Die
Kreuzzüge (I) Motive
und Hintergründe
Unbekannter Autor in der Zeitschrift
http://www.explizit-islam.de
..... (......welche von der
Gruppe "hizbu-t-tahrir"
herausgegeben wird und die Bekanntgabe von Autoren ablehnt. Meiner Meinung
nach ist dies ein falsches Verhalten, wenngleich Aspekte der
Begründung
Richtiges aufweisen. Mich erinnert dies an eine Gruppe ( irrtümlich oft Suufis
zugeordnet), deren Mitglieder absichtlich, öffentlich Falsches tun, um
beschimpft zu werden um auf diesem Umweg ihrem Nafs (Seele, Ego)
Erniedrigung zu verschaffen, und so letztlich ihren eigenen Stolz zu bekämpfen
vermeinen.......... Wie dem auch immer sei, dieser und andere Artikel von
"hizbu-t-tahrir" transportieren aber wichtige und richtige
Informationen und das ist selten geworden im deutschen Sprachraum. (M.A.B.M.)
Seit
den Anfängen des Islam wurde die Umma immer wieder durch schwerwiegende
Ereignisse erschüttert, die zu einem Teil Islamischer Geschichte wurden.
Hierzu gehört vor allem auch die Zeit der Kreuzzüge, die sich über
zwei Jahrhunderte erstreckte. Es handelte sich um den bis dahin
heftigsten Zusammenstoss zwischen Kufr und Islam, bei welchem sich
mehrere Königreiche wiederholt zusammenschlossen und zu einem Schlag
gegen die Islamische Umma ausholten - ein Schlag, der zeitweilig von
Erfolg gekrönt war.
Die Betrachtung der Ereignisse um die Kreuzzüge herum darf allerdings
nicht als reine Rekonstruktion Islamischer Geschichte aufgefasst und als
blosse Folge von Jahreszahlen gelesen werden. Vielmehr legt die
Geschichte der Kreuzzüge den Kufr offen, der dem Islam immer wieder in
unterschiedlichster Gestalt entgegengetreten ist, in seinem Kern aber
stets derselbe war. Zwar hielten die Kreuzritter und ihre Gefolgsleute
das christliche Banner hoch, und aus ihren Mündern tönte einstimmig
ein "Deus lo volt", Gott will es, doch in Wahrheit verfolgten
die europäischen Herrscher das Ziel der Machtausdehnung durch
Landgewinn und lockte sie die Aussicht auf die Reichtümer und Schätze
der Muslime. Auch das gemeine Volk wurde mehrheitlich von dem Wunsch
nach Reichtum und Besitz getrieben, auch wenn manch einer zunächst in
christlicher Absicht ins Heilige Land aufgebrochen sein mag.
Aus heutiger Sicht wird ersichtlich, dass die Motive der Kuffar
dieselben geblieben sind wie damals und dass sich ihr Interesse an der
Islamischen Welt, die sich heute in ihrem festen Griff befindet, nicht
gewandelt hat. Mit diesem Hintergrund sollte die Geschichte der Kreuzzüge
betrachtet und gewertet werden.
Die Kreuzzüge zeigen zudem Fehler seitens der Muslime auf, die, will
man aus der Geschichte lernen, nicht wiederholt werden dürfen. Denn der
vorübergehende Erfolg der Kreuzritter war nicht die Folge ihrer eigenen
Stärke, sondern ergab sich aus der inneren Schwäche des Islamischen
Staates, die das Resultat der Uneinigkeiten unter den Muslimen war. Der
arabische Geschichtsschreiber Ibn al-Athir drückte es wie folgt aus:
"Die Sultane vertrugen sich nicht, und deshalb konnten sich die
Franken des Landes bemächtigen."
Zunächst muss ein Blick auf die Lage in Europa geworfen werden, um zu
verstehen, was die Massen veranlasst haben könnte, alles zurückzulassen
und zu einem für sie völlig unbekannten Ziel aufzubrechen, in der
Ungewissheit, dieses jemals zu erreichen.
Eingeleitet wurden die Kreuzzüge durch den Aufruf Papst Urbans II. am
27. November 1095 auf der Synode (Kirchenversammlung) zu Clermont,
nachdem er zuvor aus Konstantinopel ein Bittgesuch vom byzantinischen
Kaiser Alexios I. Komnenos erhalten hatte, der beim Papst um abendländische
Söldner bat. Das byzantinische Heer wurde bereits im Jahre 1071 bei
Manzikert vollständig von den Muslimen besiegt, wodurch Byzanz
Kleinasien an die Muslime verlor.
