.

 00325

 Friedhof    

Initiative Muslimischer Friedhof in Deutschfeistritz

Dokumentation des Briefverkehrs usf. zwecks Errichtung eines Islamischen Friedhofs in Deutschfeistritz.

  240  243  271  322  323  324  325  326 


 

Brief an Bischof Dr.Egon Kapellari

Bischöfliche Ordinariatskanzlei , Bischofplatz 4

 

Deutschfeistritz, am 19. Ramaḍaan 1427 (13.Oktober 2006)

 

Sehr geehrte Herr Bischof Dr. Egon Kapellari

 

In Deutschfeistritz leben Muslime, welche in einem muslimischen Friedhof in Deutschfeistritz begraben werden möchten; eine Notwendigkeit, welche weder technisch noch wirtschaftlich problematisch ist, jedoch bisher auf politischen Widerstand stiess. Wir Muslime von Deutschfeistritz betrachten es als unser Recht, in unserem Heimatdorf eine Fläche (bzw. eine Abteilung des bereits bestehenden Friedhofs) für unseren Islamischen Friedhof zur Verfügung zu haben. Die verbindliche rechtliche Grundlage, scheint dafür in der Steiermark jedoch zu fehlen, bzw. nicht eindeutig zu sein. Der Bürgermeister verweigerte uns seit 2003 den muslimischen Friedhof, obwohl neben bzw. in dem gerade erst erweiterten christlichen Friedhof, genügend Raum vorhanden ist. Der Herr Bürgermeister meinte, dass der christliche Friedhof für alle Religionen offen sei, doch dürfen sich Muslime, nach Islamischen Recht, dort nicht z.B. zwischen christlichen Gräbern begraben lassen. Viele eingewanderte Muslime werden derzeit noch nach ihrem Tod in ihre Heimatorte rückgeführt und sind daher von dieser Problematik unmittelbar nicht so stark berührt. Wir österreichischen Muslime aber, haben weder eine rechtliche Möglichkeit noch den Wunsch, wo anders nach Islamischen Ritual als dort begraben zu werden, wo wir gelebt haben bzw. sterben. Nunmehr ist die Verwaltung des Friedhofs in Deutschfeistritz, von der Gemeinde,  der römisch katholischen Kirche übergeben worden und so wende ich mich an Sie, dass eine deutlich getrennte muslimische Abteilung am Friedhof eingerichtet wird, da sonst die Würdigkeit des Ortes, für eine Islamische Bestattung, eindeutig nicht geben ist.

 

In Vertretung der betroffenen Muslime von Deutschfeistritz,  

mit freundlichen Grüssen

Muhammad Müller

 


Antwort

 

 

 

 

 

 


Antwort

 

 

Dr.Heinrich Schnuderl

Deutschfeistritz, am 2. Schawwal 1427  (26.Oktober 2006)

 

Sehr geehrte Herr Dr. Heinrich Schnuderl

 

Danke für Ihre Antwort; ich nehme ihre Empfehlung, einen eigenen Islamischen Friedhof einzurichten zur Kenntnis, wenngleich der amtierende Bürgermeister dagegen ist und ich so wie Sie wissen, dass die Gesetze im Landtage dafür erst einmal geändert werden müssen.

 

Abschliess end erlaube ich mir Sie darauf aufmerksam zu machen, dass Sie behaupten, der Friedhof in Deutschfeistritz sei von der röm, kath. Pfarre errichtet worden; das kann zwar rechtlich so gesagt werden, doch tatsächlich wurde die gross e neue Friedhoferweiterung samt Halle, durch die Gemeinde, mit allgemeinen Steuergeldern, also auch Geldern der Muslime, installiert und später der Kirche zur Verwaltung und/oder Besitz übergeben.

 

Sie beziehen sich ferner auf den §36 des Steiermärkischen Leichenbestattungsgesetzes, als ob dies ein röm.kath. Gesetz wäre; es handelt sich dabei eben nicht um die Grosszügigkeit der röm.kath. Kirche, sondern genau diese „Grosszügigkeit“ wurde ihr erst durch eine „säkulare Zwangsverordnung“ aufgedrängt; Sie wissen ja, dass es nicht lange her ist, dass nicht einmal alle Christen in röm.kath. Friedhof begraben werden durften. In Islamischen Ländern dagegen, ist es selbstverständlich, dass Christen ihre eigenen Friedhöfe haben und es gibt dort folglich für Christen weder Wunsch noch Notwendigkeit, sich auf muslimischen Friedhöfen begraben zu lassen, ganz abgesehen von der röm.kath. Geschäftsgebarung mit den Toten und der Ausgraberei, die damit in Zusammenhang steht und die Bedrückungen, die insbesondre ärmeren Menschen damit bereitet wird.

  

Als österreichischer Muslim erwarte ich mir, dass österreichische Christen, religiöse Bedürfnisse Andersgläubige voll respektieren; „Toleranz“ ist hier das vollkommen falsche Wort. Steiermarks Muslimen wäre es ja sehr recht, wenn es ihnen verwehrt wäre, auf röm.kath. Friedhöfen begraben zu werden, denn dann wäre es vermutlich auch leichter oder verpflichtend, muslimische Friedhöfe zu errichten; der Wunsch nach Errichtung einer „muslimischen Abteilung“ auf einen röm.kath. Friedhof, ist ja nur auf Grund der zwingenden Gesetzeslage entstanden.

 

Wenn Sie ferner angebliche Gepflogenheiten muslimischer Ländern erwähnen und diese in Zusammenhang mit der Errichtung Islamischer Friedhöfe in der Steiermark bringen, so wirft dies, ganz unabhängig vom Wahrheitsgehalt ihrer Schilderung, die Frage auf, warum Sie dies zur Sprache bringen; habe ich etwa gegenüber dem Herrn Bischof erwähnt, was christliche geführte Armeen derzeit in muslimischen Ländern treiben. Sie verwenden säkulare und röm.kath. Glaubenselemente wie es ihnen gerade günstig scheint.

 

In Vertretung der betroffenen Muslime von Deutschfeistritz,  

 

mit freundlichen Grüssen

 

Muhammad Müller

.