Der Kampf, der in diesem Mythos beschrieben wird,
richtet sich weder gegen den Islam noch gegen das Christen, sondern gegen jede
Form des fundamentalistischen Extremismus." (M.
Klell)
Das ist falsch. Das
Kalachakra-Tantra stammt aus dem 10. Jahrhundert. Damals geriet der
Buddhismus in Indien und Zentralasien unter starken Islamischen Druck. Deswegen
werden die Muslime (Mlecchas) als Hauptfeinde genannt, die es zu
bekämpfen gilt. Das Original spricht davon, dass "das machtvolle, gnadenlose
Idol der Barbaren, die dämonische Inkarnation" in Mekka "lebt".(Shri Kalachakra I 154) Von den Hauptgegnern Rudra Chakrins
erfahren wir, dass sie mleccha heissen, das bedeutet sowohl "Barbaren"
als auch die "Einwohner Mekkas" oder ganz allgemein Muslime.
http://www.trimondi.de/Kalachakra/med.02.htm
Geo-Heft Nr. 5, Mai 1986 - S. 116:
"Seelenwanderung - Im Pilgerzug zum gross
en Fest des Dalai Lama" – Tilman
Spengler
Auszüge:
"Dabei hat der Ursprung des Kalachakra zunächst wenig mit
Frieden zu tun. Kalachakra bedeutet 'Rad der Zeit', und so heisst auch ein
machtvoller Gott der Buddhisten, dem es um die Überwindung negativer Kräfte und
die Errichtung des mythischen Reiches Chambala [sic] ging - wozu allerdings auch
die Vertreibung der Muslims, der Erzfeinde der Buddhisten, gehörte. So kann man
es im Kalachakra-Tantra, dem Lehrsystem des Kalachakra, nachlesen, einem der
bedeutendsten Lehrsysteme des tibetischen Buddhismus."
http://www.trimondi.de/Kalachakra/med.01.htm
Als Gegner des Buddhismus nennt der Text [Kalachakra]
explizit die "Führer" der drei monotheistischen Religionen (Judentum,
Christentum, Islam): "Adam, Henoch, Abraham, Moses, Jesus, der im weiss
en
Gewand [Mani], Mohammed und Mathani [der Mahdi]". Das
Kalachakra-Tantra bezeichnet sie als "die Familie der dämonischen
Schlangen". (Shri Kalachakra I. 154)
Als
buddhistische Friedensalternative zu dem seit dem 11. September
kriegs-geschwängerten Weltgeschehen präsentiert sich ein gross
angelegtes Event,
das der XIV. Dalai Lama vom 11. bis zum 23. Oktober 2002 in Graz/Österreich
leiten soll: Das Kalachakra Tantra Ritual. Tausende von Teilnehmern aus über 30
Nationen werden durch den tibetischen "Gottkönig" in dieses Ritual eingeweiht.
Die österreichische Bundesregierung, das Land Steiermark und die Stadt Graz
unterstützen das Ereignis mit gross
zügigen Spenden aus Steuergeldern und
Werbefeldzügen.
Stadtverwaltung,
Universität, Presse, Hoteliers, Gastwirte und Händler – sie alle befinden sich
in einem fiebrigen Erwartungsrausch. Die Fremdenverkehrswerbung schwärmt: "Buddha
kommt 2002 nach Graz - Das Weltbuddhismustreffen bringt 15.000 Gäste und
internationales Flair für die Murmetropole". Immerhin garantiert der
Auftritt des "lächelnden Buddha" rund 100.000 Übernachtungen. 140
ausgesuchte "MedienvertreterInnen" sollen das Ereignis ständig begleiten
und darüber enthusiastisch berichten. Der Starregisseur Werner Herzog wird einen
barocken Dokumentarfilm über das Kalachakra Tantra drehen, "um das
Unsichtbare sichtbar zu machen". Sein Film soll sich ganz auf den XIV. Dalai
Lama zentrieren und einen Einblick in die "facettenreiche Persönlichkeit des
spirituellen Führers des tibetischen Buddhismus" geben. Auf der Strasse
spekuliert man darüber, wer von den berühmten "Dalai-Lama-Fans" aus Hollywood
erscheinen wird: Richard Gere sehr wahrscheinlich, aber ob Madonna, Sharon
Stone, Steven Segal und Pierre Brosnan, das ist noch nicht sicher.
