Wenn Der Gross
zügige mit dem
Namen Der Rächer auftritt
Betrachtungen
zur türkischen Erdbebenkatastrophe im Jahr 1999 (Anm. d. Übersetzers Aisha
Angerstein) | Dieser Text
von
Abdul-Hakim
Muradi ist einem Vortrag, gehalten in
London am 28.August 1999 bei der Konferenz „Von Mekka nach Medina“,
entnommen.
In der Sure al-Furqan
sagt Allah
:
‚Und der Gesandte sprach: „O mein Herr,
mein Volk hat wirklich diesen Qur’an von sich gewiesen.“ (25, 30)
Das könnte vielleicht das Epitaph (Grabschrift)
der traditionellen Islamischen Welt sein. Viele Muslime halten noch an Aspekten
der qur’anischen Botschaft fest; aber es scheint ganze Abschnitte der
Offenbarung zu geben welche wir zwar formell lesen, jedoch nicht verarbeiten.
Etwas später in obgenannter Sure kommen
wir zu einem dieser vergessenen Themen des Qur’an. Im Text heisst es:
„Und wahrlich, Wir gaben Moses die
Schrift und zugleich haben Wir (ihm) seinen Bruder Aaron als Helfer zur Seite
gestellt. Dann sprachen Wir: „Geht beide zum Volk, das Unsere Zeichen
verworfen hat“; dann zerstörten Wir sie alle vollständig.“
„Und das Volk Noahs: Als sie die
Gesandten verleugneten, ertränkten Wir sie und machten sie zu einem Zeichen für
die Menschen. Und Wir haben für die Frevler eine schmerzliche Strafe bereitet.“
Und so auch für die ’Ad, die Tamud
und die Leute vom Brunnen und so viele der Geschlechter zwischen ihnen. Ihnen
allen prägten Wir Gleichnisse; und sie alle zerstörten Wir vollständig.“
(25, 35 – 39)
Wir haben diese Verse viele Male gelesen.
Und wir wissen, dass sie - das erste Mal das sie auf Erden gehört wurden - als
eine Warnung an die Heiden des Stammes der Quraysh gerichtet waren. Frühere Völker,
die die Zeichen Gottes geleugnet hatten, waren durch Seine Strafe ausgelöscht
worden. Sollten sie auf ihrem Leugnen des Propheten Muhammad (s.a.w.s.) beharren,
so würde dieselbe Möglichkeit auch für sie bestehen.
Allah
hat Namen der Schönheit: Der
Mitleidvolle, Der Barmherzige, Der Sanfte und viele andere. Aber Er hat auch
Namen der Strenge: Der Überwältigende, Der Gerechte, Der Rächer. Die Welt in
der wir leben existiert als die Wechselwirkung und die Manifestation von allen
der göttlichen Eigenschaften. Folglich ist sie ein Ort des Behagens und der Mühsal,
der Freude und des Schmerzes. Es muss so sein: eine Welt in der es nur Behagen gäbe
könnte kein Ort sein an welchem wir uns als wahre Menschenwesen erkennen könnten.
Nur durch das Erfahren von Mühsal und Schaden und schmerzlichem Verlust und
Krankheit ist es, dass wir uns über unser Ego erheben können und zeigen, dass
wir für andere leben können, und für Prinzipien, eher als nur für uns selbst.
Ein Merkmal dieser Welt, dieser Dunya ist
daher die Existenz der Katastrophe. Manchmal nimmt diese Katastrophe die Form
einer Prüfung an: in welchem Fall sie ein Geschenk sein kann. Zu anderen Zeiten
jedoch mag sie die Form einer Strafe annehmen. Die Dunya ist, wie der athar
besagt ’das Gefängnis des Gläubigen
und das Paradies des Ungläubigen’. Aber manchmal kann Allahs Ärger über die
wiederholte und spöttische Leugnung Seiner Zeichen zu einem plötzlichen Entreissen
der Annehmlichkeiten dieser Welt führen.
Einer der frühen Muslime sagte:
„Wisse dass,
wenn einer von Allahs Dienern sich gegen Ihn versündigt, Er ihn mit Nachsicht
behandelt. Sollte er wieder sündigen, so verhüllt Er das für ihn. Aber sollte
er die Verhüllung missachten, dann ersinnt Allah
einen solchen Zorn gegen ihn,
wie ihn die äussersten Himmel und die Erde, noch die Berge und die Bäume und
auch nicht die Tiere umfassen können; welcher Mensch könnte dann solch einem
Zorn standhalten?“
Eine der Absichten des Qur’an ist es, uns
die Risiken zu erklären, die es mit sich bringt, wenn man Allahs Wille zurückweist.
Wenn wir unserem Schöpfer gehorchen und Seine Eigenschaften respektieren und
diesen Eigenschaften in dem Ausmass und in der Weise die für uns passend ist
nacheifern, so werden wir wie Adam und Eva, Friede sei auf ihnen. Wir sind
wieder in den Zustand der fitra versetzt, der ursprünglichen Norm
unserer Spezies. Und wir gewinnen unseren vorgesehenen Platz als Allahs Khalifas
über die natürliche Ordnung.
Wenn wir uns jedoch vom Ursprung unseres
Seins abwenden, wenn wir eher die Schwärze des Alls ansehen als die Sonne, wenn
wir unendliche Einheit zurückweisen und unendliche Vielfalt vorziehen, sind wir
Anti-Khalifas geworden, oder besser noch, wir sind die Khalifas des Iblis
geworden, nicht jene Allahs. Wir eignen uns die Eigenschaften des Iblis
an: wie er werden wir Betrüger, Lügner, Feiglinge, solche die Schmutz
und Unreinheit mögen, zynische Advokaten leerer Vergnügungen.
