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   Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit beziehen sich geschlechtsspezifische Formulierungen teilweise auf "der Mensch".   Wenn nicht anders erwähnt, entsprechen rechtliche Angaben der Hhanifitischen Rechtsschule.         

Wissen   

    

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Im Inneren vertrocknete Früchte.

 

Diese wild wachsende Frucht wollte ich pflücken und essen, doch war sie in ihrem Inneren vertrocknet - das Äußere täuschte - es hatte wohl zu wenig geregnet. Der Enttäuschung folgten Gedanken die wohl nur dem Salik (spirituelle Wanderer) interessieren und verständlich sein dürften. Der nachstehende Text ist also für diejenigen gedacht, welche ihre Nafs (Seele) nicht mit Ruuhh (Geist) gleichsetzen, oder anders ausgedrückt, für diejenigen, welche ihren spirituellen Weg tatsächlich bereits begonnen haben und sich bereits entsprechend geändert haben, so dass ihnen nachfolgende Erklärungen nicht ganz fremd sind.

 

Nur wenn es genug regnet, also genug Wasser zur Frucht gekommen ist, kann sie sich in ihrem Inneren so verändern, dass wir sie als süße, reife Frucht empfinden. Allein die Information zur Reife reicht nicht. Ein Gleichnis für das Wissen, welches nur mit dem Dhikru-l-Llah (Gedenken Allahs) und der Liebe zum Gesandten Allahs - der Segen und Friede Allahs sei mit ihm - das Wissen im Herzen ankommen und zu einer spirituellen Frucht reifen lässt.

 

Was aber hindert daran, dass das spirituelles Wasser, der Gnadenstrom Allahs, unsere Herzen zu einer im Inneren süßen Frucht werden lässt? Es ist unserer Nafs (Seele) die sich in ihrem verstecktem Hochmut nicht ändern will, so dass der Gnadenstrom Allahs nicht bis zum Herzen gelangen kann. Nur wenn sich unsere Nafs so verändert, demütig wird, kann der (Gnadenstrom Allahs) den Dschungel der Seele durchdringen und das Wissen im Herzen zu einer saftigen Frucht, der spirituellen Lebensqualität werden lassen. Demut ist ein unsichtbarer Vorgang in der Seele, um den sich die ehrlichen Wanderer in die Nähe Allahs bemühen.

 

Wenn ein Araber den Gesandten Allahs sah und an ihn glaubte, so geschah eine gewaltige Veränderung in seiner Nafs (Seele). Seine Bewahrheitung Allahs und Seines Gesandten wurde Gewissheit (Yaqiin) wi eine in ihrem Inneren süße, saftige spirituelle Frucht. Diejenigen aber, die den Gesandten Allahs sahen und nicht an ihn glaubten, deren Seelen erfuhr keine Veränderung und sie verharrten in ihrer Leugnung der Wahrheit, ihre Herzen blieben in ihrem Inneren vertrocknete Früchte, doch voll des Lobes über sich selbst. Der Gnadenstrom konnte ihre hochmütige Seele nicht durchdringen.

 

Der Zustand der Ssahhaabah (Gefährten des Gesandten Allahs) wurde zum Dhikru-l-Llah, dem Gedenken Allahs und jedes mal wenn sie etwas vom schriftunkundigen Nabi (Propheten) (Qur'aan: 7:157) hörten, reiften die spirituellen Früchte; ihre Seele blockierte die Wahrheit nicht. Auch heute ist das ständige Dhikru-l-Llah des Saliks (spiritueller Wanderer) am Weg zur Nähe Allahs die Voraussetzug um den Gnadenstrom und das damit verbundenen Wissen aufnehmen zu können. Wird aber der Faidt (Gnadenstrom Allahs) aber durch den Verstand (Aql) oder Neigungen der Seele blockiert, so kommt auch kein Licht (Nuur) zum Herzen (Qalb) und den anderen Lataa'if (sensible Zentren der Wahrnehmung) und folglich wird die Gewissheit zu trockenem  Wissen, zu im Inneren vertrockneten Früchten. Wissen zu empfangen bedeutet die notwenige Veränderung in der Seele. Das Wissen zu erhalten, bedeutet die entsprechenden Handlunge. Sobald der Gläubige vom verpflichtenden Gebet weiß, führt es aus; ist sein Wissen aber eine im Inneren vertrocknete Frucht, so wird die Ausführung fraglich und zur kulturellen Angelegenheit.

 

Gibt es Muslime, die etwa nicht wissen, dass das Ssalaah (Ritualgebet) fünf mal am Tag zu verrichten ist?

Gibt es Muslime, die nicht wissen, dass das absichtliche Unterlassen des Ssalaah ein schwere Sünde ist? Gibt es Muslime die nicht wissen das es Sünden gibt? Wie dem auch sei, es gibt diejenigen die sich zum Islam bekennen aber das Ssalaah nicht oder nur zu gesellschaftlichen Anlässen verrichten und erklären, keine "praktizierenden Muslime" zu sein, als ob das eine legale Option wäre; sie können nicht erkennen nicht was für einen Unsinn sie sagen bis sich ihre Seele verändert.

 

Für den Gläubigen (Mu'min) ist dieses Leben das Leben nach dem Tod.