Es ist ein
Heiliger Text ("Tantra") des tibetischen Buddhismus, das sogenannte
Kalachakra-Tantra und der darin enthaltene Shambhala-Mythos, die der
Perfor-mance zugrunde liegen. "Kalachakra" (Sanskrit) bedeutet "Rad der Zeit"
und ist ebenfalls der Name des höchsten tibetischen "Zeitgottes". Das
Kalachakra-Tantra gilt als der letzte und jüngste aller offenbarten Tantra
Texte (10. Jahrhundert) und wird von den Lamas als "der Gipfel aller
buddhistischen Systeme" angesehen.
Viele
Hunderttausende wurden seit über 25 Jahren vom XIV. Dalai Lama durch das
Kalachakra Tantra "eingeweiht". Dazu rechnen in Indien zahlreiche Menschen,
die weder lesen noch schreiben können. Aber auch die "gebildeten" Teilnehmer und
Teilnehmerinnen aus dem Westen wissen kaum etwas darüber, was sich in diesem
Ritual eigentlich abspielt, denn neben dem öffentlichen, weist es auch einen
streng geheimen Teil auf. Publik gemacht wurden vom XIV. Dalai Lama
ausschliess
lich die sieben untersten Initiationen, die acht folgenden der
insgesamt 15 Einweihungen bleiben weiterhin top secret.
Von diesen acht
"Geheimriten" ist in Prospekten, Annoncen und Broschüren, ganz besonders aber in
den zahlreichen Beteuerungen des XIV. Dalai Lama nicht die Rede. In der
Öffentlichkeit erscheint das Kalachakra-Tantra als ein würdiger und
erhebender Beitrag zum Weltfrieden, der das Mitgefühl mit allen lebenden Wesen,
den interreligiösen Dialog, die Toleranz zwischen Völkern und Rassen, das
ökologische Bewusstsein, die Gleichberechtigung der Geschlechter, den Frieden
der Herzen, die Entwicklung des Geistes und die Glückseligkeit für das Dritte
Jahrtausend fördern soll ("Kalachakra for World Peace"). Über dem Ganzen
steht ein Motto aus dem Munde des XIV. Dalai Lama: "Because
we all share this small planet earth, we have to learn to live in harmony and
peace with each other an with nature." ("Weil wir alle diesen kleinen
Planeten Erde teilen, haben wir zu lernen in Harmonie und Frieden miteinander
und mit der Natur zu leben.") Die sehr spezifische, höchste tantrische
Einweihung des tibetischen Lamaismus erhält somit die Weihe eines "die
Kulturen und die Religionen übergreifenden Weltfriedenstreffens". Mit
solchen und ähnlich besinnlichen Aussagen wird Graz zu einer Friedensoase gegen
die "Gewaltszenarien in der Welt" hochstilisiert. Selbst eine Presseerklärung
des Bundesministerium für wirtschaftliche Angelegenheiten (BMWA) lässt sich
angesichts der touristischen und finanziellen "Nebeneffekte" zu für Staatsbeamte
äusserst esoterisch-pazifistischen Spekulationen hinreissen: "Die [sic]
Kalachakra ist eine Plattform für den Frieden und die Toleranz, mit deren Hilfe
Österreich und im speziellen Steiermark als Platz der Hoffnung, des Friedens und
der spirituellen Kraft positioniert. Wir sind Stolz, dieses Projekt
unterstützen zu können."
Aber sind das
Kalachakra-Tantra und der Shambhala-Mythos wirklich friedfertig?
Fördern sie tatsächlich das harmonische Zusammenleben der Menschen? Tragen sie
real zur Freiheit und Gerechtigkeit, zur Gleichberechtigung der Geschlechter,
zur religiösen Toleranz, zur Verständigung der Völker bei? Sind sie ein
allumfassender humanpolitischer, demokratischer und gewaltloser Beitrag zum
Weltenfrieden?
Seit einigen
Jahren sind der tibetische Buddhismus, die Historie des Lamaismus, die Zustände
unter den Exiltibetern und der XIV. Dalai Lama zunehmend ins Kreuzfeuer der
Kritik geraten und diesmal nicht von chinesischer Seite. Historiker aus den USA
stellen die weit verbreitete, beschönigende Verherrlichung der tibetischen
Geschichte in Frage. (Melvin C. Goldstein, A. Tom Grundfeld) Kritische
Tibetologen klagen die offizielle Tibetologie der gezielten Manipulation an.