Unseren Gott-gegebenen Status des khulafa
unseres Schöpfers zurückzuweisen und eine Stellung als khulafa des
Iblis, alayhi’l-laa’na, anzunehmen, ist folglich, unser eigenes
Menschsein zu leugnen. Wir haben teil an seiner ursprünglichen Sünde: wie er
weigern wir uns, Adam, diesen leuchtenden Heiligen, vor dem sogar die Engel sich
verbeugen mussten, anzuerkennen. Stattdessen verbeugen wir uns vor unseren
eigenen Launen, unseren eigenen Wünschen, unseren eigenen all zu fehlbaren
Urteilen. A-ra’ayta man ittakhada ilahahu hawah, heisst es im Qur’an:
hast du denjenigen gesehen, der seine eigenen Leidenschaften als seinen Gott
nimmt?
Die Normalität unserer Art zu verletzen
ist ein Verbrechen gegen Denjenigen, Der diese Normalität geplant hat und eine
Leugnung Seiner Weisheit und Seiner Kunstfertigkeit. Und diese Verletzung kann
uns auch ungeschützt machen gegen die strengen, der Natur innewohnenden Kräfte.
Es ist durch Gottes Barmherzigkeit und ein
Beweis Seiner Vorsehung, dass überhaupt irgendwelches Leben existieren kann. Wäre
unser Planet nur ein kleines bisschen weiter von der Sonne entfernt, oder etwas
näher, wäre er unbewohnbar. Wären die Strahlen der Sonne von einer etwas
anderen Zusammensetzung, wären sie tödlich. Wäre unser Planet ein kleines
bisschen kleiner, könnte er nicht die Atmosphäre behalten, die notwendig ist,
um Leben zu erhalten. Wäre er gröss
er, würde die Schwerkraft garantieren,
dass die Atmosphäre nicht nur Sauerstoff, Kohlendioxyd und Stickstoff enthielte,
sondern auch schwerere, giftige Gase, wie Ammoniak. Das kleine Ausmass
des
Planeten ermöglicht das Entweichen dieser Gase.
Die Gesetze der Physik selbst enthüllen,
worauf Wissenschafter sich nur als Fein-Einstellung beziehen können. Paul
Davies , ein Astrophysiker, , hat berechnet, dass die Schwerkraft und
elektromagnetische Energie in so feiner Ausgewogenheit zueinander stehen, dass
eine Angleichung von nur einem Teil in
1,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000,000 eine ’Katastrophe für
Sterne wie die Sonne bedeuten würde’. Nachdenkend über die relative Stärke
der physikalischen Kräfte im Kosmos hat Stephen Hawking, wahrscheinlich der berühmteste
Physiker unserer Zeit ’auf die beachtenswerte Tatsache, dass die Werte dieser
Ziffern scheinbar sehr fein angeglichen worden sind, um die Entwicklung von
Leben möglich zu machen’ hingewiesen.
Tatsächlich wird uns im Qur’an
mitgeteilt, dass ’in der Erschaffung der Himmel und der Erde und der
Aufeinanderfolge von Tag und Nacht, sind Zeichen für jene die begreifen’. Kürzlich
starrten wir in Verwunderung auf eines dieser Zeichen, die totale
Sonnenfinsternis, die in Cornwall sichtbar war. Wenige säkulare Kommentatoren
nahmen die diesem Phänomen innewohnende Merkwürdigkeit wahr: denn auf nur
einem Planeten in unserem Sonnensystem kann man die Sonne und den Mond - oder
einen Mond - in genau gleicher Grösse sehen. Und dieser Planet ist der Unsere.
Ganz klar - wie in den hadiith aufgezeigt - ist eine Finsternis ein gewaltiges
Zeichen Gottes, welches sich an unsere Intuition richtet, uns mitzuteilen, dass
das Universum existiert und uns mit Zeichen - Mahnungen - der Herrlichkeit des
Schöpfers zu versorgen, welche unseren Geist aus der Zerstreuung aufwachen
lassen.
Die wunderbare Beständigkeit dieser Schöpfung
jedoch, welche menschliches Leben möglich macht, existiert mit einer Bedingung.
Das Haus wird vom Hausherrn gut instand gehalten unter der Bedingung, dass der
Mieter seine Miete zahlt. Und die einzige Miete die unser eigener, gross
zügiger
Hausherr verlangt, ist, dass wir Ihn anerkennen und Ihm danken. Und Er verlangt
das von uns nur zu unserem eigenen Nutzen. Er ist al-Nafi’ und al-Darr,
die Quelle von Nutzen und von Schaden; wir können Ihm weder nutzen noch schaden.
Er ist al-Ghani: Der Unabhängige.
Es ist ein gutes Geschäft; und wie könnte
irgendschemand etwas anderes vom Herrn der Welten erwarten? Alles was wir tun müssen,
ist Ihm zu danken; und in unserem eigenen Islamischen Übereinkommen haben wir
eine förmliche Art dies fünf Mal am Tage zu tun. Wenn wir das nicht tun sind
unsere Herzen verunreinigt, wir sind in einem Zustand der Unausgeglichenheit und
wir setzen uns dem Unglück aus.
Eine Reihe von Hadiithen weist auf
Verhaltensweisen hin durch welche bestimmte Formen der Ablehnung von Allahs
Vorsehung uns ungeschützt machen können für Zusammenbrüche im Schutzsystem,
welches Allah
in den Kosmos eingebaut hat. Eine dieser Verhaltensweisen, deren
Auswirkung in den letzten zwei Jahrzehnten schmerzhaft deutlich geworden ist,
ist von Imam Malik überliefert und bezieht sich auf die Folgen, die aus der
Ablehnung der normalen, der Sunna entsprechenden Praktiken von Heirat und
Fortpflanzung, entstehen:
’Niemals tritt sexuelle Unmoral in einem
Volk zutage - in dem Ausmass, dass
sie öffentlich wird - ohne, dass dieses von Seuchen und Plagen heimgesucht wird,
welche seinen Vorfahren unbekannt waren.’
