Al-Aqidah
al-Tahawiyyah
Tahawis Darlegung der Islamischen Glaubenslehre
Quelle: www.euro-sunni.com/de/Aqidah/aqeedah-tahawia.html (Ramaḍaan
1431)
Vorbemerkungen zum Text
Ahhmad
ibn Muhammad
ibn Salaamah
ibn Abd al-Maalik
Abu
Dsch'afar
at-Tdahhawii
أحمد
بن محمد بن سلامة بن عبد الملك أبو جعفر الطحاوي
Im Namen Allahs, des Barmherzigen, des Allerbarmers,
alles Lob sei Allah, dem Herrn der Welten
Der meisterliche Gelehrte Hujjat al-Islam Abu Ja’far
al-Warraq at-Tahawi al-Misri, möge Allah
mit ihm
barmherzig sein, sagte: Dies ist eine Darlegung der
Glaubenslehre der Anhänger der Sunnah und Gemeinschaft (al-Ahlu-s-Sunnah
wa'l Jama'ah), gemäss der Schule der
Rechtswissenschaftler dieser Religionsgemeinschaft, Abu
Hanifah an-Nu’man ibn Thabit al-Kufi, Abu Yusuf Ya’qub
ibn Ibrahim al-Ansari und Abu Abdullah Muhammad ibn
al-Hasan as-Shaybani, möge Allah
mit ihnen zufrieden
sein, sowie dessen, was diese an Glaubensgrundsätzen
hinsichtlich der Grundlagen der Religionen vertreten und
was sie bezüglich des Herrn der Welten glauben.
1. Wir sagen bezüglich der Einheit Allahs – wobei wir aufgrund der
Gnade Allahs fester Glaubensüberzeugung sind – wahrlich,
Allah
ist Einer, Er hat keinen Partner.
2. Es gibt nichts, das Ihm vergleichbar wäre.
3. Es gibt nichts, das Ihn überwältigen kann.
4. Es gibt keine Gottheit auss
er Ihm.
5. Er ist urewig ohne Beginn und ewig fortbestehend
ohne Ende.
6. Er wird niemals vergehen oder aufhören zu sein.
7. Nichts existiert oder geschieht ohne dass Er es
will.
8. Keine Vorstellung kann Ihn erfassen und kein
Verstand kann Ihn begreifen.
9. Er ist anders als alles Erschaffene.
10. Er ist lebendig (hayy) und stirbt
niemals, ewig wirkend (qayyum) ohne je zu
schlafen.
11. Er erschafft, ohne dessen zu bedürfen und
versorgt seine Geschöpfe ohne jegliche Anstrengung.
12. Er lässt, ohne dabei Furcht zu haben, sterben und
Er lässt, ohne jede Mühe, auferstehen.
13. Er existierte immer und urewig, mit all Seinen
Eigenschaften, bevor Er die Schöpfung erschuf. Ihre
Erschaffung hat Seinen Eigenschaften nichts hinzugefügt,
das nicht schon vorher dazu zählte. So wie Er mit all
Seinen Eigenschaften in der Vorewigkeit existierte, wird
Er weiter bis in alle Ewigkeit bestehen.
14. Der Name "Der Schöpfer" ist ihm nicht erst seit
der Schöpfung zu eigen, noch gebührt Ihm erst seitdem Er
der Schöpfung ihre Form verliehen hat, der Name "Der
Gestalter".
15. Ihm kam die Bedeutung des Herr-Seins zu, als es
nichts gab, dessen Herr Er war und die Bedeutung des
Schöpfer-Seins war Ihm zu eigen, als es noch nichts
Erschaffenes gab.
16. Ebenso wie Er zu Recht den Namen "Erwecker der
Toten" trägt, nachdem Er ihnen zuerst das Leben
geschenkt hatte, gebührte Ihm eben dieser Name bereits,
bevor Er sie ins Leben rief. Eben dies gilt auch für den
Namen "Der Schöpfer" bevor Er ihnen ihr Dasein verliehen
hat.
17. Dies ist so, weil Er die Macht hat, alle Dinge zu
tun und weil alles auf Ihn angewiesen ist. Jede
Angelegenheit ist Ihm ein Leichtes und es gibt nichts,
dessen Er bedürfte. “Es existiert nichts das Ihm gleicht
und Er ist ‘Der Allhörende, Der Allsehende’” (al-Qu'ran,
42:11)
18. Er erschuf die Schöpfung mit Seinem Wissen.
19. Er bestimmte ihr Schicksal.
20. Er legte ihre Lebensspanne fest.
21. Nichts von ihrem Tun war Ihm vor ihrer
Erschaffung verborgen und Er kannte jede ihrer
Handlungen schon bevor Er sie erschuf.