(Donald S. Lopez Jr.) Tibetforscher untersuchen die "Machtträume", die durch den
von lamaistischer Seite geförderten "Tibet-Mythos" ausgelöst und potenziert
werden. (Peter Bishop) Bekannte Politikerinnen mussten sich durch Augenschein
davon überzeugen, dass in Tibet kein "Völkermord" durch die Chinesen
stattfindet, wie es die Exiltibeter immer noch behaupten. (Antje Vollmar, Mary
Robinson) Ehemalige Buddhistinnen klagen aus persönlicher Erfahrung und mit
gross
er Fachkenntnis die systematische und raffinierte Frauenunterdrückung und
den Frauenmissbrauch im tibetischen Buddhismus an. (June Campbell) Psychologen
und Psychoanalytiker untersuchen den aggressiven und morbiden Charakter der
lamaistischen Kultur. (Robert A. Paul, Fokke Sierksma, Colin Goldner) Aus den
eigenen Reihen des Dalai Lama wird seit 1997 ein erdrückendes Beweismaterial von
dessen Intoleranz, Abergläubigkeit und Autokratie vorgelegt. (Shugden Affäre)
Auch das Ritualwesen des Lamaismus hat eine scharfe Kritik erfahren. Die
humanistischen, friedfertigen, toleranten und ökumenischen Absichten des
Kalachakra-Tantra und des darin enthaltenen Shambhala-Mythos werden
in einer umfangreichen Studie hinterfragt. (Victor und Victoria Trimondi)
Schärfste Kritik am XIV. Dalai Lama und seinem auf Magie beRuuhhenden System gab
es auch in Sendungen des Deutschen, Schweizer und österreichischen Fernsehens
(Panorama, 10 nach 10, Treffpunkt Kultur). In München kam es anlässlich eines
Besuches des tibetischen Kirchenfürsten (Mai 2000) sogar zu einer
Fraktionierung innerhalb der SPD, deren "pro-Dalai-Lama" Flügel den tibetischen
"Gottkönig" zu einer Grossveranstaltung eingeladen hatte. Ebenso geteilt war die
gesamte Presse: Vorgeworfen wurden dem XIV. Dalai Lama unter anderem:
undemokratische und autokratische Herrschaftsmuster; Unterdrückung jeglicher
politischen Opposition; Repressalien gegen religiöse Minderheiten; Bestimmung
der Politik durch Besessenheitsorakel, anstatt durch Dialog und
Auseinandersetzung; bewusste Fälschung der Geschichte Tibets; unkritische
Beziehungen zu ehemaligen Ss-Männern und Neonazis; Diffamierung von Kritikern;
frauenfeindliche Rituale. Einen ausführlichen Überblick über kritische Stimmen
in der Presse finden Sie unter
trimondi/medien.
Hier einige der
Punkte, die von den Kritikern des Kalachakra-Tantra und des darin
enthaltenen Shambhala-Mythos vorgebracht werden und die von dem
"Kritischen Forum Kalachakra" zur Diskussion gestellt werden:
-
Über die geheimen Riten des
Kalachakra Tantra darf bei Androhung von mittelalterlichen Strafen für
Leib und Seele von Uneingeweihten nicht diskutiert werden. Wer dessen okkulte
Geheimnisse ausplaudert, dem werden "Kopf und Herz zerspringen" und er
wird in den tiefsten Höllen schmoren. Das hat seinen guten Grund, denn in den
acht höchsten Initiationen kommen Dinge zur Sprache, die einem humanistischen
Wertesystem konträr widersprechen. (Michael Henss – Kalachakra – ein
tibetisches Einweihungsritual – Zürich 1985, 46)
-
Das Kalachakra-Tantra ist
alles andere als pazifistisch, sondern es prophezeit und fördert ideologisch
einen blutigen Religionskrieg zwischen Buddhisten und Nicht-Buddhisten um die
Weltherrschaft (Shambhala-Mythos).
-
Als Gegner des Buddhismus nennt der
Text explizit die "Führer" der drei monotheistischen Religionen (Judentum,
Christentum, Islam): "Adam, Henoch, Abraham, Moses, Jesus, der im weiss
en
Gewand [Mani], Mohammed und Mathani [der Mahdi]". Das
Kalachakra-Tantra bezeichnet sie als "die Familie der dämonischen
Schlangen". (Shri Kalachakra I. 154)
-
Das Kalachakra-Tantra
richtet sich demnach gegen alle Religionen, die einen semitischen Ursprung
haben, und wurde aus diesem Grunde von rechts-radikalen, antisemitisch
eingestellten Kreisen für ihre rassistische Propaganda in Dienst genommen.