Mit einer Zahl von etwa hunderttausend
Menschen in Gross
britannien, die mit dem HIV Virus infiziert sind, einer
Infektion mit besonders grässlichen Folgen, könnte die Warnung nicht
deutlicher ausfallen. Es ist nicht so, dass AIDS eine Strafe ist für
Drogenkonsum oder für auss
erehelichen Geschlechtsverkehr: das ist kein gut
durchdachter Standpunkt. Stattdessen weist das hadiith darauf hin, dass die ss
unna
ein Schutz für unsere Art ist, welche uns vor Zusammenbrüchen im körperlichen
Abwehrsystem bewahrt. Und jeder Medizinstudent wird sich der auss
erordentlichen
Komplexität des menschlichen Immunsystems bewusst sein: die titanenhaften Kämpfe,
die zwischen den Krankheitserregern und den Antikörpern während unseres Lebens
in jeder Zelle unseres Körpers ausgetragen werden. In dem Umfang in dem wir die
Sunna leugnen bringen wir das System aus dem Gleichgewicht und was folgt, ist
die Katastrophe.
Einzelne Menschen können sich auf diese
Weise der Tragödie öffnen. Manchmal, wenn das Unglück zuschlägt, ist es
nicht einfach zu erkennen, ob es eine Prüfung von Allah
ist oder eine Strafe
oder einfach eine Folge des Verstosses gegen den natürlichen Weg, welcher die
Sunna ist. Manchmal ist es ein Zusammenspiel von all diesen Dingen. Aber es sind
nicht nur Einzelpersonen, die von Schicksalsschlägen heimgesucht werden können.
Ganze menschliche Gemeinschaften sind ebenso gefährdet.
Viel der jüngeren Geschichte der Umma kann
als die einfache Konsequenz von ghafla -
Sorglosigkeit gegenüber Allah
t’ala verstanden werden. Das Ottomanische Reich
ist ein gutes Beispiel. Durch Allahs Verfügung und Erlaubnis bestand dieser
Staat während erstaunlicher sechshundert Jahre oder länger, von 1280 bis 1924.
Tatsächlich waren die ottomanischen Sultane die am längsten Regierenden von
allen bedeutenden Dynastien der Weltgeschichte. Keine Familie, weder in China
oder Indien, noch in Europa oder irgendwo sonst, regierte während einer so
langen Zeit. Und die Leistung ist umso beachtenswerter wenn wir auf die Grösse
und die Mannigfaltigkeit des Reiches schauen. Viele Rassen, Religionen und
Sprachen waren vorhanden; es gab kein offensichtliches einendes Merkmal für all
die Untertanen der Sultane und doch hatte das Reich Bestand.
Es ist nicht schwierig zu erkennen, warum
Allah
dem Ottomanischen Staat solchen Erfolg bescherte. Die Sultane
respektierten immer die Gelehrten und die Shuyukh: Sultan Mehmed, der
Konstantinopel aus der Byzantinischen Unterdrückung befreite war der Schüler
von Ak Shamsuddin, welcher in der
Nachfolge von Abd alQadir al-Jilani, radiya’Llahu anhu, stand. Mit
solchen Männern die für sie beteten konnten die frühen Sultane kaum in einer
Schlacht geschlagen werden. Ein anderer Umstand für den Erfolg der Ottomanen
war, dass die ottomanischen Gelehrten darauf bestanden, unterschiedliche
Meinungen unter den Muslimen zu tolerieren. Alle klassischen Verfasser
muslimischer politischer Theorien haben sich Imam al-Ghazalis Bestehen darauf,
dass den Muslimen niemals gedient ist mit Versuchen, jedem eine engstirnige
Definition des Glaubens aufzuzwingen, zu Herzen genommen. Diese Art einer
totalitären Methode endet nur in Hass und Bürgerkrieg und führt zu Verarmung
und Schwächung der muslimischen Gemeinschaft.
Der Untergang der Ottomanen ergab sich
nicht aus der Billigung einer engstirnigen Auslegung des Islam,
welche die Muslime untereinander aufbrachte, sondern aus der
gedankenlosen Westernisierung in den herrschenden Klassen. Der ottomanische Adel
und die Mittelklasse nahmen den Materialismus Westeuropas an und begannen, die
Sunna zu verlassen. Der Turban begann zu verschwinden, gefolgt vom Rest des
muslimischen Gewandes. Die Häuser wurden so gebaut, dass sie Männer und Frauen
zusammenbrachten, anstatt sie zu trennen. Die Moscheen in den reicheren Vierteln
der Städte leerten sich, auss
er an Freitagen. Und die hohen Staatsmänner, mit
einigen Ausnahmen, waren zunehmend unwillig, die gross
en Gelehrten um ihre
Gebete zu bitten.
Das Ottomanische Reich endete eindrucksvoll
mit dem Ersten Weltkrieg. Sultan Abd al-Hamid war von einer verwestlichten
Clique gestürzt worden, welche dann beschloss, dass das Reich in den Krieg
eintreten solle, was zu seiner Zerstückelung führte. Wären die Ottomanen der
Sunna treu geblieben und wären also Ungerechtigkeit, Bestechung und Schwäche
auf dem Gebiet des Kampfes vermieden worden, würde der Ottomanische Staat aller
Wahrscheinlichkeit nach noch heute existieren und sein Modell eines Islam,
welcher Vielfältigkeit toleriert, würde sich weiterhin behaupten, anstelle der
aufgeregten, intoleranten kleinen Gruppen, welche die Islamische Szene heute
ausmachen.