Die Vorstellung, dass westliche Soldtruppen in den Reihen der
byzantinischen Armee kämpfen sollten, war keineswegs neu. Dem
byzantinischen Kaiser schwebten dabei keinerlei Kreuzzugsgedanken vor,
denn ihm ging es im Wesentlichen Daarum, die vom Islam eröffneten
Gebiete auf byzantinischem Boden wieder zurückzugewinnen, und zwar mit
einer Armee, die er kontrollieren konnte. Dies konnte man aber von den
Volksmassen, die aus dem Abendland strömten, wahrlich nicht behaupten.
Wichtiger noch als Alexios I. ist Papst Urban II. als Schlüsselfigur.
Der Papst betrachtete sich nicht nur als Oberhaupt der Kirche, sondern
auch als Haupt über Kaiser und Könige. Daher stand das Papsttum auch
in Konflikt mit diesen weltlichen Herren. Dieser Konflikt zwischen Papst
und Kaiser kam vor allem in der Streitfrage zum Ausdruck, wer das Recht
hatte, Bischöfe und Äbte zu ernennen, Kaiser oder Papst, der als
sogenannter Investiturstreit in den Geschichtsbüchern verzeichnet ist.
Vor allem ein Vorgänger Papst Urbans II., Papst Gregor VII., trug
diesen Streit mit dem Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich
IV., aus. Gregor VII. bestand auf das Vorrecht der Kirche und
exkommunizierte den Kaiser, als dieser sich nicht einsichtig zeigte.
Weltliche Unterstützung fand er durch Kaisergegner. Letztendlich konnte
er seine Macht aber nicht festigen und starb in Salerno, da er Rom aus
Sicherheitsgründen verlassen musste. Auch Urban II. konnte seinen
eigentlichen Platz in Rom nicht unmittelbar einnehmen, da seine Position
noch zu schwach war und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches die
Stadt kontrollierte. Bereits 1088 Papst, konnte Urban II. erst 1094 auf
dem Papstthron in Rom Platz nehmen.
Hier zeichnet sich mit aller Deutlichkeit der immerwährende Machtkampf
zwischen Kirche und weltlicher Macht ab, der das Mittelalter durchweg prägte.
Er ist deshalb von Bedeutung, da er die Kreuzzugspläne Urbans II.
motivierte. Denn im Kreuzzugsgedanken verbarg sich die Möglichkeit der
Annäherung zwischen weltlicher und kirchlicher Macht. Das gemeinsame
Interesse der Bekämpfung des Islam würde beide Seiten zusammenführen
und die Zwistigkeiten untereinander in den Hintergrund drängen. Zudem wäre
das Kreuzzugsheer nicht dem Kaiser, sondern dem Papst unterstellt, d. h.
es wäre ein Mittel der Stärkung des Papsttums, wodurch der Papst in
deutlichem Vorteil wäre. Es galt vor allem ein Ritterheer aufzustellen.
Die Könige Europas waren nicht in die Kreuzzugspläne Urbans II.
involviert, ihre Teilnahme stand nicht zur Diskussion. Jeder, der sich
dem Kreuzzug anschliess
en wollte, durfte dies nur unter dem Kreuz tun.
Als Beweis dafür musste sich jeder, der daran teilhaben wollte, ein
Stoffkreuz an die Kleidung anbringen. Damit wurde unmissverständlich
zum Ausdruck gebracht, wessen Führung die Armee unterstand.
Die Bitte des byzantinischen Kaisers kam dem Papst äusserst gelegen. Es
konnte Urban II. nicht wirklich Daarum gegangen sein, der oströmischen
Christenheit aus christlicher Verbundenheit zu Hilfe zu eilen. Denn die
Christen waren zu jener Zeit längst gespalten in die römisch-katholische
und die griechisch-orthodoxe Kirche. Der endgültige Bruch zwischen
West- und Ostkirche fand 1054 statt. Ein Kreuzzug aber, der die Christen
in Byzanz von der Islamischen Vorherrschaft befreien sollte, und zwar
durch den Einsatz des Papstes, barg die Möglichkeit der Überwindung
dieses Schismas (Kirchenspaltung) und einer erneuten Versöhnung. Hier
machte sich die Hoffnung breit, dass die griechisch-orthodoxen Christen
den Alleinvertretungsanspruch des Papstes anerkennen würden, wodurch
sich seine Macht auf die gesamte Christenheit ausdehnen würde.
Das Machtinteresse des Papstes an den Kreuzzügen ist augenscheinlich.