-
Das Kalachakra-Tantra
beschwört einen globalen Krieg zwischen der Islamischen und nicht-Islamischen
Welt, in dem die Anhänger Mohammeds als die Hauptgegner der Buddhisten
herausgestellt werden. Der Original-Text spricht davon, dass das "machtvolle,
gnadenlose Idol der Barbaren, die dämonische Inkarnation" in
Mecca lebt.(Shri Kalachakra
I. 154) Von den Hauptgegnern des kommenden Shambhala-Königs, Rudra Chakrin
("zorniger Raddreher") erfahren wir, dass sie mleccha heissen, das
bedeutet sowohl "Barbaren", als auch die "Einwohner Mekkas". Ein weiterer
Kalachakra Kommentar spricht von Rudra Chakrin als dem "Töter der Mlecchas".
-
Seitenlang und mit Begeisterung
fürs Detail werden im Kalachakra-Tantra mörderische Superwaffen, über
welche die buddhistische Shambhala Armee verfügt und die sie gegen die "Feinde
der Lehre" einsetzt, beschrieben. (Shri Kalachakra I. 128 – 142) Moderne
lamaistische Kommentatoren dieser Rüstungsphantasien ergehen sich in
spektakulären Vergleichen mit Waffengattungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert.
-
Die buddhistische Kriegsführung in
den Shambhala-Schlachten richtet sich offensichtlich nicht nach den
Grundsätzen des Völkerrechts, sondern gilt im Originaltext als "gnadenlos"
und "grausam". "Die äusserst wilden [buddhistischen] Krieger
werden die barbarische Horde niederwerfen" und "eliminieren." –
heisst es im Originaltext. (Shri Kalachakra I. 163/165)
-
Alle Teilnehmer an einer
Kalachakra-Initiation (also auch diejenigen von Graz) haben das fragwürdige
Recht als "Shambhala-Krieger" wiedergeboren zu werden, um in der prophezeiten
Endschlacht je nach Rang als Fussvolk oder als Offiziere zu kämpfen. Für die
"Reinkarnationen" hoher Lamas sind jetzt schon die Posten im Generalstab
vergeben. (E. Bernbaum – Der Weg nach Shambhala – Auf der Suche nach dem
sagenhaften Königreich im Himalaya – Hamburg 1982, 252, 35)
-
Nach einer Vision des tibetischen
Lamas Kamtrul Rinpoche ist es der reinkarnierte Dalai Lama selbst, der als
zorniger Feldherr (Rudra Chakrin) die buddhistischen Heere in der
Shambhala-Schlacht anführen wird, um "alles Böse im Universum"
zu unterwerfen. Propagandisten des Kalachakra-Tantra vertreten
einen primitiven Märtyrer-Kult, der demjenigen moslemischen dschihad-Kämpfer
ähnelt: Wer während des Shambhala Krieges erschlagen wird, erhält als
Belohnung einen garantierten Eintritt in das Shambhala Paradies. (E. Bernbaum
– Der Weg nach Shambhala – Auf der Suche nach dem sagenhaften Königreich im
Himalaya – Hamburg 1982, 253)
-
Das Kalachakra-Tantra
fördert auf allen Ebenen das Denken und Handeln in Feindbildern und
propagiert, ganz im Gegenteil zur Ursprungslehre des historischen Buddha
(Theravada-Buddhismus) und zu den ethischen Forderungen des
Mahayana-Buddhismus, den Krieg zwischen den "Guten" und den "Bösen", zwischen
den "Gläubigen" und den "Ungläubigen".
-
Das Kalachakra-Tantra
beinhaltet eine buddhokratische Staatslehre. Diese ist, staatsrechtlich
gesehen, noch "theokratischer" als das Theokratieverständnis des
fundamentalistischen Islams, denn der buddhistische "Chakravartin"
(Weltenherrscher) wird als direkte "Inkarnation" oder "Emanation" des Höchsten
Buddha (Adi-Buddha), als wandelnder "Gottmensch" auf Erden, angesehen, während
der "Kalif" nur der "Stellvertreter" Gottes (Allahs) auf Erden ist, dem nicht
einmal der Rang eines "Propheten" zukommt.
-
An der Spitze des autoritativen
buddhokratischen Kalachakra-Staates residiert auf dem "Löwenthron" ein
absoluter "Priesterkönig" (Chakravartin), der die religiöse,
politische, juridische und militärische Macht in Personalunion vereinigt. Die
"bürgerliche Gewaltenteilung" ist hier etwas völlig Unbekanntes. Wer die
staatsrechtliche Position der Dalai Lamas im traditionellen Tibet (bis 1959)
kennt, der weiss
, dass das Amt des tibetischen "Gottkönigs" dem eines
Chakravartin en miniature entspricht. Die recht fragwürdigen und halben
Demokratisierungsreformen, die der XIV. Dalai Lama unter den Exiltibetern
durchgeführt hat, werden durch die buddhokratischen staatspolitischen
Konsequenzen aus dem Kalachakra-Tantra wieder zunichte gemacht.