22. Er gebot ihnen, Ihm zu gehorchen und untersagte
ihnen Ihm ungehorsam zu sein.
23. Alles geschieht entsprechend Seiner Bestimmung
und Seinem Wollen. Sein Wille geschieht und die Diener
besitzen keinen Willen auss
er dem was Er für sie
bestimmt. Was Er für sie bestimmt geschieht und was Er
nicht bestimmt, geschieht nicht.
24. Er leitet aus Seiner Gunst Recht, wen Er will und
schützt ihn und bewahrt ihn vor Schaden und Er lässt in
Seiner Gerechtigkeit Irre gehen wen Er will, erniedrigt
ihn und setzt ihn Bedrängnissen aus.
25. Alle sind seinem Willen ausgesetzt, ob es seine
Grosszügigkeit oder Gerechtigkeit ist.
26. Er ist weit erhaben darüber Gegenstücke oder
Seinesgleichen zu besitzen.
27. Keiner kann sich Seiner Bestimmung widersetzen,
Seine Entscheidung revidieren oder seinen Befehl
überstimmen.
28. Wir glauben an all dies und sind uns gewiss, dass
alles von Ihm kommt.
29. Wir glauben und sind uns gewiss, dass Muhammad صلى
الله عليه وسلم sein erlesener Diener, sein auserwählter
Prophet und mit Seinem göttlichem Wohlwollen gesegneter
Gesandter ist.
30. Und dass er صلى الله عليه وسلم das Siegel der
Propheten, der Anführer der Gottesfürchtigen, der höchst
geehrte aller Gottesgesandten und der Liebling des Herrn
der Welten ist.
31. Jeder Anspruch auf das Prophetentum nach ihm صلى
الله عليه وسلم ist Lug und Trug.
32. Er صلى الله عليه وسلم ist derjenige, der zu allen
Jinn und der gesamten Menschheit mit der Wahrheit und
der Rechtleitung gesandt wurde.
33. Der Qu'ran ist das Wort Allahs, das von ihm, ohne
Modalität, als Sprache ausgeht. Er hat ihn als
Offenbarung auf Seinen Gesandten صلى الله عليه وسلم
herabgesandt. Die Gläubigen bestätigen, dass Er die
Wahrheit ist, in der Gewissheit, dass er wirklich
Allah
’s Wort ist und nicht erschaffen, wie das Wort von
Kreaturen. Wer ihn hört und behauptet, er sei
Menschenwort, ist ein Ungläubiger. Allah
tadelt ihn,
weist ihn zurecht und verheisst ihm seine Strafe, indem
Er sagt: „Ich werde ihn im Höllenfeuer verbrennen“
(al-Qu'ran 74:26). Wenn Allah
denjenigen das Feuer
verheisst, die sagen „Dies sind nichts anderes als
Menschenworte“ (al-Qur'an 74:25), wissen wir mit
Sicherheit, dass es das Wort des Schöpfers ist und
gänzlich anders als jedes Menschenwort.
34. Wer Allah
mit Begriffen charakterisiert, die zu
den menschlichen Eigenschaften zählen, wird damit zum
Ungläubigen. Wer dies begriffen hat, wird sich davor
hüten und davon absehen derartige Dinge auszusprechen
wie sie die Ungläubigen sagen und er wird wissen, dass
Allah
in Seinen Eigenschaften nicht wie die Menschen
ist.
35. Der Anblick Allahs für die Bewohner des
Paradiesgartens ist wahr, ohne dass dieser allumfassend
oder in seiner Art und Weise zu bestimmen wäre. So wie
Ihn das Buch unseres Herrn beschreibt, wenn Er sagt:
“Gesichter werden an jenem Tag erstrahlen, auf ihren
Herrn werden sie schauen” (al-Qur'an 75:22-23). Die
Erklärung dieser Aussage ist so, wie Allah
, der
Allerhabene sie gemeint hat und wie Er es weiss
. Alles
was darüber in authentischen Überlieferungen vom
Gesandten Allahs صلى الله عليه وسلم und von seinen
Gefährten (möge Allah
mit ihnen zufrieden sein)
überliefert wurde, ist genauso wie Er es gesagt hat und
bedeutet genau das, was Er damit sagen wollte. Wir
lassen uns nicht darauf ein zu versuchen es entsprechend
unseren eigenen Ansichten zu interpretieren oder unserer
Phantasie freien Lauf zu lassen. Denn wahrlich, niemand
ist sicher in seiner Religion bis er sich ganz Allah
dem
Erhabenen und Gepriesenen und Seinem Gesandten صلى الله
عليه وسلم unterwirft und das Wissen über mehrdeutige
Dinge ganz dem überlässt, der Wissen über sie besitzt.
