hohe Geldstrafe sowie
Kirchenbann.
1225 erwirbt Kaiser Friedrich II durch eine Heirat mit Yolanthe von
Brienne, der legitimen Erbin des Königreichs Jerusalem, den Königstitel.
Als das Kreuzheer aufbricht, erkrankt Friedrich an Malaria und geht von
Bord, um sich auszukurieren. Papst Gregor IX, der Nachfolger von
Honorius, hält die Krankheit für einen Vorwand und exkommuniziert den
Kaiser ohne Zögern. Jetzt wurde Jerusalem zu einer Spielfigur im
Machtkampf. Der Papst untersagt Friedrich, die Kreuzfahrt ohne
Absolution anzutreten. Die Kirche hatte Jerusalem verklärt, ein Kaiser,
der es erobern würde, hätte seinen Anspruch auf die Weltherrschaft damit
gerechtfertigt. Friedrich will das ausnützen und folgt 1228 seinem Heer
nach Akkon und erhält deshalb vom Papst einen zweiten Bannfluch.
In Akkon wird der Kaiser begeistert empfangen, aber die Templer, die
Johanniter, der Patriarch, und der Klerus verweigern dem Kaiser jede
Unterstützung. So hat er nicht genügend Streitkräfte um Jerusalem
militärisch einzunehmen. Doch 1229 gelingt es Friedrich II, obwohl ihm,
durch die Exkommunikation, die nötige Unterstützung fehlt, durch
Verhandlungen mit dem Innergeschwächten al-Kamil Jerusalem, Jaffa,
Nazareth, Bethlehem und ein Teil Galiläas dem Königreich Jerusalem
wieder anzugliedern.
Obwohl Friedrich Jerusalem nach jahrzehntelangem Kampf zurückerobert
hatte brach der Klerus nicht in Jubel aus. Im Gegenteil, inzwischen
rücken päpstliche Truppen gegen Friedrichs Gebiete in Süditalien vor,
was ihn zur Rückkehr zwingt. Nachdem er die Eindringlinge wieder verjagt
hat und von der Bevölkerung als Befreier Jerusalems verherrlicht wird,
sieht sich der Papst im Mai 1230 gezwungen, den Bann aufzuheben.
Sechster Kreuzzug
Die Freude über die Befreiung Jerusalem hält nicht lange an. 1244 fällt
Jerusalem endgültig. Ein in Damaskus plündernder türkischer Söldnertrupp
stürmt überraschend die Heilige Stadt. Es werden mehrere tausend
Christen niedergemetzelt. Nach vierjähriger Vorbereitung startet 1248
der Kreuzzug von Ludwig IX dem Heiligen. Die Truppen überwintern auf
Zypern. Ziel der Kreuzfahrer ist erneut Ägypten. Im Juni 1249 gelingt es
dem Franzosen Damiette kampflos einzunehmen. Die Kolonisierung Ägyptens
scheitert allerdings, weil sich die Vorgänge des Jahres 1221 wiederholen.
Das französische Expeditionskorps gerät mit König Ludwig im April 1250
in Gefangenschaft. Als Lösegeld muss er in Zahlung von den
Steuereinnahmen von zwei Jahren sowie die Räumung von Damiette
einwilligen. Nachdem er die Befestigung von Akkon, Jaffa und Caesarea
ausbauen lässt, geht im 1254 das Geld aus und Ludwig kehrt nach
Frankreich zurück.
Siebenter Kreuzzug
Der siebte Kreuzzug hat nur eine kurze Geschichte. Führer dieses
Kreuzzuges ist erneut Ludwig der Heilige. Nachdem der sechste Kreuzzug
fehl schlug und Ludwig 1254 ein Teil seiner Truppen zurücklässt, werden
diese in den Krieg zwischen Venedig und Genua verwickelt. In diesem
zwischen 1256-70 immer wieder ausbrechendem Krieg werden die Kreuzfahrer
zum Teil auch gegeneinander ausgespielt. Erst durch die Intervention im
Jahre 1270 von Ludwig kann der Krieg beendet werden. Danach lässt Ludwig
seine Truppen sammeln um zu einem erneuten Kreuzzug aufzubrechen. Das
Ziel der Kreuzfahrer ist Tunis. Ludwig will Tunis erobern um die Stadt
als Truppenstützpunkt im Krieg gegen die Ägypter zu benützen. Während
der Belagerung von Tunis bricht jedoch im Lager die Beulenpest aus und
eines der ersten Opfer ist der Führer des Kreuzzuges: Ludwig IX. der
Heilige. Danach werden die letzten Kreuzfahrerstützpunkte angegriffen
ohne eine nennenswerte Unterstützung aus Europa zu bekommen. 1291 wird
die Kreuzfahrerbasis Akkon belagert und am 18.
Mai gestürmt. Die verbleibenden Städte und Festungen werden kampflos
geräumt. Die Kreuzfahrerstaaten Syrien und Palästina existieren nicht
mehr.