Das all dem zugrunde liegende Prinzip ist
unumstritten unter Muslimen. Wenn wir Allah
vergessen, wird Er uns vergessen:
’uns vergessen’ in dem Sinn, dass Er uns vor Unglück nicht schützt. Dort
wo die Welt nicht von Allah
in Ordnung gehalten wird herrscht das reine Chaos;
und in solch einem Chaos können Menschen keinen Augenblick überleben. Sie
werden von Plagen, wie den Plagen von Ägypten, heimgesucht oder von giftigen
Winden oder Überschwemmungen.
Am 16.September 1999 verlautbarte Dr.Klaus
Topfer, Vorsitzender des Umweltprogrammes der Vereinten Nationen, dass
’Anzeichen dafür bestehen, dass es zu spät ist, die globale Erwärmung zu
verhindern.’ Die ständige Zunahme von Wirbelstürmen im Besonderen ist ein
Zeichen dafür, dass die internationalen Abkommen betreffend die Emission von
Treibhausgas nicht ausreichend sind, auch dort nicht, wo sie befolgt werden.
Topfers düstere Voraussagen werden nun allgemein geteilt: das Weltklima /die
Umwelt ist ruiniert und wird sich weiter verschlechtern, auch wenn der
unwahrscheinliche Fall eintreten sollte, dass die Kalifornier aufhören Auto zu
fahren oder China seine Kraftwerke schliesst.
Die momentane Krise in der Umwelt ist natürlich
nur in einem religiösen Sinn zu verstehen. Globale Erwärmung, Verminderung der
Regenwälder, das Scheitern des Monsun, Verunreinigung der Hormone, Sterilität
der Männer, saurer Regen, BSE, Wüstenbildung und eine Myriade anderer, den
Planeten bedrohende Unglücke können aus unserer Sicht als Muslime leicht als
die Folgen der Tatsache, dass wir unsere Miete nicht zahlen, erklärt werden.
Wir nehmen mehr von der Welt als jemals zuvor, graben gierig ihre am schwersten
zugänglichen Resourcen aus, saugen Öl, das sich unter der Nordsee und der
Tundra Alaskas befindet auf, bauen Uran aus Wüsten in Namibia ab, beschaffen
Eisenerz aus unzugänglichen Gegenden Mauretaniens: die blosse Menge von Allahs
Freigebigkeit sollte uns erstaunen. Und doch, je mehr wir verschlingen, umso
weniger danken wir dem Ursprung dieser Resourcen. Wenn eine Ölquelle endlich
erschöpft ist, rülpst die Menschheit nicht und sagt ’Al-hamdu li’llah’.
Wir zahlen die Miete nicht und so sieht der
Hausherr, subhanahu wa t’ala keinen Grund die Liegenschaft zu erhalten.
Warum sollte Er? Aus Seiner erstaunlichen Barmherzigkeit erhält Er Sauerstoff
in der Luft und frisches Wasser in den Flüssen, so dass auf der Erde 6
Billionen Menschen leben können und verhältnismässig wenige verhungern. Aber
während wir mehr fressen und weniger überlegen kann diese Grosszügigkeit
nicht für immer weitergehen. Die Zeichen des Verfalls in der Umwelt beginnen
auch die materialistischen Supermächte zu beunRuuhhigen: nicht, weil sie sich
wirklich Daarum kümmern, dass sie gute Gärtner in Gottes Schöpfung wären,
sondern weil die einzige Sache, um die sie sich wirklich kümmern - die
Wirtschaft - auf lange Sicht in Gefahr sein kann.
Aus dem was ich sagte sollte klar
hervorgehen, dass Allahs rahma (Barmherzigkeit) nicht die Möglichkeit
von Unglücken auf der Erde ausschliesst. Wie es im Qur’an heisst, kataba
ala Nafsihi ’r-Rahma: Er hat Sich Selbst rahma verordnet. Wie auch
immer, trotzdem Rahman in einer Weise an erster Stelle der göttlichen
Eigenschaften steht, so gibt es deren auch andere; und eine davon ist al-Adl,
Der Gerechte, während eine andere al-Muntaqim, Der Rächer, ist
Kürzlich waren wir Zeuge eines Unglücks
in der Türkei, welches wir als eine Manifestation dieses göttlichen Namens
ansehen müssen. Vielleicht liegen andere noch im Sterben während der säkulare
türkische Staat sich jämmerlich abmüht eine Unterkunft und medizinische
Versorgung für zweihunderttausend Obdachlose bereitzustellen, die nun wegen des
sonderbaren, für diese Jahreszeit ungewöhnlichen Regens und des schlechten
Wetters, welche nach dem Erdbeben aufgetreten sind gefährdet sind, Cholera oder
Typhus zu bekommen.
Es ist eine schreckliche Sache. Imam Musa
Memis, einer der Helden unter den Katastrophenhelfern ist ein Imam aus der
betroffenen Region. Er schätzt, dass er und sein Team von Imamen über
zwanzigtausend Menschen begraben haben. Und noch immer kommen die Lastwagen
angefahren, beladen mit übel zugerichteten Überresten von Verschütteten, die
von den Rettungsmannschaften aus den Ruinen geborgen wurden.
Wenn man nun von den südlichen Vororten
Istanbuls siebzig Meilen gegen Adapazari und Izmit fährt, wird man nicht ein
einziges modernes Haus oder einen Wohnblock sehen, der noch steht. Gottes Hand
hat alles hinweggefegt.
