Diin ist Lebensqualität
oder Religion im Sinne der Rückbindung zum
Schöpfer der eigenen Wahrnehmungen.
Muhammad Abu Bakr Müller dhul hidschah
1429 / Dezember 2008
Es
gibt
verschiedene
Ansichten inwieweit das Wort Religion für Diin verwendbar ist oder
nicht; ich verwende jedenfalls "Religion" im Sinne von
"Diin" und eben nicht im üblich gewordenen, säkularen Unsinn.
Diin bedeutet die Lebensweise, welche von
Imaan
in allen Lebensbereichen durchdrungen ist; anderseits sagt
Allah
(im Qur'aan) auch zu den Leugnern Seiner
Offenbarung: "....lakuum diinukum wa lia diin"
(euch eure Diin und uns unsere Diin), womit klar ist, dass das
Wort Diin auch für die Lebensweise der Ungläubigen verwendbar ist,
wenngleich ihre Diin von der Leugnung durchdrungen ist. Diin
kann also nur beschränkt mit "Religion"
im heutigen Sprachgebrauch übersetzt werden, so einerseits der Ursprung des
Begriffs "Religion" ungeklärt ist und andererseits der Begriff "Religion" in
Europa so stark verkulturalisiert wurde, dass sich etwa ein Leugner der
geschichtlichen Existenz Jesu (der Friede Allahs sei auf ihm) ohne weiters
auch als "christlich" definieren kann und das wird auch voll akzeptiert.
Auch Muslime hört man sagen: "Das ist
meine Religion und das ist mein Geschäft",
was ein Bekenntnis zum
Säkularismus ist.
Im
Qur'aan
ist "Diin"
die Zusammenfassung von "Religion" und "Kultur"; also die gesamte,
unsäkulare Auffassung einer Lebensweise, was auch immer die geistige Basis
sein mag. Im europäischen Sprachraum aber, sind diese Begriffe zwar
überlagernd, längst aber nicht mehr kongruent und ihre Bedeutungen
auseinanderstrebend, so dass sich manche bereits als "säkulare Muslime"
bekennen, so unsinnig dies auch ist. Der Leser oder der geistige Wanderer
geht nunmehr davon aus, dass er das Wort "Religion" als
"Diin" zu begreifen beginnt, und sich ab sofort vom Säkularismus zu
entfernen bemüht, da er anderenfalls nicht einmal ansatzweise ein
Verständnis des Islam erlangen kann, selbst wenn er den Qur'aan auswendig
lernen würde. Man denke an die vielen Orientalisten, die jahrelang "Islam
und arabisch" studieren und am Ende Bücher über den Islam schreiben und
beratende Funktionen einnehmen, ohne jemals Islam begriffen zu haben.
Islam wird durch eine innige Liebesbeziehung zwischen Lehrer und Schüler
vermittelt und nicht durch ein 'Technikstudium', so wie es heute auf
staatlich kontrollierten Islamischen Universitäten, Fernstudien,
salafitischen Zentren usf. längst Standard geworden ist.
Wenn der Begriff "Religion" vom lateinischen "religere"
abstammt, was etwa "wiederholt oder sorgfältig betrachten" und "Rückführung"
bedeuten kann, so ist dieses Betrachten oder dieses Rückführen (zum einzig
Wesentlichen) keineswegs mit dem arabischen Begriff "din", wie er im
Qur'an
vorkommt einfach gleichzusetzen, vielmehr ist "Rückführen" ein wichtiger
Aspekt der ganzen "din". Der Muslim bezeichnet nämlich nicht nur die
sakrale Lebensweise, also die zum Schöpfer (rück)führenden "Überzeugungen,
Betrachtungen und Rituale" als Religion, sondern auch diejenigen
"Religionen", welche in die banale Wahrnehmungen führen, so wie z.B.
Demokratismus, Kommunismus, Säkularismus, Rassismus usw., also alles
Anlagen, welche der Mensch ständig mit sich herumträgt. Islam schliesst alle
Handlungen des täglichen Leben und daher auch "Politik" in sich asl "Diin"
ein, so dass das, was Säkulare getrennt sehen, für Muslime eine
unzertrennlicher Zusammenhang wie Ei und Henne ist. "dinu-l-Islam"
ist die sakrale Lebensweise, welche dem Glauben an
Allah
und seinem
Gesandten, also dem Glauben an das Unsichtbare entspringen,. Was
immer aus den jeweiligen Offenbarungen im Laufe der Geschichte wurde, mit
der letzten Offenbarung (dem
Qur'an) kam quasi das neue sakrale Betriebsystem, also
teilweise auch mit neuer Syntax (Gesetzen). Die früher offenbarten
Religionen wurden also geistig schrittweise abgelöst, wenngleich ihre
kulturellen Oberflächen weiterhin praktiziert werden. Was aber die
Pseudoreligionen betrifft, also die nicht offenbarten, so vermitteln auch
diese teilweise wahre Details, wie etwa die Absicht zur sozialen
Umverteilung von Gütern, doch bleiben sie für den gesamten sakrale Dimension
der menschlichen Existenz blind, taub und stumm und die gut gemeinten
Umverteilungen werden zum Blindmacher am Weg in die Dunkelheit bis ins
Feuer, dessen Brennstoff der Mensch selbst ist.