1303 wird der letzte Stützpunkt der Christen im Orient aufgegeben. Die
Mamelucken vertreiben die Kreuzfahrer endgültig.
Der Kinderkreuzzug
Die Kirche ruft auch nach dem Kreuzzug gegen Byzanz weiter zur Befreiung
der heiligen Stätten in Jerusalem auf. Der Appell richtet sich nicht an
Kaiser und König, sondern an das einfache Volk. Die Folgen dieses
Aufrufes sind verheerend. Dem Aufruf folgen vor allem Kinder und
Jugendliche, die auf eigene Faust in das Heilige Land pilgern wollen.
Dieser Kinderkreuzzug gelangt jedoch nicht ans Ziel.
Im Jahre 1212 zogen Tausende von deutschen Jungen und Mädchen aus, um
das Grab Christi aus der Hand der "Ungläubigen" zu befreien. Ihr
Anführer hatte ihnen versprochen, sie trockenen Fusses über das Meer zu
bringen, doch sollte sich das Wasser nicht, wie einst bei Moses, für sie
teilen. Sie zogen zuerst nach Italien und die meisten dieser Kinder
kehrten nie zurück. Ein Engel soll einem 16-jährigen Bauernjungen
befohlen haben Jerusalem zu befreien.
Blind folgten die Kinder ihrem charismatischen Anführer zwischen Ostern
und Pfingsten des Jahres 1212. In mittelalterlichen Quellen heisst es,
dass an die 25.000 junge Menschen auf ihrem Weg ans Mittelmeer, über
Italien, durch Köln kamen. Wissenschaftler sind sich bis heute nicht im
Klaren, ob es sich bei dieser Bewegung um eine wahre Geschichte handelt
oder aber um eine kollektive Erfindung ihrer Zeit. Zumindest aber gab es
um ca. 1216 jemanden in Köln der diese Geschichte vermutlich als
Augenzeuge niederschrieb.
Dieser so genannte Kinderkreuzzug nahm seinen Lauf, das weiss
man aus
anderen zeitgenössischen Chroniken, nachdem ein Jugendlicher namens
Nikolaus aus einem Dorf in der Nähe von Köln eine Vision hatte. Darin
befahl ihm ein Engel die Befreiung des heiligen Grabes auf gewaltlosem
Weg. Nikolaus verbreitete seine Vision bald im ganzen Rheinland und zog
damit viele Menschen in seinen Bann. Trotz seiner Popularität gab es
auch Chronisten unter denen er umstritten war und so werden er und seine
Anhänger auch als Werkzeug des Teufels und als dumm dargestellt.
Trotz allem kam den Kreuzzüglern aber immer wieder Hilfe aus der
Bevölkerung zu. Man liess sie zwar nicht immer in die Städte, brachte
ihnen aber Essen und Trinken aufs freie Feld hinaus. Von Köln aus zogen
sie weiter nach Süden, wo sie von einem Chronisten in Trier gesehen
wurden. Nach seinem Bericht trug Nikolaus ein Gewand mit einem Schild "wie
ein Kreuz in Form eines Tau", was ein Zeichen des Heiligtums und der
wundersamen Kraft sei.
Mit Tau meinte er den T - förmigen griechischen Buchstaben. Dieses
Zeichen war im Jahr 1212 nicht unbekannt. Der radikale Kirchenreformator
Franz von Assisi verwandte es als persönliches Symbol und trug es
ebenfalls auf seinen Kleidungsstücken.
Man sagte Assisi zu dieser Zeit noch nach, er sei ein UnRuuhhestifter,
weil er die Bequemlichkeit und Korruption der Kirche anprangerte und
eine Rückkehr in die apostolische Armut forderte. Erst 1210 bekam er vom
Papst die Erlaubnis seine Anhängerschaft, die Franziskaner, als Orden
innerhalb der Kirche zu formieren. Auch Franz von Assisi hatte 1212 den
Wunsch auf einen gewaltlosen Kreuzzug zu gehen, um die Ungläubigen durch
reine Überzeugung zum Konvertieren zu bringen. 1219 gelang es Franz von
Assisi wirklich nach Ägypten zu kommen, doch seine Predigt über den
christlichen Glauben veranlasste den Sultan Al-Kalil nur dazu, ihn
prompt nach Europa zurück zu schicken.
Am 25. Juli 1212 berichtet ein Mönch aus Speyer von den Kreuzzüglern. Am
20.
August 1212 erreichte die Gruppe deutscher Knaben, kleiner Kinder,
Frauen und Mädchen, unter Führung von Nikolaus, Piacenza. Ein dort
ansässiger Chronist berichtet, dass sie nach dem Weg zum Mittelmeer
fragten. Ebenfalls aus Cremona gab es Berichte über die Begegnung mit
der Jugendgruppe.
Der Chronist Ogerius Panis zählte dann am 25. August 1212, 7000 Frauen,
Männer, Mädchen und Knaben als diese in Genua einzogen. Auf ihre
Kleidung waren Kreuze genäht, sie trugen Ranzen auf dem Rücken, manche
hatten Pilgerstäbe oder Trompeten dabei. Viele von ihnen sollen bereits
am nächsten Tag den Ort enttäuscht verlassen haben.