Weltliche Erklärungen sind natürlich
schnell zur Hand. Die Nordwesttürkei ist immer eine Erdbebenzone gewesen. Wie
auch immer, Säkulare, deren es in der Türkei viele gibt und die dort stark
sind, müssen eine Sache anerkennen. In ottomanischer Zeit forderten Erdbeben
verhältnismässig wenige Menschenleben. Der Grund dafür war sehr einfach. Die
Ottomanen gehörten zu diesem Land: sie kannten es und seine gelegentliche
Tendenz zur Erdbewegung, und entsprechend bauten sie.
Jene, die in Sarajewo oder Mostar oder
einer anderen bosnischen Stadt, die monatelanges Bombardement über sich ergehen
lassen musste, gewesen sind, mögen eine auss
ergewöhnliche Sache bemerkt haben.
Moderne Gebäude aus Fertigbeton brauchen nur einen Schlag mit einem
Granatwerfer, um wie ein Kartenhaus in sich zusammen zu stürzen. Aber die
ottomanischen Gebäude sind erstaunlich elastisch. Eine gross
kalibrige
Artilleriegranate kann durch eine Kuppel hindurchgehen oder gerade durch eines
dieser bleistiftdünnen Minarette und die Konstruktion bleibt gänzlich unbeschädigt.
Die Serben haben mehr als 150,000 Granaten über Sarajewo abgeworfen
und beinahe alle der Moscheen der Altstadt sind noch benutzbar. auss
erhalb der
Altstadt, in den modernen Vierteln, herrscht absolute Verwüstung, eine Betonwüste,
die sich in alle Richtungen erstreckt. auss
er den Ratten lebt dort niemand mehr.
Die Türken wussten wie sie bauten: für
einen Grund. Sie kamen aus einem Land das zu Erdbeben neigte. Ihre Gebäude sind
unwahrscheinlich stabil. Während des Erdbebens im Jahre 1961, welches die
mazedonische Hauptstadt Skopje dem Erdboden gleichmachte und 20,000
Menschenleben forderte, sahen Beobachter mit Erstaunen, wie die Minarette, allem
Anschein nach die dünnsten Bauwerke der Welt, tanzten und wie Schlangen sich
bewegten und dann wieder stillstanden und gen Himmel zeigten, während der Rest
der, unter Tito, gebauten Stadt mit einem Krachen zusammenbrach.
Im Jahr 1878, als die russische Armee
Bulgariens Städte okkupierte sahen sie sich gross
en Problemen bei der Zerstörung
von Moscheen gegenüber. In der Hauptstadt Sofia mussten sie
ein mitternächtliches Gewitter abwarten und dann brachten sie gross
e
Mengen von Dynamit in den Moscheen zur Explosion um diese zu zerstören. Die
lokale Bevölkerung verkannte das Geräusch als Donner und kam nicht aus den Häusern
um ihre Moscheen zu verteidigen; erst zu fajr (Frühgebet), als sie, zum
ersten Mal in fünf Jahrhunderten, den adhan (Gebetsruf) nicht hörten,
kamen sie.
In der Türkei selbst, heute, haben die
neuesten Konstruktionen sich als die instabilsten erwiesen. Die alten Gebäude
sind im Allgemeinen sicher und widerstandsfähig. Die Orhan Ghazi Moschee in
Izmit, die auf das frühe 14.Jahrhundert zurückgeht ist offensichtlich
weitgehendst unbeschädigt. Die traditionellen Holzhäuser sind tatsächlich
alle sicher und jene, die in ihnen gelebt haben, leben immer noch. Ich war
selbst einmal während eines Erdbebens in der Türkei, nur 30 Meilen von Izmit.
Aber ich befand mich in einem alten ottomanischen Haus: für eine Minute stöhnte
und ächzte das Haus, aber es blieb völlig unversehrt.
Es gibt einen weltlichen Übeltäter. Eher
noch, eine Klasse von ihnen. Es sind jene türkischen Stadtplaner die im Gefolge
der Zerschlagung des ottomanischen Kalifats darauf bestanden, das Gesicht der Türkei
zu verändern. Gerade so wie es in Atatürks Türkei ein strafbares Vergehen war
einen Turban zu tragen, genau so insistierte der Staat darauf, die
traditionellen türkischen Baumethoden aufzugeben. Sie mussten von europäischen,
und da im Besonderen von deutschen Normen abgelöst werden. Daher diese Reihen
von düsteren, grauen Bauten in modernen türkischen Städten, die nichts mit
der Türkei zu tun haben. Ihre geistigen und technischen Wurzeln liegen in
Deutschland und Deutschland liegt nicht in einer Erdbebenzone.
Die Ottomanen, ein stolzes Islamisches Volk
das an seine eigenen Traditionen glaubte, bestand auf einer Bauweise, die ein
Erdbeben, das auch in hundert Jahren nicht kommen kann, überdauern könnte. Der
moderne säkulare Türke denkt nur für den Moment. Nicht nur, dass er der
Ewigkeit, die jenseits des Todes liegt, keinen Gedanken widmet: er denkt auch
nicht an die Welt, die seine Nachkommen bewohnen können, oder an die Sicherheit
seiner eigenen Kinder. Er denkt an das Image: an das jämmerliche Vergnügen,
seine Städte europäischer aussehen zu lassen und, er denkt an Profit. Die
meisten Türken leben nicht mehr in ausgedehnten Häusern, mit Gärten, in den
bezaubernden Umgebungen, welche die Besucher der Türkei im 19.Jahrhundert so
beeindruckten. Sie sind zusammengepfercht in grauen, gartenlosen Wohnungen. Und
die sind nicht einmal mehr sicher.