Warum aber liess sich die Bevölkerung, und zwar alle
Gesellschaftsschichten, auf ein so ungewisses Unterfangen ein? Hauptsächlich
wurden die Massen damit gelockt, dass es im Heiligen Land reichlich Länder
gebe, die man in Besitz nehmen könne. Zudem konnte man im Kampf gegen
die Muslime zu Ruuhhm und Ansehen gelangen, alles Dinge, die in Europa
schwer zu verwirklichen waren. In Europa herrschte damals die
Primogenitur, dass nur der Erstgeborene erbte, während alle anderen Söhne
leer ausgingen. Der erste Sohn war damit Alleinerbe des gesamten
Grundbesitzes. Für viele gab es daher keinerlei Hoffnung auf Landbesitz.
Damit war die Verlockung der Ländereien, auch wenn sie in weiter Ferne
lagen, enorm gross
.
Für die unteren Stände spielten noch andere Faktoren eine Rolle.
Angesichts der Feudalherrschaft bedeutete für die Bauern die Teilnahme
am Kreuzzug eine Befreiung aus ihrer Knechtschaft. Es stellte die
Aussicht dar, sich aus diesem Abhängigkeitsverhältnis loszulösen und
der ständigen Ausbeute ein Ende zu bereiten. Denn für die Bauern
bedeutete das Leben in Europa eine nicht endende Schinderei, während
andere stets die Früchte ihrer Arbeit ernteten.
Noch lukrativer war die Kreuzzugsidee für die Bürger in den Handelsstädten.
Hierzu zählten vor allem die Seestädte. In Genua oder Venedig etwa
rechneten die Kaufleute, Schiffseigner, Handwerker und Bankiers damit,
Verpflegung, Schiffe und Geld zu hohen Zinsen bereitzustellen. Sie
rechneten mit überaus hohen Gewinnen. Tatsächlich waren sie diejenigen,
die den gröss
ten Profit aus den Kreuzzügen schlugen.
Dass die Idee des Papstes, einen Kreuzzug gegen die Muslime zu führen,
auf so fruchtbarem Boden stiess, darf nach allem nicht verwundern.
Scheinbar geeint durch das Kreuz und im Namen Gottes, verfolgte jeder im
Grunde seine eigenen Interessen, die hauptsächlich materieller Art
waren. Gelockt durch die Schätze im Heiligen Land, boten die Kreuzzüge
aber nicht nur den Reichtum im Diesseits, sondern auch die Vergebung im
Jenseits. Denn der Papst versprach die Hinfälligkeit aller Sünden für
diejenigen, die sich dem Kampf gegen die Heiden, wie er die Muslime
nannte, anschlossen.
Insgesamt vier Berichte überliefern die Rede Urbans II. in
unterschiedlicher Weise, von denen allerdings keine mit Sicherheit den
authentischen Wortlaut des Papstes wiedergibt. Der Chronist Fulcher von
Chartres, selbst Augenzeuge, überlieferte die Worte des Papstes wie
folgt: "Wenn diejenigen, die dort hinunterziehen, ihr Leben
verlieren, auf der Fahrt, zu Lande oder zu Wasser oder in der Schlacht
gegen die Heiden, so werden ihnen in jener Stunde ihre Sünden vergeben,
das gewähre ich nach der Macht Gottes, die mir verliehen wurde."
Die Verbindung zwischen Reichtum und Sündenvergebung konnte die Massen
vollends begeistern, seien es Bauern, Bürger, Fürsten, Ritter,
Geistliche usw.
Neben Reichtum und Sündenvergebung setzte Urban II. noch das Mittel der
Diffamierung ein - eine bis heute beliebte Methode -, denn es war
einfacher, gegen ein Volk von blutrünstigen Barbaren zu ziehen als
gegen Menschen, deren kulturelles Niveau das Europas bei weitem überstieg.
Die europäische Christenheit wurde bewusst im Unklaren darüber
gelassen, gegen wen sie eigentlich in den Kampf zog. Auch dafür sorgte
die Rede des Papstes, die ausgeschmückt wurde mit angeblichen Gräueltaten
der Muslime gegen die Christen des Ostens. Eine davon besagte, dass die
Muslime die Christen beschnitten und das Blut der Beschneidung auf den
Altären vergossen oder es in Taufbecken geschüttet hätten. Sie würden
den Christen die Bäuche aufschlitzen, ihre Eingeweide an Pfähle binden
und sie um diese herumjagen, bis sie schliess
lich tot umfallen würden.