Der weitere Verlauf dieser Geschichte ist nicht genau zu deuten. Es gibt
unterschiedliche Berichte. Einige sagen, dass Nikolaus mit seiner
Anhängerschaft weiter zog nach Brindisi, andere berichten, er sei
unterwegs gestorben, wieder andere sagen, er setzte seine Reise nach
Jerusalem fort und kämpfte dann im fünften Kreuzzug.
Was wirklich geschah kann nicht eindeutig geklärt werden, doch soll hier
noch erwähnt werden, dass einige aufgebrachte Eltern aus Köln den Vater
von Nikolaus vor Gericht zerrten, weil sie ihm unterstellten, er hätte
das Vorhaben seines Sohnes unterstützt. Die Richter waren der gleichen
Meinung und verurteilten ihn zum Tode durch den Strang.
Das Wort Kreuzzug ist hier aber fehl am Platz, denn ein Kreuzzug wurde
durch den Papst in Absprache mit König und Kaiser ausgerufen und dies
war hier sicher nicht der Fall. Auch trug die Jugendbewegung kaum oder
keine Waffen bei sich, denn sie wollten ja das Heilige Land ohne Gewalt
zurückerobern.
Es wird vermutet, dass viele der Kinder und Jugendlichen als Sklaven
verkauft wurden. Einige kehrten zurück, andere blieben in Italien.
Aus Frankreich gab es ebenfalls einen Bericht, in dem es heisst das ein
Kinderkreuzzug sich auf den Weg machte, doch diese 30000 Jugendlichen
wurden angeblich damals vom König kurzerhand nach Hause geschickt. Von
anderer Stelle heisst es jedoch sie seien zumindest bis Marseille
gekommen.
Einer der Versklavten kehrte 18 Jahre später nach Europa zurück und
schilderte das Schicksal seiner Kameraden. Sie wurden von Hugo dem
Eisernen und Wilhelm das Schwein auf sieben Schiffe eingeladen mit dem
Versprechen man würde sie sicher nach Jerusalem bringen. Doch wurden sie
in Algerien und Alexandrien als Sklaven verkauft. Zwei der Schiffe
kenterten vor Sardinien und keiner der Passagiere überlebte. Papst
Gregor IX liess auf der Insel St.
Pietro eine Kapelle errichten um den Ertrunkenen zu gedenken. Diese
Kapelle gibt es noch heute.
Die Folgen der Kreuzzüge
Nachdem 1291 Islamische Streitkräfte Akkon eingenommen hatten und das
letzte christliche Bollwerk im Heiligen Land gefallen war, endete die
Zeit der Kreuzzüge. Nur wenige in Europa bedauerten das, denn
schliess
lich brachte der Kontakt mit den Kulturen des Islams und mit
Byzanz viel Neues nach Europa.
Die Glasbläserei aus Tyros wurde von den Venezianern übernommen, in
Frankreich züchtete man Seidenraupen und webte Stoffe in der Tradition
des Ostens. Es wurden Pflaumenbäume aus Damaskus und Zuckerrohr aus
Tripolis gepflanzt. Mit Zimt, Nelken und Muskat wurde Würze in die Küche
Europas gebracht. Es gab reinigende Dampfbäder und Spiegel aus Glas
lösten polierte Metallplatten ab.
Der Lehnsadel hatte seinen Reichtum verloren. Um ihre Beutezüge in den
Osten zu finanzieren hatten sie ihre Privilegien an die Städte und ihren
Leibeigenen die Freiheit verkauft. Die Städte waren stolz und gross
geworden, die Bürger selbstbewusst. Geld löste den Tausch und die
Dienstleistungen in der Wirtschaft ab. Erfolgreiche Handelsherren hatten
bald das gleiche Ansehen wie der Adel. Kaufleute und Kunsthandwerker
gelangten zu Wohlstand.
DAS ORDENSGEBET
Herr Jesus Christus,
Du hast mich aus Gnade berufen,
Dir als .......-Ritter zu dienen.
Demütig bitte ich Dich auf die Fürsprache Unserer Lieben Frau von
Philermos, des heiligen Johannes des Täufers, des seligen Gerhard und
aller Heiligen:
Lass die Treue zu unserem Orden
mein Leben und Handeln durchdringen.
"Im Bekenntnis zur römisch-katholischen
und apostolischen Kirche will ich
mit Deiner Hilfe
den Glauben standhaft bezeugen
und ihn entschlossen
gegen alle Angriffe verteidigen."
Dem Nächsten will ich in Liebe begegnen, besonders den Armen und unseren
Herren Kranken.
Gib mir die nötige Kraft,
diesem Vorsatz gemäss
selbstlos und als aufrechter Christ zu leben, zur gröss
eren Ehre Gottes,
für den Frieden der ganzen Welt und zum Wohl unseres Ordens.
Ame |