36. Der Islam eines Menschen steht nicht auf festem
Fundament, solange er nicht auf vollkommener Hingabe und
Unterwerfung gegründet ist. Wer danach strebt Wissen
über Dinge zu erlangen, die ihm verwehrt sind und dessen
Verstand sich nicht mit Unterwerfung zufrieden geben
will, den wird der Schleier seines Begehrens vom
lauteren Einheitsglauben, reiner Erkenntnis und rechtem
Glauben trennen. So dass er ziellos zwischen Glauben und
Unglauben, Leugnen, Annahme und Ablehnung, hin- und
hergerissen wird. Er wird von Einflüsterungen geplagt,
in Abweichungen und Zweifeln, umherirren. Weder ein
aufrichtig bekennender Gläubiger noch ein gänzlich
ablehnender Leugner.
37. Der Glaube eines Menschen an den Anblick Allahs
durch die Bewohner des Paradieses ist nicht korrekt,
wenn er mit eigenen Vorstellungen oder verstandesmässigen
Interpretationen verbunden ist. Denn die Erklärung
dieses Anblickes und aller derartigen Phänomene, die zur
Sphäre des göttlichen Herrschaftsbereich zählen,
verlangen von dem Gläubigen das Unterlassen jeglicher
Interpretation und strikte Unterwerfung, derart soll er
der Religion der Gesandten (Frieden sei auf ihnen allen)
und dem göttlichen Gesetz folgen. Wer sich nicht davor
hütet die Eigenschaften Allahs zu verneinen oder Allah
Ähnlichkeit mit etwas anderem zuzuschreiben, irrt und
ist unfähig, die göttliche Transzendenz zu begreifen.
Denn wahrlich, unser Herr, der Majestätische und
Allerhöchste kann ausschliess
lich mit Eigenschaften
absoluter Einheit beschrieben und mit Kennzeichen
uneingeschränkter Einzigartigkeit charakterisiert
werden. Kein Geschöpf kommt Ihm in Seinen Eigenschaften
gleich.
38. Er ist hocherhaben darüber, Grenzen, Bestandteile
oder Gliedmassen zu besitzen. Ebenso wenig können Ihn
die sechs Himmelsrichtungen umfassen, in denen alle
erschaffenen Dinge enthalten sind.
39. Al-Miraj (die Himmelfahrt) ist wahr. Der
Prophet صلى الله عليه وسلم wurde bei Nacht mitgenommen
und fuhr in seiner körperlichen Form im Wachzustand in
den Himmel auf und weiter von dort in jene Höhen, die
Allah
ihm bestimmte. Dann offenbarte Er Seinem Diener,
was er Ihm offenbaren wollte “und sein Herz irrte nicht
in dem was er sah” (al-Qur'an 53:11). Allah
segnete ihn
صلى الله عليه وسلم und gewährte ihm Frieden in dieser
und der nächsten Welt.
40. Al-Hawd - Das Trinkbecken des Propheten
صلى الله عليه وسلم , welches Allah
ihm als Erweis Seiner
Gnade gewährt hat, um den Durst seiner Gemeinde am Tage
des Gerichts zu stillen, ist Wirlichkeit.
41. Ash-Shafa’ah (die Fürsprache, die für
die Muslime aufbewahrt wurde) ist wahr, so wie es in den
authentischen Berichten überliefert ist.
42. Das Versprechen, das Allah
Adam (Frieden sei auf
ihm) und seinen Nachkommen abgenommen hat, ist wahr.
43. Allah
wusste bereits vor Anbeginn der Zeit die
genaue Anzahl derer, die ins Paradies eingehen werden
und derer, die ins Feuer gehen werden. Diese Zahl wird
weder zunehmen, noch wird von ihr etwas abgezogen
werden.
44. Das Gleiche gilt für alle ihre Taten, von denen
Er genau weiss
, dass sie sie tun werden und jedem fällt
es leicht wozu Er erschaffen wurde, aber ausschlaggebend
sind letztendlich jene Taten, die das Handeln besiegeln
und der Glückliche ist glücklich aufgrund des göttlichen
Ratschlusses Allahs. Und der Unglückliche ist
unglücklich aufgrund des Ratschlusses Allahs.
45. Das genaue Wesen der Vorbestimmung al-Qadar ist
Allahs Geheimnis in seiner Schöpfung. Keinem Ihm
nahestehenden Engel und keinem entsandten Propheten
wurde Wissen darüber verliehen. Der Versuch darin
vorzudringen und das Nachgrübeln über dieses Thema
bedeutet Untergang und Verlust und führt zur Rebellion.