Muslime evaluieren und erleben ihre Gegenwart durch die Zukunft,
welche das Leben nach dem Tod ist; das Wissen und die Lebensweise aber, wird
aus der Vergangenheit bezogen. Die letzte Offenbarung, der
Qur'aan und
die
Sunnah
des Gesandten Allahs
sind die Quellen, welche Grundlage für das Recht aller inneren und
äusseren Angelegenheiten der Muslime sind. Nicht nur Rituale, sondern alle
Bereiche ihrer sichtbaren Kunst zu leben, transformieren Muslime,
insbesondere durch ihre Liebe zu Allah
und Seinen Gesandten zum Verständnis von
figh (Rechtswissenschaft)
und
Tass
auwuf (Schulung der
Charaktereigenschaften usf.), von echter Lebensqualität. Doch, siehe
da, heute laufen viele Muslime der in Glanz verhüllten Dunkelheit nach, bis
sie Islam nur mehr als Kultur erleben und denken alsbald: "Wenn ich erst
einmal (in der Kufr-Lebensweise) integriert bin und vielleicht auch
noch wohlhabend geworden bin um dann andern Muslimen helfen zu können, dann
kann ich auch den Islam besser verbreiten und man wird mir mit mehr
aufmerksamer zuhören; bis dahin aber muss ich mich noch so und
so verhalten......". Sie verstehen nicht, dass Islam niemals in
Kufr integriert werden kann ohne dabei den Islam zu
verlassen, auch wenn man weiterhin in einer Islamischen Kulturfasade dahin
schwimmt. Umgekehrt wird niemand zu einem Gläubigen, ohne die Leugnung
vorher zu verlassen.
Ungläubige verschleiern sich ihre sporadischen Einblicke in ihre
sakrale Existenz; nicht so sehr durch Rauschgifte sondern durch
philosophisch Akrobatik, wie etwa die "Dreieinigkeit" oder "Säkularismus"
usf.. Diese Schleier sind derart dicht, dass sie als Projektionswände für
Bilder einer "fortschreitenden Erkenntnis" dienen, eigentlich aber nur
richtungslose Anhäufungen von Detailwissen sind. Wenngleich Quantität
auch eine Art von Qualität ist, so wird daraus doch kein organisches Wissen,
also keine echte Lebensqualität, wie sie einzig noch "im gelebten Islam" zu
finden ist, doch genau diese Wahrheit wird vom Ungläubigen geleugnet und oft
auch bekämpft. Wenn sich durch Allahs
Gnade, in diesem Datenschleier doch einmal ein kleines Loch in der
Projektionswand dem Ungläubigen auftut und er sich im tiefen
"Unterbewusstsein" an den Schöpfer all dieser gesammelten Details erinnert,
dann erachten er dies schnell als chemischen Vorgang im Gehirn, als
psychologisches Phänomen oder als nunmehr aufgeklärte Geschichte früherer
Generationen"
(ayah verlinken), so wie dies im Qur'aan vor über tausendvierhundert
Jahren bereits beschrieben wurde. Der Preis der Anerkennung so eines von
Allah
gewährten Durchblicks durch die
Projektionswand aber, der erscheint im gesellschaftlichen Kontext viel zu
hoch und riskant; auss
erdem ziehen die Gewohnheiten den kurzen Blick
wie an einem Gummiband blitzschnell zurück in die Dunkelheit des rationalen
Erkenntnisgeflechts, und es flüstert etwas dazu: "Schweinefleisch wurde
wegen der fehlenden Kühlschränke verboten".
Manchmal kann ein Gläubiger mit einem Ungläubigen kommunizieren, doch wenn
dann ein weitere Ungläubiger hinzukommt, verwandelt sich die Demut in Spott
als Selbstverteidigung, um ja nicht als jemand der sich für Islam
interessiert, aufgedeckt zu werden.
(ayah verlinken), denn so wie
der Kaafir mit Kufr
unzufrieden ist, so ist der
Muslim mit Islam
zufrieden. Soll aber deshalb der der Islam so verdreht dargestellt werden,
dass Ungläubige damit zufrieden sind und Muslime sich darauf in Ihren
Geschäften nicht gestört fühlen? Nein, denn das ist nichts als
Nifaaq (Heuchelei). Allah
hat das Äussere und das Innere miteinander
untrennbar verbunden: Was im Herzen ist, das kommt auch heraus.
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