Für Ungläubige ist das genau umgekehrt und sie betrachten islamisches Wissen als akademisches Kulturgut, als eine Sammlung alter Geschichten, interessant für theologische Unterhaltungen oder vergleichende Religionswissenschaften. Wie kann aber eine Seele sich derart verändern, dass die Wahrheit (der Qur'aan) nicht vertrocknen lässt bevor sie das Herz erreicht?

 

Wissen erwerben setzt die eigne Veränderung voraus, auch dann, wenn die Nafs (Seele) das nicht will.

Das scheitert oft am Verstand (Aql), der alles besser weiß, wenn die Nafs (Seele) eine Veränderung als angenehm vermutet, gesellschaftliche Konsequenzen befürchtet und wirtschaftlichen Verlust vermutet. Die Seele fühlt sich insgeheim erhaben über das was an sie herangetragen wird. Am liebsten hört die Seele das, was sie ohnehin schon zu wissen vermeint und bestätigt es dann. Die Seele will nicht sich selbst, sondern die Umwelt ändern. Sie liegt so wie sie gebettet ist und will das Bett ändern bis sie gut liegen kann. Spirituelles Wissen erlangen bedeutet sich selbst zu ändern und nicht das Bett und die Methode ist das Dhikr-l-Llah. Die Veränderung der Seele ist Voraussetzung um die Wahrheit ohne innerer Vertrocknung bis zu Herz kommen zu lassen.

 

Wenn eine Wahrheit das Herz erreicht, dann bestätigt Ruuhh (Geist) diese Wahrheit und verbindet sich mit der Nafs (Seele).

Wird eine wahre Information - etwa ein Aajah des Qur'aan oder ein Hhadiith vernommen, so kann die darin verborgene Wahrheit das Herz durch notwendige Veränderung in der Seele erreichen; andernfalls die Wahrheit nur als im Inneren vertrocknete Frucht mit schöner Hülle im Herzen ankommt. Wenn also die Wahrheit durch das Dickicht der Nafs bis zum Herzen vordringen versucht, so kann das muss sie durch da Dickicht der Nafs und dieser Weg ist nur im Schutz des Dhikru-l-Llah beschreitbar; andernfalls vertrocknet die Frucht innerlich bevor sie das Herz erreicht.

 

Ohne dem Dhikru-l-Llah (Gedenken Allahs) filtert die Nafs (Seele) das Erfahrene mit dem Verstand ('Aql);  der Verstand aber ist einer der Spielplätze des verfluchen Schaitdaan.

Echtes Wissen ist mit reifen, köstlichen Früchten zu vergleichen, die in ihrem Inneren nicht vertrocknet, sondern saftig sind. Unser Verstand aber macht uns zu Philosophen und so hat Schaitdaan leichten Zugang zu unserer Nafs und redet uns ein, dass allein das Äußere der Frucht, nicht jedoch der Gnadenstrom - der mit dem Ruuhh (Gist) kommt - vob Bedeutung ist. Der Verstand schmeckt nicht die Süße der Früchte und entzieht ihnen das Wasser, wenn sie nicht seinen Vorstellungen entsprechen. Nur im Zustand des Dhikr-u-Llah kann Schaidtaan entmachtet werden.

 

Theologische Zierpflanzen

Wissen ist das, was im Herzen als reife Früchte existiert und als solche erlebt wird. Imaan (Glaube) ist in Kufr (Unglaube) niemals integrierbar. Mit moderner "islamischer Theologie" werden zuweilen Zierpflanzen (in ihrem Inneren vertrockneten Früchte) konstruiert, künstlicher Zucker initiiert, damit eine gesellschaftliche Spaltung überbrückt scheint, doch tatsächlich nur versteckt wird. Wenn manche Muslime von einen Brückenbauen zwischen Glaube und Unglaube sprechen, belügen sie sich und die Ungläubigen, die darauf keine spirituelle Notwendigkeit mehr erkennen können. Jeder kann Muslim werden, doch Ungläubige meinen indirekt: "Es passt ja, wenn wir weiterhin die Schöpfung anstelle den Schöpfer anbeten." 

 

Anderen Vorbildern als dem Gesandten Allahs (der Friede und Segen Allahs seien mit ihm) zu folgen.

Hört man Muslime nicht sagen: "Dies und jenes ist ja keine Pflicht (Fardt) sondern ist (nur) eine Sunnah"? und beriefen sich dabei auf die rechtliche Kategorie; oder reduzieren die Sunnah zur Kultur, so es dann keinen Sinn mehr mach ihr zu folgen müsse.

 

Die gelebte Sunnah ist das Tafsiir (Erläuterung) des Qur'aan.

Der Gesandte Allahs - Friede und Segen Allahs sei mit ihm - sagte, dass er uns zwei Dinge hinterlässt: Den Qur'aan und seine Sunnah und hakte dabei seine beiden Hände zur Verdeutlichung mit den geschlossenen Fingern ineinander. Wer das nicht annimmt, wer die Sunnah zur Kultur reduziert, dem vertrocknet sein Wissen innerlich. So achte darauf der Sunnah zu folgen soweit du das kannst, denn die Sunnah ist das Gefäß mit dem du der Islam erhalten wird. Wenn in dieses Gefäß Löcher kommen, dann vertrocknen die Früchte des Wissens in ihrem Inneren.

 

 

Muhammad Abu Bakr Müller  1447 / 2025