Darum sei vorsichtig und hüte dich davor über diese
Angelegenheit zu spekulieren oder nachzugrübeln oder
dich von Einflüsterungen beeinflussen zu lassen. Und
wahrlich Allah
, der Allerhabene, hat das Wissen über die
Vorbestimmung vor Seinen Geschöpfen verborgen und ihnen
untersagt Nachforschungen darüber anzustellen, so wie
Der Allerhabene es in Seinem Buch zum Ausdruck bringt,
„Er wird nicht nach Seinem Tun befragt, sie jedoch
werden befragt werden“ (al-Qur'an 21:23). Wer also fragt
„Warum hat Er das getan?“ widerspricht damit einem
Grundsatz des Buches Allahs und wer einem Grundsatz des
Buches Allahs widerspricht, zählt zu den Ungläubigen.
46. Dies ist eine Zusammenfassung dessen was
diejenigen, unter den Allah
Nahestehenden, deren Herzen
erleuchtet sind, notwendigerweise wissen müssen und was
die Stufe derer ausmacht, die fest im Wissen gegründet
sind. Denn es gibt zweierlei Arten von Wissen: Wissen,
das den Geschöpfen zugänglich ist und Wissen, welches
den Geschöpfen nicht zugänglich ist. Das zugängliche
Wissen abzulehnen, ist Unglaube und das Wissen zu
beanspruchen, welches nicht zugänglich ist, ist
ebenfalls Unglaube. Und der Glaube eines Menschen ist
nicht vollständig bis er das zugängliche Wissen
akzeptiert und das Streben nach nicht zugänglichem
Wissen aufgegeben hat.
47. Wir glauben an al-Lahw (die wohlbewahrte
Tafel) und an al-Qalam (das Schreibrohr) und an
all das, was auf der Tafel verzeichnet ist. Selbst wenn
alle Geschöpfe zusammenkämen, um etwas ungeschehen zu
machen von dem Allah
bestimmt hat, dass es sein soll,
wären sie dazu nicht in der Lage. Das Schreibrohr ist
getrocknet, nachdem es alles geschrieben hat, was bis
zum Tag der Auferstehung sein soll. Was auch immer einen
Diener verfehlt hat, sollte ihn niemals treffen und was
immer ihn getroffen hat, konnte ihn niemals verfehlen.
48. Der Diener muss wissen, dass Allahs Wissen allem
vorausgeht, was in Seiner Schöpfung geschehen wird und
dass Er es mit Seinen Massstäben exakt und zwingend
bestimmt hat. Keines der von Ihm erschaffenen Geschöpfe,
weder in Seinem Himmel, noch auf Seiner Erde, ist in der
Lage sich dem in irgendeiner Weise zu widersetzen, etwas
hinzuzufügen, es zunichte zu machen, es zu verändern, es
zu transformieren, es zu vermehren oder etwas davon
hinwegzunehmen. Dies ist ein fundamentaler
Glaubensgrundsatz und ein unverzichtbarer Bestandteil
der Erkenntnis und Anerkenntnis der Einheit Allahs und
seiner Herrschaft, so wie der Allerhabene es in Seinem
Buch zum Ausdruck bringt, wenn Er sagt: „Und Er erschuf
alle Dinge und bestimmte ihnen ihre gebührende
Bestimmung.“ (al-Qur'an 25:2) und „Der Befehl Allahs ist
eine feststehende Bestimmung“ (al-Qur'an 33:38). Wehe
also dem, der mit Allah
bezüglich des Schicksals hadert
und sich anschickt mit krankem Herzen in diese
Angelegenheiten vorzudringen. Denn der Versuch mit
seiner Vorstellung in das gänzlich Verborgene
vorzustossen ist eine vergebliche Suche nach einem
undurchdringlichen Geheimnis und er wird, was immer er
darüber sagen mag, als sündiger Lügner enden.
49. Al-Arsh (der Thron) und al-Kursi
(der Sitz) existieren wirklich.
50. Er (Allah
) bedarf weder des Throns, noch dessen
was sich darunter befindet.
51. Er umfasst alle Dinge und was sich darüber
befindet, und nichts von dem, was Er erschaffen hat,
kann Ihn umfassen. (1)
52. Wir sagen mit festem Glauben, Akzeptanz und
Hingabe, dass Allah
Ibrahim als Seinen vertrauten Freund
nahm und dass Er direkt zu Musa (Frieden sei auf ihnen
beiden) sprach.
53. Wir glauben an die Engel, die Propheten (Frieden
sei auf ihnen allen), und an die Bücher, die den
Gesandten offenbart wurden, und wir legen Zeugnis ab,
dass sie alle der offenkundigen Wahrheit folgten.
