.

Religion    Kultur    Kunst          Thema     Text       Gebetszeiten     Österreich              .

.Allah  Muhhammad  Qur'aan  Sunnah  Ssahhaabah  Imaan  Arkaan  Aqiidah  Fiqh  Tassawwuf   Kalender  Sekten  Religionen  Gebiete  Frontpage    Buch   Video   Name   Audio  Text    Shop   Impressum             

   Aus Gründen der leichteren Lesbarkeit beziehen sich geschlechtsspezifische Formulierungen teilweise auf "der Mensch".   Wenn nicht anders erwähnt, entsprechen rechtliche Angaben der Hhanifitischen Rechtsschule.         


  'Bid'ah  بدعة‎   Neueinführung in die Religion.

 

 

Jede Bid'ah (Neuerung) ist eine Irreführung. 

 

 

عنْ جَابِرِ بْنِ عَبْدِ اللَّهِ قَالَ كَانَ رَسُولُ اللَّهِ صَلَّى اللَّهُ عَلَيْهِ وَسَلَّمَ يَقُولُ فِي خُطْبَتِهِ يَحْمَدُ اللَّهَ وَيُثْنِي عَلَيْهِ بِمَا هُوَ أَهْلُهُ ثُمَّ يَقُولُ مَنْ يَهْدِهِ اللَّهُ فَلَا مُضِلَّ لَهُ وَمَنْ يُضْلِلْهُ فَلَا هَادِيَ لَهُ إِنَّ أَصْدَقَ الْحَدِيثِ كِتَابُ اللَّهِ وَأَحْسَنَ الْهَدْيِ هَدْيُ مُحَمَّدٍ وَشَرُّ الْأُمُورِ مُحْدَثَاتُهَا وَكُلُّ مُحْدَثَةٍ بِدْعَةٌ وَكُلُّ بِدْعَةٍ ضَلَالَةٌ وَكُلُّ ضَلَالَةٍ فِي النَّارِ

 

Dschabir ibn Abdullah berichtete: Der Gesandte Allahs, Friede und Segen seien auf ihm, lobte Allah in seiner Khutbah (Predigt), so wie Er es verdient gelobt zu werden und dann sagte er:

 

"Wen Allah leitet, den kann niemand in die Irre führen. Wen auch immer Allah in die Irre schickt, niemand kann ihn leiten. Das wahrhaftigste Wort ist das Buch Allahs, und die beste Rechtleitung ist die Rechtleitung Muhhammads. Die schlimmsten Dinge in der Religion sind die, die neu erfunden werden, denn jedes neu erfundene Ding ist eine Neuerung, jede Neuerung ist Irreführung, und jede Irreführung ist im Höllenfeuer."  (Sunan al-Nasaa'ii 1578)

 

 

Neueinführung (Bid'ah) darf nicht mit "Erneuerung" der Religion verwechselt werden und technische Erfindungen sind nicht mit Bid'ah gemeint, solange sie nicht - dem Sinn nach - Qur'aan und Sunnah widersprechen.

 

Bid'ah entsteht durch falsches Interpretieren von Qur'aan und/oder Hhadiithen (Überlieferungen) mit der Überzeugung das Richtige zu tun. Mit "Bid'ah" (Erneuerung) sind Neueinführungen in die Religion gemeint, welche dem Qur'aan bzw. der Sunnah (Handlungen des Gesandten Allahs - der Friede und der Segen Allahs seien auf ihm) dem Sinn oder der Ausführung nach widersprechen. Es wäre falsch die Bedeutung von Bid'ah auf Irrlehren und rituelle Handlungen, wie etwa im Ssalaah (Ritualgebet) zu beschränken; auch Neuerung in der Sunnah können Bid'ah sein.

 

Jemand der eine Bid'ah als Pflicht einführt oder verbreitet, der ist ein Mubtad'i  مبتدع (Neuerer, Ketzer), während seine Nachahmer ahnungslos sein können, was sie jedoch nicht generell entschuldigt. Wenn islamische Gelehrte einst von "guter Bid'ah"  (Bid'ah hhasana, Bidʿah maḥmuudah und bidʿah mubaahhah)" gesprochen haben, so war damit jeweils das gemeint, was dem Sinn nach ohnehin keine "Bid'ah ist die in's Feuer führt", wie etwa die Zählkette (meist Tasbihh genannt), das Ausziehen der Schuhe vor der Moschee zwecks Reinhaltung (früher war Sandboden) oder das Befolgen einer Rechtsschule (früher erübrigte die Anwesenheit des Gesandte Allahs Rechtschulen) usf.. Es ist aber nicht so, dass die frühen Gelehrten die Unterschiede zwischen Erneuerung in der verfallenden Religion und einer Neueinführung (Bid'ah) nicht gekannt hätten, vielmehr waren Erklärungen zu "Bid'ah hhasanah" damals noch nicht notwendig.

