Das arabische Wort "Madhhab" (Pl. Madhaahib مذاهب), abgeleitet von dhahaba ذهب (gehen) was "Weg, Lehre, Schule" bedeutet, kann grundsätzlich sowohl für "Schule der Glaubenslehre" (Aqiidah-Schule) als auch für "Schule des Rechts"(Fiqh-Schule) benützt werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch ist mit dem alleinstehenden Wort "Madhhab" fast immer eine Rechtschule und nicht eine Aqiidah-Schule gemeint. Um in diesem Text Eindeutigkeit zu bewahren, verwende ich die Begriffe: "Glaubenslehre"und "Rechtsschule"und "Madhhab"steht auch für Rechtsschule. Keineswegs sind die Rechtsschulen verschiedene Sekten, wie manche es darzustellen versuchen, sondern vielmehr sind diejenigen, welche keiner Rechtsschule folgen, sehr gefährdet falsche Ansichten zu entwickeln, welche aus dem Islam hinausführen können. So haben z.B. Schiiten oder Salafiten ihre speziellen Glaubenslehren, innerhalb welcher sie wiederum Rechtsschulen entwickeln; bei Schiiten ist dies ausgeprägter, bei Salafiten kann der Eindruck entstehen, dass jeder seine eigene Rechtsschule hat. Daher ist es grundlegend falsch, Glaubenslehrern mit Rechtsschulen zu vergleichen, wie dies allerdings in diversen Spekulationen immer wieder gemacht wird.
Die Rechtsschulen (Madhaahib) wurden aber nicht als solche gegründet, sondern erwuchsen aus Notwendigkeit. Es war und ist für die grosse Mehrheit der Muslime nicht möglich, genügend Wissen zu erwerben um selbst richtige Entscheidungen aus Qur'aan und Sunnah abzuleiten. So entstanden durch Fragen der Unwissenden also sich verschiedene "Schulen der Rechtsfindung" (Madhaahib) im Kontext der authentischen Glaubenslehren, aber nur vier haben sich in der Praxis erhalten. Dies sind die Sammlungen von Rechtsfindungen (Idschtihaad) der Gelehrten: Imaam.Abu.Hanifa, Imaam.Malik, Imaam.Schafii, und Imaam.Hanbal. Abgesehen davon, dass keiner dieser Gelehrten die Absicht hatte eine "Rechtsschule" zu gründen, unterschieden sie sich durch Methodik in der Rechtsfindung (Idschtihaad) und das hat, obwohl die Quellen meist gleich waren, teilweise zu unterschiedlichen Rechtsschlüssen Fatwas geführt. So verliert man etwa nach einer Rechtsschule die rituelle Reinheit (Tahaarah) bei einer unabsichtlichen Berührung von Mann und Frau, hingegen bei der anderen Rechtsschule nicht. Diese Unterschiede sind ein Segen, denn sie bringen zum Ausdruck, wie beschränkt der Mensch im Wissen ist und dass es durchaus mehr als eine richtige Antwort auf eine Frage geben kann.
Es ist für den Muslim verpflichtend einer bestimmten Rechtsschule zu folgen, anderseits wüsste er z.B. nicht, ob er nun für das Ritualgebet die notwendige Reinheit hat oder nicht. Folgt ein Muslim der authentische Glaubenslehre im Herzen, so wird er trotz fehlender Reinheit (sofern er diesen Mangel nicht leugnet, einmal das Paradies erreichen.
Rechtsschulen sind unerlässliche Instrumente für Muslime, welche den authentischen Islam praktizieren wollen, ohne selbst Gro ssgelehrte werden zu müssen, was heute wegen der formalen - nicht geistigen - Entfernung zu Rasullullah unmöglich ist. Muslime wissen mittels ihrer Rechtsschule beispielsweise, wie sie die rituelle Waschung richtig durchzuführen haben, ohne die entsprechenden Überlieferungen, noch die arabische Sprache und eine Reihe anderer Wissenschaften studiert zu haben.