-
Der Anspruch auf die
buddhokratische Weltherrschaft ist eine explizite Forderung des
Kalachakra-Tantra. Auch hier haben wir eine fundamentalistische
Entsprechung zu Islamistischen Weltherrschaftsansprüchen. Wenn sich beide
Systeme in einer blutigen Endschlacht als Todfeinde gegenüberstehen sollten,
dann ergibt sich das aus der Logik ihres theokratischen bzw. buddhokratischen
Absolutismus.
-
Moderne Buddhokratie-Visionen für
unseren gesamten Planeten, die vom XIV. Dalai Lama begrüsst werden, beRuuhhen auf
den Grundlagen des Kalachakra-Tantra. Siehe hierzu Robert A. Thurmans
Buch – Revolution von Innen – Die Lehren des Buddhismus oder das
vollkommene Glück. (1999), wo der Autor die autoritative, politischen
Theorie eines "Buddhaversums" entwickelt. Thurman, der von Time Magazine
als das "Sprachrohr des Dalai Lama" in den USA bezeichnet wird, sah schon 1979
in einem Traum den tibetischen Kirchenfürsten als "Zeitgott" über dem Waldorf
Astoria Hotel in New York thronen, während um ihn herum "die gross
e Schar
der Honoratioren – Bürgermeister, Senatoren, Firmenvorstände und Könige,
Scheiche und Sultane, Prominente und Stars" herumschwirrten, "mitgerissen
vom Strudel der 722 tanzenden Gottheiten [des Kalachakra-Tantra....]
umschwärmten [sie] gleichsam wie Bienen im Nadelstreifen eine riesige
Honigwabe."
-
Das Kalachakra-Tantra
fordert in den geheimen höheren Einweihungsstufen die bedingungslose und
grenzenlose Unterwerfung unter den absoluten Willen des ausführenden Gurus (im
gegeben Fall des Dalai Lamas als dem höchsten Kalachakra-Meister). Das
"Ich-Bewusstsein" und die Persönlichkeit des Initianten werden Schritt um
Schritt ausgelöscht, um ihn in ein menschliches Gefäss für die zum Teil
kriegerischen und aggressiven tantrischen Gottheiten und Buddhawesen
umzuwandeln. Im Kalachakra-Tantra findet demnach keine "Veredelung",
"Verklärung" oder "Integration" des Individuums, sondern dessen systematische
"Vernichtung" zugunsten eines kodifizierten religiösen Musters statt.
-
In den geheimen acht höchsten
Einweihungen des Kalachakra-Tantra soll der Initiant durch extreme
mentale und physische Übungen in einen Zustand "jenseits von Gut und Böse"
versetzt werden. Der Original-Text fordert ihn deswegen zu folgenden Untaten
und Verbrechen auf: töten, lügen, stehlen, die Ehe brechen, Alkohol trinken,
sexuell mit Mädchen aus den Unterklassen verkehren. Wie in allen anderen
Tantras auch kann dies sowohl symbolisch als auch wörtlich verstanden werden.
Selbst der XIV. Dalai Lama legitimiert es, wenn ein Kalachakra-Adept - unter
bestimmten Umständen - Menschen tötet, "die der [buddhistischen]
Lehre Schaden zufügen" und "sich anschicken, abscheuliche und
unheilvolle Handlungen zu begehen". Er verlangt jedoch, dass dies aus
"Mitgefühl" geschehen müsse. (Dalai Lama – The Kalachakra Tantra – Rite of
Initiation – London 1985, S. 348 ff.; dt. Kalachakra-Tantra -
Berlin 2002, S. 365) Das im ursprünglichen Buddhismus ausgesprochene absolute
Tötungsverbot wird hier durchbrochen.
-
In den höchsten magischen
Initiationen werden sogenannte "unsaubere Substanzen" benutzt. Das
Kalachakra-Tantra empfiehlt den Genuss von Fleischarten verschiedener
tabuisierter Tiere. Auch Menschenfleisch (maha mamsa) kommt als
Ritualsubstanz zur Anwendung. Gewöhnlich stammt es von Toten und ist das "Fleisch
von denen, die aufgrund ihres eigenen Karmas starben, die in der Schlacht
aufgrund ihres schlechten Karmas oder aufgrund eigener Fehler getötet wurden."