 

Bid'ah kann sowohl die 'Aqiidah (Glaubenslehre) als auch Praktiken betreffen, was aber in beiden Fällen zu diversen Irrlehren bzw. ins Feuer führt.

 

 

Beispiele von Bid'ah, welche 'Aqiidah (Grundüberzeugungen des Muslim) betreffen:

siehe auch Sekten; Neueinführungen in der 'Aqiidah können Kufr (Unglauben) bedeuten bzw. zu Kufr führen.

.

Allah in Seine Schöpfung zu inkarnieren indem man z.B glaubt: "Allah hat zwei physische Hände, oder "Allah ist oben und nicht unten." usf. ist versteckter Schirk (Götzendienst).

Zu glauben, ein Mensch könnte an der Macht Allahs teilhaben, indem z.B. gesagt wird: "... wenn So und So Allah etwas bittet, dann ist Allah verpflichtet den Wunsch zu erfüllen ......."

Ungläubige zu fragen, ob das Pflichtgebet verrichtet werden darf ....

Die Wahrheit zu relativieren, indem man z.B. sagt: "Muslime glauben dass, ..... usw...".

Zertifikate für "Strenggläubige" oder "praktizierende" Muslim auszustellen oder diese zu benützen um sich damit als "strenggläubig" zu qualifizieren.

Das Erinnern an den eigenen Geburtstags wenn man das Würdigen des Geburtstags des Gesandten Allahs ablehnt.

Das "Spekulieren" mit den Urteilen der Rechtsschulen je nach Situation; aussuchen was einem gerade bequemer vorkommt.

usw.

 

 

Beispiele von Bid'ah, welche 'Ibadah betreffen.

Den Monat Ramadaan zu beginnen oder zu beenden obwohl der Hilaal nicht gesehen wurde.

Zu glauben, dass während des Gemeinschaftsgebet die Füße mit den Gebetsnachbarn in der Reihe zusammenstoßen müssen.

Zu glauben, es unwichtig ist das Ssalah (Ritualgebet) regelmäßig ohne Kopfbedeckung zu verrichten obwohl man sich eine Kopfbedeckung leisten kann und weiß, dass der Gesandte Allahs mit seltenen Ausnahmen (wie etwa Hhadsch und 'Umrah) nur mit Kopfbedeckung gebetet hat.

usw.

 

Beispiele von Bid'ah, welche Handlungen ('Amaal) betreffen.

 Das Nachahmen der Kufaar (Ungläubigen),

 Den Bart modisch zu fassonieren, Kopfhaare seitlich kürzen und oben Haare lange wachsen lassen usw.

  Das Vermischen von Männern und Frauen, wie etwa bei Hochzeiten und anderen Anlässen.

usw.

 

.  Es ist Pflicht, dass die Reihen der Betenden vor dem Beginn des Ssalaah gerade ausgerichtet werden. Das kann gegebenenfalls durch Zusammenhaltens der Knöchel mit den Nebenstehenden erfolgen; gibt es aber am Boden gerade Linien, ist diese Methode nicht mehr notwendig. Das Zusammenhalten der Knöchel sit kein Teil des Ssallaah (Ritualgebets). Wird während dem Ssalaah versucht, die Knöchel oder Fußspitzen mit dem Gebetsnachbarn zusammenzubringen, dann ist das eine Bidah (Neueinführung in die Religion), die auch störend ist.

.

Bei Dunkelheit, unebenen Boden oder wenn keine Linien am Boden die gerade Ausrichtung der Gebetsreihen ermöglichen, ist die nachstehend im Hhadiith erklärte Methode, welche der Gesandte Allahs seinen Ssahhabah (Gefährten) zum Ausrichten der Reihen befohlen hat, anzuwenden:

 "Ich hörte, wie Nu'man ibn Baschir erzählte, dass der Gesandte Allahs sich den Leuten zuwandte und befahl: „Richtet eure Reihen auf. Bei Allah, ihr solltet eure Reihen begradigen, sonst wird Allah Zwietracht zwischen euren Herzen säen.“ Nu'man ibn Bashir sagt dann: „Ich sah, wie jeder seine Schultern mit den nächsten Personen und seine Knie und Knöchel mit den nächsten Personen verband

(Sunan Abi Dawud 1:104).

