Tarnkappen-Journalisten und die Mär von
der radikalen Süssholz-Fraktion
von
Abd al-Hafidh Wentzel,
September 2007
entnommen von:
http://myelectronicdiary.wordpress.com/2007/09/
Nachdem es den deutschen Sicherheitsbehörden erfreulicherweise
gelungen zu sein scheint, nach monatelangem Einsatz eine schon im
Mai in Presseberichten erwähnte Gruppe potentieller Massenmörder
dingfest zu machen, die angeblich von sich behaupten, Anhänger des
Islam zu sein, übertreffen sich die unterschiedlichen Vertreter der
Journalistenzunft gegenseitig darin, im Nebel herumzustochern und
den geneigten Lesern ihrer Blätter und Internetausgaben ihre
einmaligen sensationellen Hintergrundinformationen zu verkaufen.
Dabei brilliert wieder einmal – wie so oft – Deutschlands vermutlich
meistgelesene Kampfpostille des fundamentalistischen
Vulgärmaterialismus, DER SPIEGEL, in seiner Online-Version mit
detaillierter, vermeintlich akribisch recherchierter,
Desinformation.
Da klärt
ein „Islamismus-Experte“ dieses Blattes unter dem reisserischen Titel
„Radikale Konvertiten: Durchmarsch zum Martyrium“ seine Leser
darüber auf, woran man solche „radikalen Konvertiten“ erkennen kann.
Er schreibt: „Lässig kaut der junge Mann auf einem Zweig Süssholz
herum, seinem Ersatz für eine Zahnbürste, ganz nach dem Vorbild des
Propheten Mohammed.”Im zweiten Teil seiner Abhandlung erklärt uns
der „Experte“ dann, wer die „Salafiten“ sind, indem er ihre
Ideologie so beschreibt:
„…der Salafismus, der besonderen Wert darauf legt, das Beispiel des
Propheten und seiner Gefährten bis ins Detail nachzuahmen – die
Süssholz-statt-Zahnbürste-Fraktion.“
Wenn der
Autor auch nur die geringsten Kenntnisse des Islam besässe oder sich
bei einem halbwegs gebildeten Muslim informiert hätte, müsste er
wissen, dass es sich bei dem vermeintlichen „Süssholz“ um ein Miswak
(auch Siwak) genanntes Zahnholz handelt – in der Regel die Wurzel
des in vielen Wüstengebieten vorkommenden Arak-Strauches, dessen
Extrakt mittlerweile von Schweizer Pharmazieunternehmen wegen seiner
mild desinfizierenden und adstringierenden Wirkung zur Herstellung
von Zahnpasta verwendet wird.
Dieses Zahnholz hat in der Tat der Prophet Muhammad – der Segen und
Friede Gottes seien auf ihm – bereits vor über vierzehnhundert
Jahren zur täglichen mehrmaligen Zahn- und Mundpflege empfohlen.
Dies zu einer Zeit, in der die Vorfahren der SPIEGEL-Herausgeber
vermutlich noch als Leibeigene, ungewaschen und in verlausten
Lumpen, gemeinsam mit ihrem Borstenvieh in Laubhütten hausten und
ihre mageren Einkünfte für Ablasszahlungen an die lokalen Priester
abzuliefern hatten oder, in Ermangelung von Toiletten, die Gräben
ihrer Burgen mit ihren Exkrementen füllten, bis ihnen die
andalusischen Muslime – jene Anhänger der „Stiftungsurkunde einer
archaischen Hirtenkultur“ – die grundlegenden Regeln der Hygiene
beibrachten.
Das Miswak,
diese „natürliche Zahnbürste“, die in ihrem Inneren bereits die für
die Zahnpflege notwendigen Substanzen enthält, und die nach
Benutzung einfach ein wenig gekürzt und auf diese Weise so lange
weiterverwendet wird, bis schliess
lich ein kleiner Stummel ohne
Schaden für die Umwelt weggeworfen werden kann, wird bis heute
weltweit täglich von Millionen von Muslimen – von vielfach eher
spirituell orientierten Suufis über die unterschiedlichsten
exoterischen Glaubensausrichtungen bis hin zu den extremistischen
Wahhabiten – benutzt. All dies trotz weltweiter massiver Werbung der
Industriekonzerne für ihre Plastik- und Elektrozahnbürsten und trotz
der täglich und überall – wegen der angeblichen Vorteile ihrer
jeweils neuesten chemischen Formeln – angepriesenen Zahnpasten,
Mundwasser und Pflegemittel.