Anders als in
Glaubensfragen, ist etwa
in rituellen
Belangen das Befolgen einer Rechtschule
bzw. das
Nachahmen (Taqliid)
für alle die nicht Gross
Es wird gefragt: "Ist es nicht falsch einer Madhhab anstelle direkt Qur'aan und Sunnah zu folgen, so sich Gelehrte doch geirrt haben können?". Dem ist zu antworten, dass die Frage unsinnig ist, denn die Absicht einem Madhhab zu folgen, ist ja dadurch dem Qur'aan und der Sunnah zu folgen, weil man selbst nicht in der Lage ist, die richtigen Schlussfolgerungen bei Bedarf schnell genug zu ziehen. Dies ist vergleichbar einer Auskunft die man sich am Bahnschalter holt, um zu wissen, welcher Zug wohin fährt, obwohl man theoretisch auch alle Züge zuerst selbst beobachten könnte. Die Madhaa'hib sind die beste Hilfe dem Qur'aan und der Sunnah zu folgen und die theoretische dort zu findenden Fehler sind im Vergleich zu den Fehlern die man selbst machen würde, sehr gering. ausser den Ambiaa, welche ma'asuum sind, sind Menschen nicht vor Sünden geschützt; weder die ss ahhaabah, noch die Auliaa (Heilige). Das Befolgen eines Madhhabs, ermöglicht das Folgen von Qur'aan und Sunnah in der bestmöglichen Weise. Wir folgen einem Imaam also nur daher, weil dieser der beste Weg ist um Qur'aan und Sunnah zu folgen. Die gross en Gelehrten der Madhaahib waren näher an der Quelle, haben ein moralisch beispielhaftes Leben geführt und hatten ein enormes Wissen und wurden tausendfach von tausend 'Ulemaa (Gelehrten) über tausend Jahre überprüft. Indem wir also einem Madhhab folgen, folgen wir in der Tat nur dem Weg des Rasuul (der Friede und Segen Allahs sei auf ihm) und es kann nur Arroganz und Dummheit sein, wenn man sich einbildet, direkt Qur'aan und Sunnah folgen zu wollen, auch wenn die Absicht dabei gut ist. Ausgenommen ist der Gelehrte im Rang eines Mudschtahid, den es vermutlich nicht mehr gibt. Und der Mutschtahid würde weder einen neuen Madhhab gründen noch jemanden dazu verleiten, aus Qur'aan und Sunnah selbst rechtliche Schlussfolgerungen zu ziehen, denn es würde nur Fitnah (Uneinigkeit) verbreiten.
Natürlich ist es befriedigend für die Nafs, sich selbst als Kenner von Qur'aan und der Sunnah zu wähnen oder gar Fatwas zu geben, doch die Wahrscheinlichkeit, dass die Schlussfolgerungen entlang eigener Bedürfnisse und Wünsche verlaufen ist zu vermuten, denn selbst umfangreiches Wissen schützt davor noch lange nicht; vielmehr bedarf es auch der Lebensqualität welche Ihhsaan genannt wird, um in den Rang eines Mutschtahids zu gelangen.
Wenn man sich vorstellt, dass alle Muslime
Qur'aan und Sunnah zu studieren anfangen, damit sie fähig wären ohne Madhhab
dem Islam entsprechen zu können, also Mudschtahid
werden, dann haben
Bauern keine Zeit mehr für ihre Felder und Mütter für Ihre Kinder usf..
Tatsächlich dürfte von hundert Muslimen einer etwas Wissen haben und von 100
mit etwas mehr Wissen, wieder einer mit etwas mehr Wissen und der Weg zum
Mutschtahid
wird sehr schmal. In weiterer Folge müssten diejenigen,
welche noch nicht Mutschtahid
geworden sind, an Stelle direkt
Qur'aanund Sunnahzu folgen, wiederum Andere fragen, könnten da
aber gleich einem
Madhhab
folgen. Ich will hier Niemanden vom Studium
des
Qur'aans
und der
Sunnah
abraten,
ganz im Gegenteil, aber warnen, keinem Madhhab zu folgen, denn die
Gefahr ist gross
Heute gibt es vielerlei Gruppen, welche sich einbilden, keinem oder keinem bestimmten Madhhab folgen zu müssen; man hört sie dann zur Begründung ihrer selbst gebastelten Idschtihaads sagen: "Das steht ja so nicht im Qur'aan", unterstellend, dass die führenden 'Ulamaa' (Gelehrten) nicht wussten, was im Qur'aan stünde und wie dies zu verstehen sei. Andere Sekten wiederum sagen "Islam ist flexibel" um sich bei den Kufaar (Ungläubigen) einzuschmeicheln und derart diverse Geschäfte und gesellschaftliche Beziehungen als legal zu erklären. Im Grunde kann man ohne Madhhab alles umdrehen und produziert entsprechend der eigenen Bedürfnisse Fake- Fatwas (Fake - Rechtsgutachten).
Rechtslehre (Figh) nach Imam Abu Hanifia Das elementare Handbuch der Rechtslehre nach Imam Abu Hanifa, zusammengestellt von Qadhi Thanaa Ullah / Originaltitel: "Ma Laa Budda Minhu" (An dem man nicht vorbeikommt). Hier kann der Muslim die wichtigsten Fragen beantwortet finden. "Hhadsch" ist nicht inkludiert.
Itjtihad &
Taqleed ... So, the meaning of taqlid
is to follow some acts or statements while considering someone as an authority
in Shari’ah, and our knowledge of Shari’ah is NOT comparable
to his (or any where close), but his words and acts are not the last words and
statements on ...
Taqleed
On the necessity of following qualified Islamic scholarship.
Warum ist es
notwendig einer Rechtsschule zu folgen?
Nuh Ha Mim Keller 1995 / eine kurze
Begründung.
Vorbemerkung
des Übersetzers Abd al-Hafidh Wentzel zum Artikel "Über die vier
Rechtsschulen..."von Abd Al-Hakim Murad
Über die vier Rechtsschulen und warum es notwendig ist, einer von ihnen
zu folgen.
Abd al-Hakim Murad / deutsche Übersetzung / aus Morgenstern 1997
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