- schreibt der tantrische Grossmeister und Shambhala König Pundarika in seinem
traditionellen Kalachakra Kommentar und führt fort, dass es sinnvoll
sei, diese Substanzen in der Form von Pillen zu sich zu nehmen. Das Fleisch
von unschuldigen Menschen, die von ihren Mördern als Gottesopfer, aus Furcht,
innerhalb eines Ahnenkultes, aus Begierde (Gewinnsucht) oder gegen Lohn
getötet wurden, ist mit "unaussprechlicher Sünde" behaftet und darf im Ritual
nicht verwendet werden. "Aber, wenn etwas davon ungefragt in die
Bettelschale fällt, ist es ohne unaussprechliche Sünde" – und darf
deswegen benutzt werden. (In: John Ronald Newman - The
outer wheel of time: Vajrayana buddhist cosmology in the Kalacakra Tantra
- Madison 1987, 266 f.)
-
Das Kalachakra-Tantra trägt morbide
Charakterzüge. Zahlreiche, der in den Zeremonien verwendeten Ritualgegenstände
stammen von Toten (Schalen aus Menschenschädel, Trompeten aus Beinknochen,
Knochenketten). Schon ein Blick auf das gross
e Kalachakra Thangka (Wandbild),
das während der Grazer Zeremonie ständig über dem Thronsitz des XIV. Dalai
Lama hängen wird, kann einen von dem zornvollen Charakter dieses Rituals
überzeugen. Der darauf dargestellte Zeitgott "Kalachakra" und seine Gefährtin,
die Zeitgöttin "Vishvamata", die sich stehend sexuell vereinigen, halten in
ihren insgesamt 32 Händen 24 Gegenstände von aggressiver, morbider und
kriegerischer Natur (Haken, Schwert, Hackmesser, Trommeln und Gefässe aus
Schädelschalen, eine Art Zepter, dessen Spitze drei abgeschlagene
Menschenköpfe zieren usw.)
-
In den höchsten geheimen
Einweihungen des Kalachakra-Tantra finden sexualmagische Riten statt,
deren Ziel es ist, "Sexualität" in weltliche und spirituelle Macht zu
transformieren. Die dabei benutzten realen oder imaginierten Frauen (beides
ist möglich) stellen bestimmte Energieformen dar, wobei das Alter eine
wichtige Rolle spielt. Man beginnt mit 10-jährigen Mädchen. Bis zum 20.
Lebensjahr repräsentieren die Sexualpartnerinnen positive Eigenschaften. Sind
sie älter, dann gelten sie als negative Energieträger von Zorn, Wut, Hass usw.
und als "Dämoninnen". In der 8. bis 11. Einweihungsstufe des
Kalachakra-Tantra wird nur mit "einer" Frau sexualmagisch experimentiert,
in der 12. bis 15. Einweihungsstufe, dem sogenannten Ganachakra, nehmen
neben dem Meister und dem Initianten insgesamt 10 Frauen an dem Ritual teil.
Es ist die Pflicht des Schülers, seinem Lama die Frauen als "Geschenk"
anzubieten. "Laien", die in das Ritual angeweiht werden, sollen ihre
weiblichen Verwandten (Mutter, Schwester, Ehefrau, Tochter, Tanten usw.)
darbringen. "Wenn der Schüler diese Weisheitsgefährtinnen nicht seinem
Meister übergibt, um seine Familie zu schützen, dann darf [der Meister]
dieses Ritual nicht durchführen." – ist im Kalachakra Mûlatantra zu lesen.
Konsekrierte Mönche und Novizen dagegen dürfen mit ihnen nicht-verwandte
Frauen aus den verschiedenen Kasten verwenden. Im geheimen Ritual selber
experimentieren die Partizipanten mit dem männlichen und weiblichen Samen
(Sperma und Menstruationsblut). Frauen gelten im Kalachakra-Tantra als
blosse "Energiespender" für den männlichen Praktikanten und spielen nach
Beendigung des Rituals keine Rolle mehr. (Siehe hierzu: N'arop'a
– Iniziazione K'alacakra – Roma 1994)
-
Das Kalachakra-Tantra hat im
gegenwärtigen Zeitalter, welches nach den Lehren des Lamaismus dem
apokalyptischen Untergang entgegenstürzt (Kali-Yuga), insbesondere einen
destruktiven und aggressiven Charakter. Es gibt darin spezielle Riten, welche
die Vernichtung der Welt durch Symbolakte und Meditationen beschleunigen
sollen. "Was ist Kalachakrayana [der "Weg des Kalachakra]?" - fragt
einer der besten Fachleute auf dem Gebiet der Tantrismus, der Inder Shashi
Bhusan Dasgupta und antwortet vielsagend - "Das Wort Kala bedeutet
Zeit, Tod und Zerstörung. Kala-Chakra ist das Rad der Zerstörung."