54. Wir nennen die Leute der Qiblah (diejenigen, die
in Richtung Ka'bah beten, Anm. d. Üb.) Muslime und
Gläubige, so lange sie anerkennen, was der Prophet صلى
الله عليه وسلم brachte und alles, das er uns gesagt und
erzählt hat, akzeptieren.
55. Wir führen weder nutzloses Gerede über Allah
,
noch streiten wir über Allahs Religion.
56. Wir disputieren nicht bezüglich des Qu'ran und
wir bezeugen, dass er die Rede des Herrn der Welten ist,
mit dem der vertrauenswürdige Geist herniederkam und den
dieser dem höchstgeehrten aller Gesandten, Muhammad, صلى
الله عليه وسلم gelehrt hat. Er ist das Wort Allahs und
in keiner Weise vergleichbar mit den Worten der
Geschöpfe. Wir sagen nicht, er sei erschaffen und sind
uns darin mit der Gemeinschaft der Muslime einig.
57. Wir betrachten keinen derjenigen, die zur Ka'bah
beten als Ungläubige aufgrund einer falschen Tat, die
sie begingen, solange sie diese Tat nicht als rechtmässig
betrachten.
58. Noch behaupten wir, das Begehen von Sünden füge
einem, der sich zum Islam bekennt, keinen Schaden zu.
59. Wir hoffen auf Vergebung und die Gewährung des
Eintritts in die Gärten durch Seine Gnade für die
Gläubigen, die Gutes tun, doch wir können uns im Bezug
auf sie nicht sicher sein und wir bezeugen nicht, dass
sie definitiv ins Paradies eingehen werden (auss
er
diejenigen, die genannt und bestätigt wurden vom
Gesandten Allahs صلى الله عليه وسلم ). Wir bitten Allah
um Vergebung für die Sünden unter den Gläubigen und
fürchten um sie ohne die Hoffnung für sie aufzugeben.
60. Völlige Gewissheit sowie Hoffnungslosigkeit
entfernen einen von der Religion, aber der Weg der
Wahrheit derjenigen, die zur Ka‘bah beten, liegt
zwischen den beiden (d.h. eine Person muss Allah
Ehrfurcht erbringen und sich über Seine Abrechnung
bewusst sein genauso wie sie auf Allahs Barmherzigkeit
hofft)
61. Eine Person tritt nicht aus dem Glauben aus,
auss
er durch Ableugnung dessen, das sie in den Glauben
brachte.
62. Glaube besteht aus Bestätigung durch die Zunge
und Anerkenntnis durch das Herz.
63. Und alles, das authentisch vom Propheten صلى الله
عليه وسلم überliefert ist, in Bezug auf die Shari'ah und
die Erklärung (des Qur'ans und des Islam) ist wahr.
64. Der Glaube ist, im Ursprung, fuer jeden ein- und
derselbe. Die Ueberlegenheit (einiger Menschen über
andere) jedoch liegt im Grad der Gottesfurcht und der
Überwindung ihrer Gelueste.
65. Alle Gläubigen sind Awliya (Freunde) von Allah
,
der Edelste bei Allah
ist der Gehorsamste und der, der
sich am meisten an den Qur'an hält.
66. Der Glaube, al-Iman, ist die
Verinnerlichung des Glaubens an Allah
, Seine Engel,
Seine Bücher, Seine Gesandten, den letzten Tag, die
Vorbestimmung, das Gute und Schlechte davon, das Süsse
und Bittere davon liegt einzig bei Allah
.
67. Wir glauben an all dies, machen keinen
Unterschied zwischen Seinen Gesandten (Frieden sei auf
ihnen allen), wir bestätigen alle und alles, was sie
überbrachten.
68. Diejenigen von der Gemeinschaft Muhammads صلى
الله عليه وسلم , die gross
e Sünden begehen, bleiben nicht
ewig im Feuer, wenn sie als Muwahhidun (Gläubige, die
die Einheit Allahs bestätigen) sterben, auch wenn sie
sich Allah
nicht reuevoll zugewendet haben, nachdem sie
Allah
wissend und glaubend anerkannt haben. Sie
unterliegen Seinem Willen und Seinem Rechtsspruch. Wenn
Er will, vergibt Er ihnen und verzeiht ihnen aus Seiner
Grosszügigkeit, entsprechend dem, was Er sagte:
„Wahrlich, Allah
wird es nicht vergeben, dass ihm Götter
zur Seite gestellt werden; doch Er vergibt das, was
geringer ist als dies, wem Er will.“ (al-Qur'an, 4:48),
und wenn Er will, bestraft Er sie mit dem Feuer gemäss
Seiner Gerechtigkeit, doch dann holt Er sie wieder
heraus durch Seine Barmherzigkeit und der Fürsprache
derjenigen, die aus der Gruppe der Gehorsamen Fürsprache
einlegen, hiernach schickt Er sie in Sein Paradies. Dies
ist so, weil Allah
diejenigen schützt, die Ihn
anerkennen, und sie nicht wie diejenigen behandelt, die
Ihn verleugnen, diejenigen, die von Seiner Rechtleitung
abgewichen sind und Seinen Schutz nicht erhalten.