Der
Versuch, den Lesern des SPIEGEL dieses bei vielen Muslimen beliebte
Zahnholz, das in fast jeder Moschee und in zahllosen Internetshops
erhältlich ist, nun als Erkennungsmerkmal einer radikal-Islamischen
„Süssholz-statt-Zahnbürste-Fraktion“ zu verkaufen, wird zweifelsohne
als eine weitere Glanzleistung in die Annalen des „fortschrittlichen
Journalismus“ eingehen, in denen sich dieses Magazin und seine
„Experten“ schon so manches Ruuhhmesblatt gesichert haben.
Offen ist
allerdings die Frage nach den Beweggründen des Verfassers, eines
„Islamismus-Experten“ mit dem wohlklingenden Namen Yassin Musharbash.
Warum schreibt jemand so einen Schwachsinn? Diese Frage lädt
geradezu zu Spekulationen ein:
Vielleicht
will sich der Autor, weil er wegen seines auf einen „Migrationshintergrund“
hindeutenden, irgendwie muslimisch klingenden Namens unter einem
Minderwertigkeitskomplex leidet, im Kreise seiner fortschrittlichen
Journalistenkollegen als moderner Plastikzahnbürstenbenutzer
profilieren?
Eventuell
könnte es sich dabei um eine Art Konvertiten-Syndrom handeln, wie es
bei manchen zum „fortschrittlichen Journalismus“ Übergetretenen –
ähnlich wie bei anderen Konvertiten – häufiger anzutreffen ist. Herr
Musharbash selbst erwähnt ein solches Phänomen in seinem Artikel,
indem er den niederländischen „Terrorforscher“ Edward Bakker mit den
Worten zitiert: „Grundsätzlich neigen Konvertiten zur
Überkompensierung, und das macht sie anfällig für radikale Ideen.”
Das Magazin, das ihn für seine Schreiberei bezahlt, nennt sich DER
SPIEGEL. Herr Musharbash sollte vielleicht einmal in einen solchen
schauen!
Eine
weitere Möglichkeit wäre die: Vielleicht ist Herr Musharbash ein
verdeckter Tarnkappen-Re-Konvertit, der nur zum Schein zum
„fortschrittlichen Journalismus“ konvertiert ist und eine
Plastikzahnbürste benutzt, um dann eines schönen Tages, vielleicht
beim Schweinebratenschmaus der SPIEGEL-Redakteure im Anschluss an
den gemeinsamen Kirchgang, mit seiner Freundin im Arm, ein mit
hochkonzentriertem Wasserstoffperoxyd getränktes Süssholzzweigchen
aus der Jackentasche zu ziehen, es in sein Bierglas zu tauchen und
mit der daraus resultierenden gewaltigen Explosion als „radikaler
Konvertit“ seinen „Durchmarsch zum Martyrium“ zu vollenden?
Nach der
Ansicht eines von Herrn Musharbash in seinem Artikel „Gotteskrieger
an der Heimatfront” genüsslich zitierten jordanischen „Experten“-Kollegen
namens Fuad Hussein, der ein angeblich existierendes Phänomen so
genannter „Tarnkappen-Konvertiten“ beschreibt (…die ihre Konversion
nicht mehr öffentlich machen, um getarnt zu sein, Schweinefleisch
essen, in Kirchen gehen, und Freundinnen haben. Niemand weiss
, wer
sie sind, bis sie zuschlagen), wäre auch die letzte Variante ein
durchaus denkbares Szenario!
Sicher sind das letztendlich alles Spekulationen, und nur Herr
Musharbash und seine Auftraggeber kennen die wahren Gründe für die
Verbreitung solch hanebüchenen Unsinns.
Fest steht
jedoch bereits, dass sich Yassin Musharbash mit seiner umfassenden
Unkenntnis der Materie und seiner blühenden Phantasie einen
Ehrenplatz in der Riege der deutschen „Islam-Experten“ – von Gerhard
Konzelmann über Alice Schwarzer und Hans-Peter Raddatz bis zu Peter
Scholl-Latour – verdient hat, der ihm sicher in Bälde in Form einer
entsprechend dotierten Auszeichnung vergolten werden wird.
Wichtig ist
ihm und das sollen sich die SPIEGEL-Leser wohl merken – denn
SPIEGEL-Leser wissen mehr! – was Herr Musharbash gegen Ende seines
Artikels treffend formuliert:
„Wieso werden aus Neu-Muslimen Terroristen? Eine befriedigende
Antwort, ein Profil gibt es noch nicht. Nur Indizien.”
Nun, ein
wichtiges „Indiz“ hat Herr Musharbash ja schon beschrieben: es ist
das Zahnholz der „Süssholz-statt-Zahnbürste-Fraktion.“
Es ist
davon auszugehen, dass die Beamten der verschiedenen
Sicherheitsbehörden – allesamt sicherlich fleissige SPIEGEL-Leser –
demnächst verstärkt nach „Süssholzkauern“ fanden werden.
Gott schütze uns vor den Terroristen!
© Abd
al-Hafidh Wentzel, September 2007 |