Dies sind nur
einige der problematischen Inhalte, die Kritiker im Kalachakra-Tantra und
dem darin enthaltenen Shambhala Mythos beanstanden. Sie dürften jedoch
hinreichen, sich die Frage zu stellen, ob diesem Ritual noch ein humanistischer,
friedlicher, toleranter, freiheitsliebender und ökumenischer Charakter zukommt.
Tatsache ist auch, dass der im Kalachakra-Tantra integrierte Shambhala
Mythos - soweit er historisch und ideologiegeschichtlich relevant wurde - zu
äusserst aggressiven Verhaltensweisen, megalomanischen Visionen,
Verschwörungstheorien und terroristischen Akten geführt hat. Vor allem aber übte
er auf neofaschistische Kreise eine besondere Faszination aus und wird von
diesen ideologisch ausgeschlachtet.
-
In den Kriegen zwischen weiss
russen,
Bolschewiken und Mongolen wurde Anfang der 20er der Shambhala-Mythos
mit Vorstellungen von einem Revival dschinghis Khans verbunden. Die Mongolen
sahen sich in diesem Konflikt als "Shambhala-Krieger". Ihre militärischen
Aktivitäten waren extrem blutrünstig.
-
Der italienische Faschist und
rechtsextreme Kulturphilosoph Julius Evola sah in dem Mythenreich Shambhala
das esoterische Zentrum einer sakralen Kriegerkaste und vermutete dort den
Palast des Weltenkönigs, dessen Herrschaftszeichen das Hakenkreuz sei. Er
hielt Vorträge dieses Inhalts vor dem Ss-Ahnenerbe.
-
In der Okkult-Literatur (den
"Nazi-Mysterien) werden "Meister" aus Shambhala als die verborgenen
Hintergrundspieler vorgestellt, die an der "magischen" Kreation des NS-Regimes
beteiligt gewesen sein sollen. (Trevor Ravenscroft, Louis
Pauwels und Jacques Bergier)
-
Im ideologischen Ss-Untergrund der
Nachkriegszeit und im "Ss-Mystizismus" der 90er Jahre gilt das mythische
Königreich Shambhala als Refugium für eine aggressive und morbide
"Nazi-Religion". (Wilhelm Landig, Jan van Helsing)
-
Der Shambhala-Mythos bildet
einen ideologischen Grundpfeiler des "esoterischen Hitlerismus". Dabei handelt
es sich um die weltweit verbreitete rassistische Okkultlehre des chilenischen
Diplomaten Miguel Serrano und der Wahlinderin Savitri Devi ("Hitlers
Priesterin")
-
Der mittlerweile verstorbene
tibetische Lama Chögyum Trungpa (1940-1987) schuf im Westen mit seinem Konzept
des Shambhala Kriegers die ersten Grundlagen für einen potentiellen
"Kriegs-Buddhismus", wie er in weiten Teilen Asiens schon bekannt ist. Statt
in Klöstern leben Trungpas Shambhala Warriors in Militärcamps, zur
Meditation gesellen sich Militärparaden, statt der Bettelschale halten seine
Schüler Waffen in der Hand und statt dem Mönchsgewand tragen sie
Militäruniformen.
-
Der Shambhala-Mythos bildete
die ideologische Grundlage für den Terrorismus des japanischen Endzeitgurus
Shoko Asahara. Aus Lehren des Kalachakra-Tantra leitete er seine
Weltuntergangsvisionen ab. Er beabsichtigte, die Zeit bis zum Ausbruch des
Shambhala-Krieges zu beschleunigen und begründete damit seine Giftgasanschläge
in den Tokioer U-Bahn. Asahara war der erste Sektenführer, der seine Mordtaten
gegen "Unbeteiligte" auss
erhalb der eigenen Organisation durchführte und somit
die Tore für den religiös-motivierten internationalen Terrorismus
vorbereitete, der heute zum Thema Nr. 1 der Weltgemeinschaft geworden ist.