So können wir sagen, dass es hier
menschliche Verantwortung gibt. In einer Weise haben die Bestimmenden in der
Region dies zu verantworten. Ihre Gier nach Profit und ihr dummes Begehren, den
Westen nachzuäffen, hat die Auswirkungen dieser Tragödie massiv verschlimmert.
Doch als Muslime würden wir darauf
bestehen, dass da mehr daran ist. Nichts geschieht auf der Welt, nicht einmal
ein Blatt fällt von einem Baum, ohne dass Allah
nicht dessen voll bewusst ist
und nichts geschieht, das Er nicht angeordnet hat. Und Seine Anordnungen haben
Bedeutung.
Was war es, das dieser Mann von den Salaf
sagte?
„Wisse dass,
wenn einer von Allahs Dienern sich gegen Ihn versündigt, Er ihn mit Nachsicht
behandelt. Sollte er wieder sündigen, so verhüllt Er das für ihn. Aber sollte
er die Verhüllung missachten, dann ersinnt Allah
einen solchen Zorn gegen ihn,
wie ihn die äussersten Himmel und die Erde, noch die Berge und die Bäume und
auch nicht die Tiere umfassen können; welcher Mensch könnte dann solch einem
Zorn standhalten?“
Das Erdbeben war
ohne Zweifel eine Prüfung. Aber es war auch ein Furcht erregender Ausdruck des
göttlichen Namens al-Muntaqim, Der Rächer. Derselbe Name, unter welchem
die göttliche Handlungsweise dem Fir’awn (Pharao) und den Völkern der ’Ad,
der Thamud, jenen von Madyan und ar-Rass entgegengetreten ist.
Die Menschen aus
diesem Teil der Türkei hatten, wie der athar es ausdrückt, das Gewand
der Sünde angelegt. Izmit, das noch vor vierzig Jahren eine schöne,
verschlafene Stadt von Gläubigen war, war zu einer schmutzigen, gierigen
Industriestadt geworden, in der der Bierkonsum höher war als fast überall in
Europa. Die Lotterie, die piyango, ist ein Fluch, der auf der türkischen
Gesellschaft liegt und die Idee, dass man ohne zu arbeiten reich werden kann.
Aber in diesem Teil des Landes war sie beliebter als sonst irgendwo.
Pornographie war weit verbreitet. Ich befand mich einmal in einem Bus auss
erhalb
von Yalova, der nun komplett zerstörten Küstenstadt und der Busfahrer schien
die Fahrt damit zu verbringen auf das Videogerät zu schauen, das genau so
angebracht war um dem Fahrer das Schauen zu ermöglichen. Und was gezeigt wurde,
war Hardcore Pornographie! Einem Bus voll mit normalen Reisenden, eingeschlossen
Frauen und Kinder. Ich sah einen Mann, der eher amüsiert war davon, aber
niemand schien schockiert.
Die Küste war
besetzt mit Kasinos, Bars und Diskotheken, in denen man sein ganzes Leben
verbringen und einige Vermögen ausgeben konnte, in totaler Hemmungslosigkeit.
Früher konnte man an erwartungsgemäss gemischten Stränden im Meer schwimmen,
aber wenige getrauen sich jetzt, seitdem das Marmarameer eines der
verschmutztesten Gewässer der Welt geworden ist. Die Moscheen sind leer, auss
er
beim Jum’a Gebet. Kurz gesagt - der Grossteil der Bevölkerung befindet sich
in einem Wahnsinn was die Dunya betrifft. Das Gefühl von
Gelassenheit und Gastfreundschaft und reinem, einfachem Glück, das einmal unter
den muslimischen Türken normal war ist beinahe verschwunden. Gier, Egoismus und
Kummer sind die Norm.
In den Moscheen
rund um diese Fehlerzone war niemand auf seinen Knien, der um Schutz betete.
Aber in der weiteren Gesellschaft gab es auch vieles das verdorben war und sich
Allah
, subhanahu wa t’ala, offen widersetzte.
Letztes Jahr stürzte
das Militär eine rechtmässig gewählte Regierung. Selbstverständlich erhoben
die westlichen Medien - angeblich so laut in der Verteidigung der Demokratie -
kaum die Stimme zum Protest. Davor waren die ausgezeichneten Schulen und humanitären
Organisationen des Gelehrten Fethullah Gülen unerträglichem Druck seitens
offizieller Stellen ausgesetzt. Gesetze gegen das Tragen des hijab (Tuch) in
Universitäten und Regierungsbüros werden stark vorangetrieben. Überall im
Land ist der Islam, sei er auch gemässigt und sanft dem,
was wir nur als Verfolgung beschreiben können, ausgesetzt. Das Land ist gefährlich
gegen sich selbst gerichtet: es ist im Begriff kulturellen Selbstmord zu begehen.
Sogar säkulare Türken
anerkennen, dass die Islamischen Gruppen die einzigen verbliebenen Quellen der
Aufrichtigkeit sind, welche dem Land noch geblieben sind. Stadtverwaltungen die
von Muslimen kontrolliert werden, wie Konya, Urfa und Istanbul selbst, sind von
Bestechung, von Anstössigem und von Faulheit gesäubert worden. Der Islamische
politische Versuch, welcher letztlich nach nichts anderem strebt als der
Wiederbelebung der einheimischen Werte des Landes, ist in der Türkei, in jedem
Gebiet, in welchem seinen Exponenten erlaubt wurde sich zu betätigen, moralisch
gerechtfertigt gewesen. Aber die Antwort der weltlichen Elite war - wie
vorauszusehen gewesen war - grob: Verhaftungen, Unterdrückung der Zeitungen,
das Verbieten politischer Parteien.