 

„In der Gebetsverbeugung (Rukuuʿ) und im Gebet sehe ich euch hinter meinem Rücken, wie ich euch vor mir sehe.

 Ṣaḥīḥ al-Buḫārī, Kapitel über das Gebet (Kitāb aṣ-Ṣalāt), Hhadiith Nr. 419

 

Wird diese Methode der Ausrichtung aber zum ritueller Bestandteil des Gemeinschaftsgebets (Ddscham'a-Ssalaah) verstanden und praktiziert, also wenn man glaubt, dass man die Füße während des Gebets immer wieder erneut mit seinen neben sich Betenden zusammenbringen muss, dann handelt es sich um eine Bid'ah, ganz abgesehen davon, dass dieses Verhalten im Ssalaah sehr störend ist. Diese Bid'ah - wie jede andere Bid'ah auch - wird natürlich mit der Überzeugung ausgeführt das Richtige zu tun, beruht aber auf einem falschen Verständnis mehrere dahingehenden Überlieferungen. In der Anweisung des Gesandten Allahs - möge der Friede und Segen Allahs auf ihm sein -  geht es eindeutig nicht um das Gebet (Ssalah) selbst, sondern um eine Methode zur geraden Ausrichtung der Gebetsreihen vor bevor das Ssalaah beginnt, indem Schultern, Knie und Knöchel - in einer Überlieferung auch der Hals - eine Linie bilden sollen. Heute sind in Gebetsräumen meist Linien am Boden oder spezielle Teppich, welche diese Methode vor dem Gebet überflüssig machen und es reicht, wenn Schulter an Schulter stößt und die Fersen (nicht die Fußspitzen) auf einer Linie stehen. Wenn etwa große und kleine Füße ihre Fußspitzen in eine Linie bringen, dann stehen die Betenden nicht mehr in einer Reihe, denn dann sind die Knöchel (bzw. Fersen) nicht mehr auf einer Linie. Ist es aber finster (etwa bei Stromausfall) oder ist man auf einem unebenen Gelände, dann wird die Methode der Reihenbildung - wie im Hhadiith erklärt - notwendig werden. Vielleicht erleben manche in Ermangelung einer spiritueller Dimension ein Zusammengehörigkeitsgefühl wenn sie ihre Füße zusammenstoßen lassen, doch dieses Gefühl rechtfertigt keine Bid'ah. Oft sieh man das Zusammenhalten der Fußspitzen um eine reihe zu bilden, wenn nun die Fußspitze von einem sehr großen Fuß mit den Fußspitze eines sehr kleinen Fußes zusammengehalten wird, dann ist dort keine grade Reihe nicht mehr möglich.

 

Abgesehen von diesen technischen Aspekten der "geraden Reihenbildung", handelt es sich bei dieser Überlieferung (es gibt mehrere Variationen) um eine arabische Redewendung, die wie viele Redewendungen eine Übertreibung darstellt. Es ist physische unmöglich, gleichzeitig Knie (es sei denn, mit extremen O-Beinen), Knöchel und Schultern, (geschweige den Hals, der in einer Überlieferung erwähnt wird) mit dem Nebenstehenden zusammenstoßen zu lassen. Würde man aber von der Seite zwischen die Gebetsreihen hineinsehen, dann können durchaus "Schultern, Knie, Knöcheln und sogar der Hals" in einer Reihe gesehen werden.

 

Verschiedene Körpermaße der Betenden, wie etwa wenn einer sehr groß ist und der neben ihm Stehende sehr klein, machen den Sinn der Methode deutlich:

Es geht um die Ausrichtung der Reihen vor dem Gebet, nicht um einen rituellen Bestandteil des Gebet selbst. .Wird aber diese Methode zur Ausrichtung der Reihen als ritueller Bestandteil des Gebet verstanden bzw. praktiziert, dann handelt es sich um eine rituelle Bid'ah. In keinem der vier Madhaa'hib (Rechtschulen) sollen die Füße während des Gebets mit den Nebenbetenden zusammengehalten werden, wodurch klar ist, das dies falsch ist.

.