Oh Allah
, Du bist der Beschützer des Islams und seiner
Anhänger, festige uns als Muslime, bis wir Dir in diesem
Zustand begegnen.
69. Wir sind der Ansicht, das es richtig ist das
Gebet zu verrichten, hinter jedem Frommen und Sünder von
denjenigen, die zur Kabah beten, als auch das Totengebet
über jeden von ihnen zu verrichten, wenn sie sterben.
70. Keinem von ihnen sprechen wir das Paradies oder
die Hölle zu, noch bezeugen wir, dass er Kafir, Mushrik
oder Heuchler ist, solange nichts davon offenbar wird
und diese Person ihre Geheimnisse nur Allah
, dem
Erhabenen, preisgibt.
71. Wir sind der Ansicht, dass gegen niemanden aus
der Gemeinschaft Muhammads صلى الله عليه وسلم das
Schwert erhoben werden darf, auss
er gegen jemanden, für
den das Schwert durch die Shariah bindend geworden ist.
72. Wir sind der Ansicht, dass man nicht auf die
Führer und diejenigen, in deren Hände unsere
Angelegenheiten sind, losgehen darf, und wir beten nicht
gegen sie. Wir bleiben ihnen treu. Wir sind der Ansicht,
dass ihnen gehorsam zu sein, ein Teil der
verpflichtenden Gehorsamkeit Allah
gegenüber ist,
solange sie nicht Ungehorsamkeit Allah
gegenüber
befehlen. Wir beten für sie um Rechtschaffenheit und
Vergebung.
73. Wir befolgen die Sunnah und folgen der
Gemeinschaft. Wir meiden Abspaltungen,
Meinungsverschiedenheiten und Spaltungen.
74. Wir lieben die Gerechten und Ehrlichen und hassen
Unterdrücker und Betrüger.
75. Wir sagen: „Allah
weiss
am besten bescheid“, wenn
uns etwas unklar erscheint.
76. Wir sind von der Richtigkeit des Mas’h (das
Streifen über die Ledersocken beim Wudu) überzeugt,
sowohl auf Reisen als auch am Wohnort, entsprechend der
Überlieferungen.
77. Die Pflicht der Hhadsch und des Dschihad bleiben
bestehen, sowohl gemeinsam mit den frommen Regierenden
als auch mit den Sündern unter ihnen, bis die Stunde
schlägt. Nichts annuliert sie oder spricht gegen sie
78. Wir glauben an die edlen Engel die unsere Taten
niederschreiben, denn Allah
hat diese zwei zur Aufsicht
über uns eingesetzt.
79. Wir glauben an den Engel des Todes, der
beauftragt ist die Seelen der Welten zu ergreifen.
80. Ebenso (glauben wir) an die Strafe im Grab für
den, der sie verdient, an die Befragung durch Munkar und
Nakir über seinen Herrn (d.h. des Vestorbenenen), seine
Religion und seinen Propheten صلى الله عليه وسلم , wie
es in den Hadiths vom Gesandten Allahs صلى الله عليه
وسلم und in den
Berichten der Gefährten (möge Allah
ta’ala mit ihnen
zufrieden sein) überliefert wurde.
81. Das Grab ist entweder ein Garten von den Gärten
des Paradieses oder eine Grube von den Gruben der Hölle.
82. Wir glauben an die Auferstehung und die
Vergeltung der Taten am Tag der Auferstehung, an
al-Ard (die Vorführung), al-Hisab (die
Abrechnung), Qiraat al-Kitab (die Vorlesung des
Buches), die Belohnung, die Bestrafung, al-Sirat
(die Brücke) und al-Mizan (die Waage).
83. Das Paradies und die Hölle sind zwei nicht
endende Geschöpfe und gehen nicht zugrunde. Allah
hat
das Paradies und die Hölle vor der Schöpfung erschaffen;
Er hat für sie Bewohner erschaffen. Wer von ihnen ins
Paradies geht, so geschieht dies durch Seine
Grosszügigkeit und wer in die Hölle geht, so geschieht
dies durch Seine Gerechtigkeit. Ein jeder macht das, was
für ihn leicht gemacht worden ist und geht den Weg, der
ihm bestimmt ist.