Wir können darüber
spekulieren, dass die Langzeitfolgen das Aufkommen von Extremismus sein werden.
Der gegenwärtige türkische Islam ist nicht extrem. In der Türkei ist es der Säkularismus
der extrem ist. Nehmen wir nur das Beispiel der Kurden. Unter der Islamischen
Ordnung waren die Kurden friedlich als Muslim-Brüder geduldet. Unter der türkisch
nationalistischen Ordnung finden die Kurden ihre Stellung unerträglich.
Für die
Islamisation der Türkei zu sprechen, heisst gegen Extremismus zu sein. Es ist
auch um Arten der Korruption entgegenzutreten, welche derzeit unerträglich
stinken.
Jedenfalls ist es
meiner Meinung nach kein Zufall, dass das Erdbeben stattgefunden hat und auch
nicht wo es stattgefunden hat. Es löschte das weltliche Herzstück der Türkei
aus. Und es ereignete sich in der Folge ungeheurer, dämonischer Massnahmen zur
weiteren Verfolgung der Religion und der Leugnung grundsätzlicher muslimischer
Rechte.
Lassen Sie mich das, was ich gesagt habe,
wiederholen. Es ist eine zu einfache Ansicht, eine Tragödie wie dieses Erdbeben
als eine einfache göttliche Strafe zu betrachten. Die Islamische Ansicht ist
subtiler. Wir glauben, dass die überwältigenden Naturkräfte alleine von Allah
in Schach gehalten werden. Ohne Seine Vorsehung würden unsere mitleiderregenden
Körper nicht für einen einzigen Augenblick inmitten der Kräfte des Universums
überleben.
Aber wenn wir Seine Vorsehung vergessen,
sind wir ungeschützt. Wir sind, wie die Menschen von Izmit erkennen mussten,
auf wackligem Boden.
Abu Hurayra, radiya ’Llahu anhu,
sagte: Der Prophet, salla’Llahu alayhi wa-sallam sagte: ’Die Stunde
wird nicht kommen bevor das Wissen nicht hinweggenommen wurde, und Erdbeben häufig
sein werden, und die Zeit immer zu kurz ist, und Prüfungen auftauchen, und das
Töten weit verbreitet ist und der Reichtum so üppig ist, dass er überflüssig
ist’ (Bukhari)
Wir sind alle ungeschützt. Besonders in
dieser Zeit. Es ist ein Zeitalter der Vergesslichkeit und Traurigkeit und was
wir brauchen ist Erinnerung und Freude. Wa-man a’rada an Dhikri fa-inna
lahu ma’ishatan danka, ist im Qur’an geschrieben: ’wer von euch sich
abwendet von der Erinnerung an Mich, er wird ein unglückliches Leben haben.’
Die moderne Welt gibt vor, Fortschritte zu machen: aber die Menschen haben längere
Gesichter als je zuvor. Niemals zuvor wurden weltweit so viele Antidepressiva
verschrieben. 17 Prozent der
britischen Frauen bis 25 Jahre versuchen, sich das Leben zu nehmen. Wir arbeiten
mehr als jemals zuvor und unser Familienleben und unsere Ehen sind niemals unter
solchem Druck gestanden.
Modernität dient nur dem Idol des Geldes:
sie dient nicht den Menschen. Wir haben uns vom einigenden Ursprung abgewendet
und den Trümmern an den Rändern der Existenz zugewandt: und wir sind traurig.
Wir sind hungrig. Wir wissen, dass wir das brauchen, was alle Menschen immer
gebraucht haben: die Erinnerung an Allah
. Und doch sagt uns die moderne Welt,
dass diese nirgends auf der Liste der Prioritäten steht.
Wir haben vergessen, also sind wir
vergessen worden. Die moderne Welt liegt in einem tiefen Schlaf, aufgewühlt von
Träumen über materielle Freuden, welche irgendwie nicht wirklich erfreulich
sind.
Wenn wir so grundlegend vergessen wer wir
sind, beginnt der Schutz von uns hinweggenommen zu werden und wir sind der
Barmherzigkeit der materiellen Welt ausgeliefert, welcher wir mehr vertrauen und
welche wir mehr lieben als wir Gott vertrauen und Ihn lieben. Und die Menschen
der Türkei haben erfahren wie viel die materielle Welt, die Erde, uns helfen
kann, wenn wir vergessen, ihren göttlichen Ursprung anzuerkennen. Und wenn wir
vergessen uns dafür zu bedanken.
In der Sure al-Mulk wird uns beharrlich
mitgeteilt:
„Fühlt ihr euch sicher davor, dass Der,
Der im Himmel ist, nicht die Erde unter euch versinken lässt, und sie dann ins
Wanken gerät? Oder fühlt ihr euch sicher davor, dass Der, Der im Himmel ist,
nicht einen Sandsturm gegen euch schickt? Dann werdet ihr wissen, wie Meine
Warnung war!“ (67, 16 – 17)
Die Schlussfolgerung ist unvermeidbar. Wir,
die wir nicht die Miete für unseren Planeten zahlen, zahlen nun an ihrer Statt
ein hohes Bussgeld.
Aber der Hauseigentümer ist barmherzig.
Seine Barmherzigkeit zeigt sich, trotz
unserer Widerspenstigkeit, in vielfältiger Weise. Es gibt zum Beispiel das
hadiith, demzufolge jeder, der unter einstürzendem Mauerwerk stirbt (tahta al-radm),
ein shaheed, ein Märtyrer ist. Also können jene, die unter diesen
entsetzlichen Umständen in der Türkei gestorben sind als shuhada
betrachtet werden. Viele der dortigen Gelehrten haben dieses Urteil bestätigt.