Selbst wenn es
sich bei diesen faschistischen und terroristischen Deutungen des
Shambhala-Mythos um Fehlinterpretationen handeln sollte, so ist es um so
mehr die Pflicht des XIV. Dalai Lama und seiner Anhänger das Kalachakra Ritual
in all seinen Einzelheiten offen zu legen, mögliche Verzerrungen, Projektionen
und Missbräuche richtig zu stellen und sich von problematischen Inhalten
öffentlich zu distanzieren, bzw. sie aus den traditionellen Texten
herauszunehmen. Stattdessen fanden in der Vergangenheit mehrere
freundschaftliche Treffen des tibetischen Kirchenfürsten mit ehemaligen
Ss-Männern (Heinrich Harrer, Bruno Beger), mit dem Gründern des "esoterischen
Hitlerismus" Miguel Serrano und mit dem Terroristen Shoko Asahara statt, den er
noch nach den Anschlägen in Tokio als seinen "Freund, wenn auch einen
unvollkommenen", bezeichnete. Erst später distanzierte er sich von ihm. Es
sollte ein Anliegen der Stadt Graz, der Landesregierung von Steiermark, der
verschiedenen politischen Fraktionen, der Medien, der Intellektuellen und der
christlichen Institutionen sein, über das Kalachakra-Ritual eine breite
öffentliche Diskussion zu beginnen, um sich nicht in etwas hineinziehen zu
lassen, was ihren ursprünglichen Absichten diametral widerspricht.
Denn nach
Aussagen zahlreicher internationaler Medienberichte ist der tibetische
Buddhismus die "Trendreligion" unserer Zeit. Das bestätigen die Ereignisse 2002
in Graz nur allzu deutlich. Durch den XIV. Dalai Lama, durch seine
charismatischen Auftritte sowie seine nach aussen hin humanpolitischen Reden und
Schriften findet ein gigantischer, unreflektierter Kulturimport östlichen
Gedankenguts in den Westen statt, das fundamentalistische Züge aufweist und das
schon Fundamentalisten als ideologische Grundlage gedient hat und ihnen in der
Zukunft dienen kann. Der Buddhistenführer spricht das tiefe Bedürfnis von
Menschen nach Harmonie und Frieden an, aber die eigene Geschichte des Lamaismus,
die Inhalte der tibetischen Tantras und das Ritualwesen, ja selbst die Zustände
unter den Exiltibetern sind alles andere als friedlich und harmonisch. Es gibt
im Kalachakra-Tantra Passagen, die unverhohlen zum "Krieg der Religionen"
aufrufen, die intolerant und aggressiv sind. Im tibetischen Buddhismus haben wir
ein archaisches auf Magie beRuuhhendes Religionssystem vor uns, das von den
Grundsätzen westlicher Aufklärung weit-gehend unberührt geblieben ist. Dies ist
auch der Grund dafür, das es von rechtsextremer Seite als attraktiv empfunden
wird. Der Lamaismus hat Jahrhunderte lang zu sozialen Ungerechtigkeiten geführt,
die von jedem freiheitsliebenden Bürger abgelehnt werden müssen. Die
Gleichwertigkeit der Geschlechter, demokratische Willensbildung und ökumenische
Begegnung sind dem tantrischen Buddhismus als solchem wesensfremd, obgleich der
XIV. Dalai Lama nach aussen hin das Gegenteil propagiert.
Als Reaktion auf
den 11. September 2001 hat Der Spiegel in einem Artikel "Der religiöse
Wahn – Die Rückkehr des Mittelalters" auf aggressive Inhalte und
fundamentalistische Strömungen in den drei monotheistischen Religionen
hingewiesen. Wie sooft bei solchen Kulturkritiken wurde der Buddhismus
ausgespart. Das ist falsch! Alle in diesem Artikel kritisierten Themen (Kampf
gegen Ungläubige und Dissidenten, Religionskriege, Waffenphantasien,
theokratische Machtvisionen, Untergangsprognosen, Frauenfeindlichkeit usw.)
finden sich in einem ganz besonderen Masse im Kalachakra-Tantra.
Das Kritische Forum
Kalachakra (KFK) fordert, dass vor, während und nach den Ereignissen in Graz
(2002) über das Kalachakra Tantra und den Shambhala-Mythos eine
breite Kulturdebatte geführt wird. Das K-F-K sammelt Informationen, verteilt
Dokumente, tätigt Übersetzungen und plant eine Homepage. Es möchte als
Initiative [mit Ausnahme dieser Erklärung] keine einheitlichen Stellungnahmen
abgeben, um nicht die Breite der kritischen "Hinterfrager" einzuschränken.
©
Kritisches Forum Kalachakra
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