84. Für die Diener wurde beides, das Schlechte und
das Gute vorbestimmt.
85. "Die Fähigkeit", wovon die Handlung abhängig ist,
wie etwa al-Tawfiq (der Erfolg), der nicht einem
Geschöpf zugeschrieben werden darf, begleitet die Tat.
Was allerdings "die Fähigkeit" angeht, womit die
Gesundheit, die Kraft, die Möglichkeit und die gesunden
Mittel gemeint sind, so ist diese vor der Handlung. Und
darum geht es in dem Diskurs, wie Allah
sagt: „Allah
fordert von keiner Seele etwas über das hinaus, was sie
zu leisten vermag“ (al-Qur'an, 2:286)
86. Die Taten der Diener sind eine Schöpfung Allahs
und ein Erwerb der Diener.
87. Allah
hat von ihnen (den Dienern) nichts
gefordert, was sie nicht zu leisten vermögen und sie
können nur das, was Er ihnen aufgetragen hat. Dies ist
die Auslegung von „La hawla wa laa quwata illa
billah“ (Es gibt keine Macht und keine Kraft auss
er
durch Allah
). Wir sagen: Es steht niemandem Macht zu,
auss
er durch Allahs Beistand. Und niemand hat die Kraft
Allah
gehorsam zu sein und darauf zu beharren auss
er
durch Allahs Rechtleitung.
88. Alles geschieht nach dem Willen Allahs, Seinem
Wissen, Seiner Bestimmung und Seiner Vorsehung gemaess.
Sein Wille steht über dem Willen der anderen. Sein
Urteil setzt sich durch. Er tut, was Er will und ist
niemals ungerecht, erhaben ist Er über Schlechtem und
Untergang, Fehlern und Schändung. „Er wird nicht befragt
nach dem, was Er tut; sie aber werden befragt (nach dem,
was sie tun)“ (al-Qur'an, 21:23)
89. Im Bittgebet und in den Spenden der Lebendigen
ist Nutzen für die Toten.
90. Allah
, der Erhabene, erhört die Gebete der Leute
und gibt ihnen was sie von ihm erbitten.
91. Er besitzt alles und nichts besitzt Ihn. Von
Allah
kann man nicht einmal für einen Augenblick
unabhängig sein. Und wer sich selbst auch nur für einen
Augenblick als unabhängig von Allah
ansieht ist ein
Ungläubiger und gehört zu den Untergehenden.
92. Allah
zürnt oder ist zufrieden, jedoch nicht in
der Art und Weise wie irgendein Geschöpf.
93. Wir lieben die Gefährten (möge Allah
mit ihnen
allen zufrieden sein) des Gesandten Allahs صلى الله عليه
وسلم . Wir übertreiben nicht in der Liebe ihnen
gegenüber und sprechen uns von keinem von ihnen los. Wir
hassen denjenigen, der sie hasst und ihnen im Schlechten
gedenkt. Wir erwähnen sie nur im Guten. Die Liebe ihnen
gegenüber ist Religion, Iman und Ihsaan. Und sie zu
hassen ist Unglaube, Heuchelei und Masslosigkeit.
94. Wir bestätigen, dass das erste Kalifat nach dem
Gesandten Allahs صلى الله عليه وسلم , Abu Bakr رضي الله
عنه zusteht, als eine Gunst für ihn und als Vorzug der
gesamten Gemeinde gegenüber. Hiernach (steht es) Umar
Ibn al-Khattab رضي الله عنه (zu), danach Uthman Ibn
Affan رضي الله عنه und danach Ali رضي الله عنه. Dies
sind die rechtgeleiteten Kalifen und Führer auf dem
rechten Weg.
95. Wir bezeugen, dass die zehn [Gefährten], die der
Gesandte Allahs صلى الله عليه وسلم erwähnt hat und denen
das Paradieses versprochen wurde, Paradiesbewohner sind,
so wie der Gesandte Allahs صلى الله عليه وسلم dessen
Wort die Wahrheit ist, bezeugt hat. Diese (zehn) sind:
Abu Bakr, 'Umar, 'Uthman, 'Ali, Talha, az-Zubair, Sa'd,
Sa'id, Abdur-Rahman Ibn 'Auf, Abu 'Ubaida Ibn Dscharrah,
der "Treuhänder dieser Gemeinde"- Dscharrah (möge Allah
mit ihnen zufrieden sein).
96. Jeder der gut über die Gefährten des Gesandten
Gottes صلى الله عليه وسلم und seine Frauen und
Nachkommen spricht, die alle rein und frei von
Unreinheit sind, ist frei von der Beschuldigung der
Heuchelei.