Ein weiterer Ausdruck Seiner Barmherzigkeit
ist, dass jene, die Ihn anerkannten, im nächsten Leben keine Erdbeben mehr
erleben werden. In einem hadiith in der Sammlung Abu Daud heisst es: „Diese
meine Gemeinde ist eine Gemeinde, welche Barmherzigkeit erfährt: denn es gibt für
sie keine Bestrafung in akhira (Leben nach dem Tod). Ihre Strafe ist in Dunya
(in dieser Welt): Zwietracht, Erdbeben und Morden.
Der Hauseigentümer ist barmherzig.
Durch die Zeichen, die Er in Seiner Schöpfung gesetzt hat: Sonnen- und
Mondfinsternisse, Erdbeben, Wirbelstürme, blauer Himmel: Er erinnert uns
beharrlich an Seine Herrlichkeit. Und an unseren Ursprung und unsere Rückkehr.
Allah
, subhanahu wa t’ala, ist qabil
al-tawb: Derjenige, Der Reue annimmt. Innahu kana bi’l-awwabina ghafura:
Er vergibt jenen, die sich Ihm zuwenden. Sehen wir uns den Beweisen Seiner überwältigenden
Macht und Seinem Vermögen, Seinen Schutz vor den Gewalten der Natur
hinwegzunehmen gegenüber, erzittern unsere Herzen. Und darin liegt unsere
Hoffnung. Allah
, selbst sagt in
einem hadiith Qudsi:
„Sohn Adams! So lange, als du
dich an Mich wendest und von Mir erbittest, werde Ich dir was immer du getan
hast vergeben und Ich werde mich nicht weiter Daarum kümmern. Sohn Adams! Würden
deine Sünden die Wolken des Himmels erreichen und würdest du Mich dann um
Vergebung bitten, Ich würde dir vergeben. Sohn Adams! Würdest du zu Mir kommen
mit Sünden beinahe so gross
wie die Erde und würdest du Mir gegenüber stehen
und Mir keinen Partner beigesellen, würde Ich dir gänzlich vergeben. (Tirmidhi)
Der göttliche Name al-Hafiz, der
Beschützer, ist derjenige bei dem wir Schutz suchen gegenüber dem Namen al-Muntaqim,
der Rächer. Das ist die Bedeutung der Du’aa des Propheten (s.a.w.s.) – A’udhu
bika mink: ’Ich suche Deinen Schutz vor Dir.’
Ein Mann kam einmal zu Ibn Mas’ud, radiya’Llahu
anh, und fragte ihn: Ich habe mehrmals eine gross
e Sünde begangen - kann es
irgendeine Reue für mich geben? Ibn Mas’ud drehte sich weg und der Mann sah,
dass sich seine Augen mit Tränen gefüllt hatten. Er sagte: “Das Paradies hat
acht Tore und jedes einzelne davon ist manchmal geöffnet und manchmal
geschlossen. Mit Ausnahme des Tores der Reue, welches auf ewig von einem Engel
offen gehalten wird, der niemals diesen Platz verlässt. Verzweifle nicht!“
Von einem der frühen Muslime wird
berichtet, dass er gesagt habe „Reue ist, als würde man nochmals Muslim
werden.“
Wir müssen Zuflucht suchen im göttlichen
Schutz. Und die Strasse, die zu diesem Ort zurückführt heisst tawba (Reue).
Für die Überlebenden in der Türkei und für die Welt. Wir müssen unsere
wahnsinnige Begeisterung für die mechanischen Freuden der heutigen Welt bereuen.
Sich widerwärtige Ego-Präsentationen im Fernsehen anzusehen, während unsere
Nachbarn einsam sind, ist nicht Art der Muslime. In einem hadiith heisst es, dass
es sich nicht um einen Muslim handelt, der satt schläft während sein Nachbar
hungrig ist.
Das Leben heutzutage, in Plätzen wie der säkularen
Türkei um nichts weniger als hier, ist eine Art des Schlenderns von einer
Unterhaltung zur nächsten geworden. Man sammelt angenehme Erfahrungen und denkt
dann in der Zurückgezogenheit über sie nach. Und das Leben ist nichts anderes.
Dieser Zustand von ghafla, oder Vergesslichkeit ist die Quelle
jeder Sünde. Und der erste Schritt um sie zu bekämpfen ist muhasaba.
Muhasaba ist
ein Begriff in der Sunna:
„Legt vor euch selbst Rechenschaft ab, bevor ihr
aufgefordert werdet Rechenschaft abzulegen.“ Und die Gelehrten sagen, dass der
erste Schritt der Reue (tawba) ist muhasaba. Wir müssen, als
Einzelne und als Gesellschaft, einen Moment innehalten und darüber nachdenken,
wie wir gerade erst unsere Zeit verbracht haben. Am Ende jedes Tages, sich eine
Minute Zeit nehmen und zurückschauen, um das zu sehen, was wir eher vergessen würden.
Und wenn wir diese Dinge sehen beginnt der Wunsch nach tawba.
Wir bitten Allah
, subhana wa t’ala, uns
das Geschenk der tawba zu gewähren, uns hier und allen Muslimen.
Möge Er uns unsere Schwäche vergeben und
unsere geheimen Fehler und unsere Nachlässigkeit im Dienste an Ihm.
Möge Er uns Liebe und Brüderlichkeit füreinander
gewähren und uns den Segen gemeinsamen Handelns gegen das, was uns alle bedroht,
geben.
Möge Er unsere Herzen reinigen von Argwohn
und Stolz und von der Liebe zum Streit und uns vereinen im Dienste des Islam und
der Muslime.
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