Wer konnte angesichts dieser Gräueltaten noch widerstehen, seinem
christlichen Bruder im Osten zu Hilfe zu eilen? Ebendiese Christen waren
es jedoch, die dem Morden der Kreuzritter am Ende ebenso zum Opfer
fielen wie Muslime und Juden auch. Schnell verblassten die christlichen
Absichten der Kreuzritter; noch bevor sie ihren Zielort überhaupt
erreichten, begann das Morden und war jedes fromme Anliegen dahin.
Es konnte nicht im Sinne des Papstes gewesen sein, dass das einfache
Volk - Bauern, Alte, Kranke, Frauen, Kinder - unorganisiert und ohne
kriegserfahrene Führung gen Jerusalem aufbrach, um das Heilige Land zu
befreien. Ursprünglich wollte er die ritterlichen Kreise für seine
Idee gewinnen. Denn für gewöhnlich unterstanden die Bauern ihren
Landherren und waren ihnen unter anderem auch zu militärischem Dienst
verpflichtet. Sie mussten erst den Befehl ihrer Herren abwarten, denen
sie bedingungslos zu gehorchen hatten, um organisiert losziehen zu können.
Der Papst legte hierfür den 15. August 1096 fest.
Priester und Mönche jedoch predigten den Menschen, wo immer sie
hinkamen, umgehend zum Kreuzzug aufzubrechen, worauf das gewöhnliche
Volk auch ansprach. Eine Schlüsselfigur spielte hierbei der Prediger
Peter von Amiens, bekannt als Peter der Einsiedler. Er vermochte die
Leute um sich zu scharen und sie von der Idee des sofortigen Kreuzzuges
zu überzeugen. Die Ereignisse, die sich daran knüpfen, können als
eine Art Vorspiel zu den eigentlichen Kreuzzügen der Ritter betrachtet
werden.
Peter der Einsiedler machte sich, nachdem ihm die Volksmassen folgten,
im April 1096 vom Rheinland aus auf den Weg nach Osten, und zwar über
Ungarn und Bulgarien nach Konstantinopel. Diese Scharen hinterliess
en,
wo immer sie ihren Fuss hinsetzten, eine deutliche Spur der Vernichtung,
noch bevor sie überhaupt Konstantinopel erreichten. Dieser Kreuzzug
bestand mehrheitlich aus Armen - daher auch Armenkreuzzug genannt -, die
auf eine Reise wie diese nicht vorbereitet waren, vor allem an Geld, und
damit an Verpflegung, mangelte es. Aus diesem Grunde plünderten,
raubten und mordeten sie, wo sie konnten. Ihr Weg war von völliger Verwüstung
gezeichnet.
Da man sich schon auf dem Kreuzzug befand, beraubte und tötete man in
Speyer, Worms, Mainz und Regensburg auch die Juden, die Verräter des
Heilands. Auf diese Weise setzten sich Plünderung, Raub und Mord den
Weg über fort. In Ungarn fiel man trotz des freundlichen Empfangs
haltlos über die christliche Bevölkerung her, raubte ihr Vieh und
erschlug diejenigen, die sich dem widersetzten. Am 1. August 1096 in
Konstantinopel angekommen, wurde das Schauspiel wiederholt. Man verwüstete
die Paläste der Stadt und steckte öffentliche Gebäude in Brand.
Selbst das Blei der Kirchendächer, die auf den abendländischen
Christen fremdartig wirkten, wurden heruntergerissen. Kaiser Alexios I.
sah zu, dass er diesen Pöbel, der ganz und gar nicht seiner Vorstellung
von einem Söldnertrupp entsprach, den er zu bezahlen und zu
kontrollieren beabsichtigte, schnellstmöglich über den Bosporus
setzte.
Entgegen dem Rat, auf Verstärkung der Ritterheere zu warten, setzte
dieser inoffizielle Kreuzzug sein Vorhaben fort. Er endete jedoch
schneller als er begonnen hatte, denn die Kreuzfahrer wurden bei ihrem
Auftreffen auf die gut organisierten Truppen der Muslime ohne Mühe
vernichtend geschlagen. Von den 30.000 Kreuzfahrern überlebten gerade
einmal 3.000. Diese warteten schliess
lich mit Peter dem Einsiedler auf
die Ankunft der Ritterarmeen.
Möglicherweise hatten die Muslime angesichts der Leichtigkeit, mit der
sie den Armenkreuzzug niederschlugen, die nachrückenden Ritterarmeen
unterschätzt. Jedenfalls sollte das eigentliche Kreuzzugsgeschehen erst
noch beginnen und die Muslime mit aller Härte treffen, eingeleitet
durch den ersten offiziellen Kreuzzug. |