97. Die frühen vorausgegangenen Gelehrten und ihre
Nachfolger sind die Quelle des Guten und des Ursprungs,
des Verstehens und des Einsehens. Wir dürfen sie nur im
Guten erwähnen. Wer sie im Schlechten erwähnt, der geht
irre.
98. Niemanden der Awliya (Freunde Allahs)
dürfen wir auf eine höheren Rang setzen als die
Propheten (Frieden sei auf ihnen).
99. Wir glauben an die überlieferten Karamaat
(die Wunder der Awliya), die von den Vertrauenswürdigen
der Überlieferer überliefert worden sind.
100. Wir glauben an die Vorzeichen der Stunde: das
Erscheinen des Dadschal, das Herniederkommen
von Isa (Frieden auf ihm), dem Sohn von Maria, vom
Himmel. Wir glauben an das Aufgehen der Sonne aus dem
Westen und dem Erscheinen des Tieres [dabbat al-ard] aus
der Erde, aus seinem Versteck.
101. Wir glauben weder Wahrsagern noch Astrologen und
auch keinem, der etwas behauptet, das dem Buch, der
Sunnah und der Übereinkunft der Gemeinschaft [Idschma'
al-Ummah] widerspricht.
102. Wir glauben, dass die Gemeinschaft [jama'ah]
richtig und wahr ist, und die Spaltung eine Abschweifung
und Qual ist.
103. Allahs Religion auf Erden und im Himmel ist
dieselbe, nämlich der Islam. Allah
, der Erhabene, sagte:
„Wahrlich, die Religion bei Allah
ist der Islam“ (al-Qur'an,
2:19). Der Erhabene sagte auch: „Und ich habe Euch den
Islam zur Religion erwählt“ (al-Qur'an, 5:3)
104. Der Islam liegt zwischen Übertreibung und
Unterlassung, zwischen at-Tashbih (dem
Gleichsetzen von Allahs Eigenschaften mit der Schöpfung)
und at-Tatil (dem Leugnen von Allahs
Eigenschaften), zwischen der Prädestination/Fatalismus
und absoluten Freiheit, zwischen der Sicherheit und der
verzweifelten Hoffnungslosigkeit.
105. Dies ist unsere Religion und unser Glaube,
sowohl im Innern als auch nach Aussen; und wir sagen uns
von allen los, die dem, was wir erwähnt und erklärt
haben, widersprechen.
Wir bitten Allah
darum uns im Glauben zu festigen, und
dass Er unser Leben mit ihm (dem Glauben) beendet und
uns schützt vor den verschiedenen Neigungen, den
abweichlerischen Meinungen, und vor den Verderben
bringenden Strömungen wie der Muschabbihah, der
Mu'tazilah, der Dschahmiyyah, der Dschibriyyah, der
Qadariyyah und anderen, die von der Sunnah und der
Gemeinschaft abweichen und mit den Irregehenden
Bündnisse schliess
en. Wir sagen uns von ihnen los und wir
betrachten sie als Irregegangene und dem Verderben
geweiht; und Allah
verleiht Schutz und Erfolg.
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(1) "Darüber" d.h. "was sich über dem Thron befindet".
In einer anderen Fassung des Textes, die dem Kommentar
von Imam al-Babarti (712-786 H.) zugrunde liegt, fehlen
die Worte "bi-ma", so dass der Satz sich übersetzen
liesse mit: " Er, der All-Gewaltige und Erhabene, bedarf
weder des Thrones noch dessen, was sich darunter
befindet, Er umfasst alle Dinge und ist über ihm" [muhitun
bi-kulla shay'in wa fauwkahu]. Im Gegensatz zu einigen
Kommentatoren, die daraus einen Ort [makan] oder eine
Richtung [jiha] für Allah
ableiten - [hoch erhaben ist
Er über das, was sie Ihm zuschreiben] - sagt Imam
al-Babarti: "Die korrekte Position unter unseren
Gelehrten ist, dass alles, was eindeutig aus dem Qur'an
und der Sunna hervorgeht und sich nicht auf die
Handlungen bezieht, nicht erfordert, dass man sich mit
seiner Interpretation beschäftigt. Vielmehr ist es
Pflicht, an diese Dinge als feststehende Tatsachen und
an ihre Wirklichkeit in dem Sinne, in dem sie gemeint
sind, zu glauben" (Akmal al-Din Muhammad ibn
Muhammad al-Babarti, Scharh 'Aqidati Ahl al-Sunnati
wal-Jama', Herausgegeben von: Wizarat al-Auqaf wal
Schu'un al-Islamiyya, Damaskus, 1989, S.93.)
Vorbemerkungen